Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
würde.
Erst als ich alle Möglichkeiten erschöpft hatte (und einige Male meine Mailbox überprüft hatte, ob sie bereits geantwortet hatte), machte ich mich endlich an die Hausaufgaben. Wie üblich fesselte mich jede einzelne mehr oder weniger – bis auf eine.
Die von Ms Terwilliger.
Dieses dumme Buch lag auf meinem Schreibtisch, starrte mich an und forderte mich heraus, es zu öffnen. Ich hatte immer noch einige Tage Zeit, bevor ihr Zauberspruch fällig war, Zeit, die ich in die Länge ziehen konnte. Ich akzeptierte jedoch allmählich, dass diese Hausaufgabe nicht von sich aus verschwinden würde. Wenn man bedachte, wie lange einige dieser Vorbereitungen dauerten, war es vielleicht das Beste, in den sauren Apfel zu beißen und die Sache hinter mich zu bringen.
Entschlossen ging ich mit dem Buch zu meinem Bett hinüber und schlug das Inhaltsverzeichnis auf, um einige der Zauber zu überfliegen, die sie mit mir durchgegangen war. Bei den meisten krampfte sich mir der Magen zusammen, und sämtliche Instinkte sagten mir, wie falsch es war, mit diesen Zauber auch nur anzufangen. Magie ist was für Vampire, nicht für Menschen.
Ich hielt das zwar immer noch für wahr, aber der analytische Teil meines Verstandes konnte nicht umhin, einige der Defensivzauber auf verschiedene Situationen anzuwenden. Ganz ähnlich wie meine Entscheidung, Blut zu geben, ließen mich jüngste Ereignisse die Welt anders betrachten. War Magie denn falsch? Ja. Aber dieser Blendzauber wäre in der Gasse vor ein paar Tagen gewiss nützlich gewesen. Einen anderen Zauber, einen, der Leute vorübergehend bewegungsunfähig machte, hätte ich zur Flucht vor den Jägern im Café nutzen können. Sicher, er hielt nur dreißig Sekunden lang, aber das wäre mehr als genug Zeit gewesen.
Ich ging die Liste immer weiter und weiter durch. Diese Zauber waren alle so falsch und doch … auch wieder so nützlich. Wenn ich nicht den Feuerzauber gesehen hätte, den ich gewirkt hatte, um einen Strigoi in Brand zu stecken, hätte ich nicht geglaubt, dass eine dieser Formeln überhaupt funktionieren könnte. Aber nach allem, was ich wusste, funktionierten sie.
So viel Macht … die Fähigkeit, mich selbst zu schützen …
Sofort tadelte ich mich für einen solchen Gedanken. Ich brauchte keine Macht. Diese Denkungsart war es, die solche Freaks wie Liam zu dem Versuch verleitet hatte, zu einem Strigoi zu werden. Obwohl … war es wirklich das Gleiche? Ich wollte keine Unsterblichkeit. Ich wollte anderen nicht schaden. Ich wollte lediglich mich selbst und jene, die mir am Herzen lagen, beschützen. Wolfe hatte mir viel beizubringen, aber seine Präventivtechniken würden sicher nicht helfen, wenn entschlossene Vampirjäger Sonya und mich erneut in die Enge trieben. Während die Zeit verging, wurde mir klar, dass die Jäger sehr entschlossen waren.
Ich kehrte zum Inhaltsverzeichnis zurück und fand mehrere nützliche Zauber, deren Herstellung einfach wäre. Ms Terwilliger zufolge besaß jemand wie ich auf Grund eines angeborenen Talents (woran ich nicht so ganz glaubte) und der rigorosen Alchemistenausbildung in Abschätzung und Aufmerksamkeit fürs Detail ein großes Potenzial für Magie. Es war nicht schwer herauszufinden, wie viel Zeit ich für die Herstellung eines dieser wahrscheinlichen Kandidaten bräuchte.
Die Frage war, welchen Zauber wollte ich wirken? Wofür hatte ich Zeit?
Die Antwort war sehr einfach.
Ich hatte Zeit für alle.
Kapitel 17
A drians Wagen fuhr wie ein Traum.
Als ich mich hinter das Lenkrad setzte, vergaß ich fast, auf Verfolger zu achten. Tatsächlich vergaß ich sogar beinahe, dass ich uns zu Wolfe fahren und Adrian zeigen sollte, wie man eine Gangschaltung benutzte. Stattdessen war ich ganz fasziniert davon, wie der Motor summte und das Leder duftete. Nachdem wir Adrians Viertel verlassen hatten, musste ich mich zügeln, um nicht in den überfüllten Straßen von Palm Springs das Gaspedal durchzutreten. Ein solches Auto schrie einfach danach, auf freier Strecke losgelassen zu werden. Ich hatte Braydens Mustang schon bewundert, aber diesen Wagen hier himmelte ich an.
»Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich gerade in jemandes Date geplatzt bin«, bemerkte Adrian, sobald wir den Highway erreicht hatten. Niemand hatte uns aus dem Zentrum verfolgt, und ich fühlte mich schon viel sicherer. »Als würde ich euch beide stören. Wenn du mich irgendwo rauswerfen willst – bitte, ich habe Verständnis.«
»Hm?«
Ich hatte
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