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Blood Shot

Blood Shot

Titel: Blood Shot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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»Caroline, das war gemein und beleidigend. Wenn du nur über ein Fünkchen Vorstellungskraft oder Einfühlungsvermögen verfügen würdest, hättest du so etwas nicht gedacht, geschweige denn ausgesprochen.«
    Sie verstummte für einen Moment und sagte dann barsch: »Tut mir leid, Vic. Aber du solltest mir nicht Nachrichten überbringen lassen, in denen du Ma bedrohst.«
    »Richtig. Ich weiß. Ich weiß, daß du dich aufgeführt hast wie ein wildgewordener Kindergartenknirps, weil es jemand auf Louisa abgesehen hat. Aber ich muß wissen, wer das war und warum.«
    »Woher weißt du das?« platzte sie heraus.
    »Dein Charakter verrät dich, Baby. Es hat nur ein bißchen gedauert, bis es mir wieder eingefallen ist. Du manipulierst die Leute, du biegst dir die Spielregeln so zurecht, daß du immer kriegst, was du willst, aber du bist kein Feigling. Dir kann man nur mit einer einzigen Sache Angst einjagen.«
    Eine Weile sagte sie nichts: »Ich werde weder sagen, daß du recht noch daß du unrecht hast. Ich kann einfach nicht darüber reden. Wenn du recht hast, wirst du verstehen warum. Wenn du nicht recht hast, dann bin ich eben ein Kindergartenknirps.«
    Ich legte all meine Entschiedenheit in meine Stimme: »Caroline, es ist wichtig. Wenn dir jemand damit gedroht hat, Louisa etwas anzutun für den Fall, daß du mich nicht dazu bringst, die Suche nach deinem Vater aufzugeben, dann muß ich wissen, was der Grund dafür ist. Denn das würde bedeuten, daß zwischen Nancys Tod und meinen Nachforschungen über Joey Pankowski und Steve Ferraro eine Verbindung besteht.«
    »Davon müßtest du mich erstmal überzeugen, und ich glaub' nicht, daß du das kannst.« Sie klang ernst, erwachsener als sonst.
    »Laß es mich zumindest versuchen. Wie wär's, wenn du morgen vorbeikommen würdest? Wie du dir vorstellen kannst, bin ich nicht so gut drauf, sonst würde ich heute abend noch bei dir vorbeischauen.«
    Sie stimmte schließlich widerwillig zu, am nächsten Nachmittag vorbeizukommen. Wir verabschiedeten uns in besserem Einvernehmen, als ich es noch vor zehn Minuten für möglich gehalten hätte.

27
    Das Spiel geht los
    Mattigkeit überwältigte mich. Das kurze Gespräch mit Caroline hatte mich erschöpft. Ich schenkte mir Tee nach und schaltete den Fernseher an. Was sollte ich schon untertags tun, solange ich keinen Sport treiben konnte? Ich gelangte von einer kitschigen Serie über einen tränenreichen Gottesdienst zu Sesamstraße und schaltete angewidert wieder aus. Papiere und Rechnungen zu ordnen, war in meinem geschwächten Zustand zuviel verlangt; ich legte mich aufs Sofa und wickelte mich für ein Schläfchen in die Decke.
    Zwanzig Minuten bevor Kappelman eintreffen sollte, wachte ich auf und taumelte ins Bad, um mir das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Jemand hatte alle schmutzigen Handtücher gestohlen, Waschbecken und Badewanne geschrubbt und Kosmetik- und Make-upUtensilien ordentlich aufgereiht. Meine Verblüffung war noch größer, als ich einen Blick ins Schlafzimmer warf und entdeckte, daß das Bett gemacht und Kleider und Schuhe aufgeräumt waren. Der Anblick der Ordnung tat meinem angeschlagenen Zustand gut.
    Nancys Papiere hatte ich zwischen den Notenheften auf dem Klavier versteckt. Die Heinzelmännchen hatten alles in Reih und Glied gestapelt, aber der Versicherungsbericht lag unberührt zwischen dem Italienischen Liederbuch und Mozarts Konzertarien.
    Ich versuchte mich gerade an No, no, che non sei capace, dessen Titel wunderbar auf meine Lage zuzutreffen schien, als Kappelman klingelte. Bevor ich die Sprechanlage erreichte, war Mr. Contreras bereits in die Eingangshalle gestürzt, um ihn zu überprüfen. Als ich die Wohnungstür öffnete, hörte ich, wie sie gemeinsam die Treppe heraufkamen. Mr. Contreras bemühte sich, das Mißtrauen zu unterdrücken, das er gegen jeden meiner männlichen Besucher hegte. Kappelman dagegen bemühte sich, seine Ungehaltenheit über die Begleitung zu verbergen.
    Kaum war er um die Ecke gebogen und hatte mich gesichtet, als mein Nachbar zu sprechen begann. »Hallo, Schätzchen. Haben Sie sich ausgeruht? Ich will nur unsere Prinzessin abholen. Jemand muß sie schließlich ausführen und füttern. Sie haben ihr doch hoffentlich keinen Käse gegeben? Ich wollt' es Ihnen noch sagen - sie verträgt ihn nicht.«
    In der Wohnung kontrollierte er sofort, ob Peppy irgendwelche Krankheitssymptome aufwies. »Sie können Sie zur Zeit natürlich nicht allein ausführen, und gehen Sie ja

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