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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hab' meine Nummer neben das Telefon gelegt, damit Sie sie nicht lange suchen müssen. Und bevor Sie wieder losziehen und in den nächsten Sumpf fallen, sagen Sie mir Bescheid. Ich weiß, ich soll Sie nicht bemuttern, aber einer muß wissen, wo man nach Ihnen suchen soll. Das müssen Sie mir versprechen, oder ich werde einen Detektiv engagieren, der Ihnen nachspioniert.«
    Ich streckte die Hand aus. »Abgemacht, Onkel.«
    Dieser Ehrentitel rührte ihn so sehr, daß er Peppy eine strenge Ansprache hielt und ihr ihre Pflichten ins Gedächtnis rief, bevor er sich mit einem Schlag auf meine schmerzende Schulter verabschiedete und ging.
    Ich bin keine Teetrinkerin, aber es war angenehm, daß ich mich eine Weile nicht vom Fleck zu rühren hatte. Ich schenkte mir eine Tasse Tee ein, dazu viel Sahne, und steckte abwechselnd mir und Peppy eine Weintraube in den Mund. Sie saß aufrecht da, beobachtete mich unentwegt, keuchte dabei leise - sie nahm ihre Aufsichtspflicht ernst.
    Ich zwang mich, an die Zeit vor dem Überfall zu denken. Seitdem waren nur drei Tage vergangen, aber meine grauen Zellen arbeiteten, als ob sie seit Jahren nichts zu tun gehabt hätten. Wenn jeder einzelne Muskel schmerzt, ist es schwer, sich vorzustellen, wie man sich vorher gefühlt hat.
    Am Montag abend hatte man mir nahegelegt, aus South Chicago zu verschwinden. Am Mittwoch hatte man mich höchst effektiv außer Gefecht gesetzt. Etwas, was ich am Dienstag getan hatte, mußte diese prompte Reaktion herausgefordert haben. Ich versuchte mich zu erinnern, was an diesem Tag passiert war.
    Ich hatte Art Jurshaks Versicherungsbericht gefunden und mit Ron Kappelman darüber gesprochen. Für Art junior hatte ich eine Nachricht hinterlassen des Inhalts, daß sich der Bericht in meinem Besitz befand. Es waren greifbare Papiere; enthielten sie etwas, das soviel Schaden anrichten konnte, daß jemand bereit war zu töten, um sie in seinen Besitz zu bringen? Sollte Kappelman etwas verheimlichen, würde es nicht leicht sein, die Wahrheit aus ihm herauszuholen, aber Jurshak war ein so zerbrechlicher junger Mann, daß ich mir gute Chancen ausrechnete, ihn zum Sprechen zu bringen. Wenn ich nur wüßte, wo er steckte. Falls er noch am Leben war.
    Andererseits durfte man über diesen beiden die anderen Personen, die in den Fall verwickelt waren, nicht aus den Augen verlieren. Curtis Chigwell zum Beispiel. In der Nacht zum Dienstag hatte ich Murray Ry-erson auf ihn angesetzt, und zwölf Stunden später wollte er sich umbringen. Und dann war da noch der menschenfressende Hai, Gustav Humboldt. Was immer Chigwell wußte, was immer sie über Joey Pankowski und Steve Ferraro zu verbergen suchten - Gustav Humboldt war sicher im Bild. Andernfalls hätte er nie versucht, mir diesen Bären über zwei unmaßgebliche Arbeiter aufzubinden. Und der Versicherungsbericht, den Nancy aufgetrieben hatte, stand in Zusammenhang mit seiner Firma. Das Ganze mußte eine Bedeutung haben - ich wußte nur noch nicht, welche. Schließlich und endlich gab es auch noch Caroline. Nachdem mir aufgegangen war, daß sie Louisa beschützte, war ich mir sicher, daß ich sie zum Reden bringen konnte. Vielleicht wußte sie sogar, was es mit Nancys Versicherungsbericht auf sich hatte.
    Ich nahm die Decke von meinen Beinen und stand auf. Peppy sprang ebenfalls sofort auf und wedelte mit dem Schwanz in der Meinung, wir würden laufen. Als der Ausflug am Telefon ein frühzeitiges Ende fand, ließ sie sich zutiefst deprimiert wieder fallen. Die SCRAP-Sekretärin teilte mir mit, daß sich Caroline in einer Besprechung befand und nicht gestört werden wollte. »Bitte«, sagte ich, »schreiben Sie folgendes auf einen Zettel und bringen Sie ihn ihr: >Louisas Lebensgeschichte auf der ersten Seite des H erald-Star?< Und setzen Sie meinen Namen dazu. Ich garantiere Ihnen, daß sie innerhalb von Sekunden mit mir sprechen wird.« Ich mußte ihr noch ein bißchen gut zureden, aber schließlich tat die Sekretärin, wie ihr geheißen. Ich ging mit dem Telefon zum Sessel, wobei mir Peppy voller Verachtung zusah. Den zu erwartenden Sturm wollte ich lieber im Sitzen über mich hinwegziehen lassen.
    Caroline kam ohne Umstände zur Sache. Ich ließ sie eine Weile toben, ohne einzuschreiten. Sie zerriß meinen Charakter in der Luft, brachte ihr Bedauern zum Ausdruck, daß ich letztlich heil und unversehrt aus dem Sumpf wiederauferstanden war, beklagte, daß ich nicht im Schlamm begraben lag.
    An dieser Stelle unterbrach ich sie.

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