Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
kam mir ein seltsamer Gedanke. Stammten Treys jüngste Prellungen wirklich alle vom Sport? Er sprach oft von seiner Familie, und ich fragte mich plötzlich, ob ihn vielleicht etwas weitaus Gemeineres, als ich dachte, von der Schule fernhielt. Es war eine beunruhigende Idee, eine, mit der ich nicht viel Erfahrung hatte. Ein weiteres Summen meines Handys riss mich aus diesen Sorgen.
Ich schaute auf das Telefon und fand noch eine SMS von Adrian – eine lange, die zwei Nachrichten umfasste. Es war eine Antwort auf meine Frage, warum er einen Kurs in Selbstverteidigung belegen wollte.
Grund, S&D aus dem Weg zu gehen. Außerdem bist du nicht die Einzige, die vlt Schutz braucht. Diese Männer waren Menschen und wussten, dass S ein Vampir war. Vlt gibt es Vampirjäger wirklich. Je darüber nachged8, ob Clarence vlt recht hat?
Ungläubig starrte ich das Telefon an und verarbeitete Adrians Worte und die Konsequenzen des Überfalls vom vergangenen Abend.
Je darüber nachged8, ob Clarence vlt recht hat?
Nein. Bis zu diesem Augenblick hatte ich das nicht getan.
Kapitel 12
A ls ich zum Abendessen auftauchte, saß Brayden mit einem Laptop in einer Nische. »Ich bin früher gekommen«, erklärte er. »Ich hatte mir gedacht, ich könnte vielleicht was tun. Bist du mit deiner Arbeit fertig?«
»Allerdings. Ich hab mal ein bisschen über Kurse in Selbstverteidigung herumgesucht. Du glaubst nicht, was ich herausgefunden habe.«
Ich setzte mich neben ihn an den Tisch, um seinen Laptop benutzen zu können. Wie gewöhnlich roch er nach Kaffee. Daran würde ich mich nie sattriechen können, überlegte ich und dirigierte ihn zu einer Website, die ich vorhin, bevor ich losgezogen war, gefunden hatte. Eine solche Website mit ihren unendlich vielen überkandidelten animierten Bildchen hätte ich schon vor ungefähr zehn Jahren entwerfen können. Wolfe-Schule für Selbstverteidigung – Malachi Wolfe, Trainer.
»Echt?«, fragte Brayden. »Malachi Wolfe?«
»Für seinen Namen kann er nichts«, erwiderte ich. »Und sieh mal – er hat tatsächlich eine ganze Anzahl von Preisen und Empfehlungen.« Einige der Preise stammten sogar aus jüngster Zeit. Die meisten waren allerdings mehrere Jahre älter. »Hier, das ist der beste Teil.«
Ich klickte auf einen Link mit der Überschrift »Nächste Kurse«. Malachi Wolfe hatte einen ziemlich vollen Terminkalender, aber ein Teil war vielversprechend. Morgen würde ein vierwöchiger Kurs beginnen, einmal die Woche.
»Das ist zwar nicht direkt die Art Lehrer, die ich im Sinn hatte«, gab ich zu, »aber der Kurs geht sofort los.«
»Dauert zwar nicht sehr lang«, meinte Brayden. »Wäre aber zumindest eine gute Einführung. Warum das Interesse?«
Ein Bild von der Gasse blitzte in meinem Kopf auf, die Gestalten in der Dunkelheit und das hilflose Gefühl, als ich gegen die Mauer gestoßen worden war. Mir stockte der Atem, und ich musste mir ins Gedächtnis rufen, dass ich mich jetzt nicht mehr in der Gasse aufhielt. Ich befand mich in einem hell erleuchteten Restaurant mit einem Jungen, der mich mochte. Also war ich in Sicherheit.
»Ähm, ich glaube, es ist für eine Frau wichtig, so was zu lernen«, sagte ich. »Obwohl … der Kurs steht Männern und Frauen gleichermaßen offen.«
»Versuchst du, mich anzuwerben?« Zuerst dachte ich, er meine es ernst, aber als ich aufschaute, lächelte er.
Ich grinste. »Wenn du willst. Ich dachte an – meinen Bruder. Er hat auch Interesse.«
»Ist wahrscheinlich das Beste, wenn ich da nicht mitmache. Obwohl ich Kampfkünste als Wahlfach am College belegen wollte.« Brayden klappte seinen Laptop zu, und ich setzte mich wieder auf die andere Seite des Tisches. »Ganz egal, ihr klebt offenbar ziemlich aneinander in eurer Familie. Ich weiß nicht so recht, ob ich mich da reindrängen sollte.«
»Wahrscheinlich eine kluge Idee«, stimmte ich zu und überlegte, dass er nicht einmal die Hälfte von allem wusste. Das Abendessen war gut, ebenso wie unser anschließendes Gespräch über Thermodynamik. Doch trotz des faszinierenden Themas ertappte ich mich oft dabei, dass meine Gedanken abschweiften. Ich musste mich immer wieder neu auf das konzentrieren, was Brayden gerade sagte. Der Überfall und Adrians lässige Bemerkung über Vampirjäger hatten mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben.
Trotzdem blieben wir lange in dem Restaurant. So lange, dass es bei unserem Aufbruch schon vollkommen dunkel war. Ich hatte ziemlich in der Nähe geparkt – und nicht mal an
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