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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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fassen, dass Adrians lustlose Haltung hier das Problem gewesen war. Ich hatte erwartet, der Haken wäre der, dass ich keinen Vampir anrühren wollte, aber das machte mir überhaupt nichts aus. Ich sah keinen Vampir in ihm. Er war Adrian und mein Partner in diesem Kurs. Er musste die Bewegungsabfolge lernen. Alles war sehr pragmatisch. Hätte ich es nicht besser gewusst, so hätte ich fast gesagt, dass Adrian Angst davor hatte, mich zu berühren – was keinen Sinn ergab. Moroi hatten diese Blocks nicht. Stimmte etwas nicht mit mir? Warum wollte mich Adrian nicht anfassen?
    »Was ist?«, fragte ich, sobald wir im Wagen saßen und in die Stadt zurückfuhren. »Ich hab verstanden, dass du kein Sportler bist, aber was war da drin los?«
    Adrian wich meinem Blick aus und starrte stattdessen strikt aus dem Fenster. »Ich glaube, das ist wirklich nicht mein Ding. Vorher wollt ich ja gern den Helden spielen, aber jetzt … ich weiß auch nicht. Das ist keine gute Idee. Es ist mehr Arbeit, als ich gedacht hatte.« In seiner Stimme lag ein schnippischer, abschätziger Tonfall, den ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gehört hatte.
    »Du wolltest doch gewisse Sachen beenden, die du angefangen hast?«, fragte ich. »Zudem hast du mir erklärt, dass du dich geändert hättest.«
    »Das galt für Kunst«, antwortete Adrian schnell. »Ich nehme immer noch an diesen Kursen teil, oder etwa nicht? Die habe ich nicht geschwänzt. Ich will nur den hier nicht fortsetzen. Keine Sorge. Jetzt, da ich mehr Geld habe, werde ich dir die Kursgebühr zurückzahlen. Du sollst nicht darauf sitzen bleiben.«
    »Das spielt keine Rolle«, wandte ich ein. »Es ist trotzdem Verschwendung! Vor allem, weil das, was Wolfe uns zeigt, nicht allzu schwierig ist. Wir zerreißen uns nicht selbst, wie Angeline und Eddie. Warum fällt es dir so schwer, dabeizubleiben und ein bisschen was zu lernen?« Meine früheren Selbstzweifel kehrten zurück. »Willst du einfach nicht mit mir arbeiten? Stimmt … stimmt irgendetwas nicht mit mir?«
    »Nein! Das ist es natürlich nicht. Absolut nicht«, sagte Adrian. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, dass er mich endlich ansah. »Vielleicht kann ich nur eine begrenzte Menge an Dingen gleichzeitig lernen. Ich meine, ich soll ja auch lernen, mit einer Gangschaltung zu fahren. Nicht, dass in dieser Hinsicht was passiert.«
    Ich hätte mir am liebsten an die Stirn geschlagen. In meiner Enttäuschung über den Kurs hatte ich vollkommen vergessen, Adrian beizubringen, wie man den Wagen fuhr. Ich kam mir vollkommen idiotisch vor, obwohl ich immer noch sauer auf ihn war, weil er Wolfe aufgeben wollte. Ich sah auf die Uhr. Heute Abend hatte ich in der Amberwood noch einiges zu erledigen, fühlte mich aber verpflichtet, meinen vernachlässigten Unterricht wettzumachen.
    »Wir werden üben, sobald wir wieder in deinem Viertel sind«, versprach ich. »Wir fangen langsam an, und ich zeige dir alles, was du tun musst. Ich lasse dich vielleicht heute Abend sogar schon mal um den Block fahren, wenn du den Eindruck machst, dass du im Unterricht aufpasst.«
    Die Verwandlung Adrians war bemerkenswert. War er eben noch mürrisch und voller Unbehagen gewesen, so zeigte er sich jetzt fröhlich und energiegeladen. Es war mir ein Rätsel. Sicher, Autos und Autofahren faszinierten mich, aber das Erlernen der manuellen Gangschaltung war technisch gesehen doch aufwendiger als Wolfes Ausweichtechniken. Warum fielen sie ihm so schwer, während der Schalthebel so einfach schien?
    Nach unserer Rückkehr blieb ich noch etwa eine Stunde. Man musste es Adrian ja lassen: Er achtete auf jedes Wort, das ich sagte, obwohl die Resultate widersprüchlich waren, wenn ich ihn etwas fragte oder ihn tatsächlich etwas versuchen ließ. Manchmal antwortete er wie ein Profi. Dann wieder schien er bei Dingen, von denen ich hätte schwören können, dass er sie begriffen hatte, völlig zu schwimmen. Am Ende der Stunde hielt ich es für vertretbar, ihn langsam auf den leeren Straßen fahren zu lassen. Hier war er weit entfernt vom Highway oder vom Stop-and-go-Verkehr einer belebten Stadt.
    »Sieht so aus, als erwarteten uns in der Zukunft weitere Lektionen«, erklärte ich ihm anschließend. Ich hatte den Wagen hinter seinem Wohnhaus geparkt, und wir kehrten zum Haupteingang und zu Latte zurück. »Bewege diesen Wagen nicht mehr als eine halbe Meile weit. Ich hab den Tacho überprüft. Ich werd’s merken.«
    »Registriert«, antwortete er immer noch grienend.

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