Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Untersuchungen beobachtet hatte. Desinfizierungsmittel, Handschuhe, eine frische Spritze, genaue Befolgung der nötigen Prozeduren. Und nach einem schnellen Pieks mit der Nadel hatte sie meine Blutprobe schon.
»Vielen Dank, Sydney«, sagte sie, während sie mir ein Pflaster reichte. »Ich weiß, wie schwer das für Sie gewesen sein muss. Glauben Sie mir, es könnte uns wirklich helfen.«
»Ich will helfen«, erwiderte ich. »Ich will es wirklich.«
Sie lächelte. »Ich weiß. Und wir benötigen alle Hilfe, die wir bekommen können. Nachdem ich eine von ihnen war … « Ihr Lächeln erlosch. »Na ja, nun glaube ich mehr denn je, dass man dieses Böse aufhalten muss. Sie könnten der Schlüssel dazu sein.«
Für einen Moment inspirierten mich ihre Worte – dass ich vielleicht eine größere Rolle in dem Kampf gegen das Böse spielen und ihn möglicherweise sogar zum Abschluss bringen konnte. Aber sofort wurde dieser Gedanke wieder von meiner alten Panik verdrängt. Nein. Nein. Ich war nichts Besonderes. Ich wollte gar nichts Besonderes sein. Ich wollte nichts weiter als eine ehrliche Anstrengung unternehmen zu helfen. Aber dabei käme gewiss nichts heraus.
Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück, um die anderen zu holen. Adrian und Jill führten in der Ecke gerade ein ernstes Gespräch. Eddie und Angeline unterhielten sich ebenfalls, und ich hörte sie sagen: »In der Schule bleibe ich mehr in Jills Nähe, bloß zur Sicherheit. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie in einen Unfall verwickelt wird oder dass man ihre Identität falsch einschätzt.«
Eddie nickte und wirkte beeindruckt, dass sie es von sich aus vorgeschlagen hatte. »Einverstanden.« Erstaunlich, dachte ich.
Kurz darauf brach ich mit meiner Fahrgemeinschaft auf und setzte Adrian im Stadtzentrum ab. Als ich vor seinem Haus parkte, sah ich etwas, wobei mir der Unterkiefer herabfiel. Ehrfurcht und Ungläubigkeit hielten sich in der Woge der Gefühle, die mich durchfluteten, die Waage. Es war wahrscheinlich das plumpeste Parkmanöver, das ich je im Leben hingelegt hatte, aber ich hielt Latte abrupt an und war aus dem Wagen gesprungen, sobald ich meine Schlüssel aus dem Zündschloss gezogen hatte. Die anderen folgten Sekunden später.
»Was«, hauchte ich, »ist das?«
»Oh!«, sagte Adrian beiläufig. »Das ist mein neues Auto.«
Ich ging einige Schritte vorwärts und blieb dann stehen, weil ich Angst hatte, noch näher zu treten. Es war ein Zögern wie vor dem Mitglied einer königlichen Familie. »Es ist ein Ford Mustang Cabrio von 1967«, murmelte ich und wusste, dass meine Augen wahrscheinlich fast aus den Höhlen sprangen. Dann ging ich um den Wagen herum. »In diesem Jahr haben sie eine bedeutende Überarbeitung vorgenommen und den Wagen größer gemacht, damit er mit der Hochleistungskonkurrenz mithalten kann. Seht ihr? Es ist das erste Modell mit den konkaven Heckleuchten, aber bis 1974 das letzte mit dem Ford-Schriftzug in Blockschrift vorn.«
»Was um alles in der Welt ist das für eine Farbe?«, fragte Eddie, der überhaupt nicht beeindruckt klang.
»Frühlingsgelb«, antworteten Adrian und ich wie aus einem Mund.
»Ich hätte eher auf Zitronengelb getippt«, meinte Eddie. »Vielleicht kannst du ihn neu lackieren lassen.«
»Nein!«, rief ich, warf meine Handtasche ins Gras und berührte vorsichtig die Seite des Wagens. Braydens schöner neuer Mustang wirkte plötzlich so gewöhnlich. »Er ist offensichtlich aufgemöbelt worden, aber es ist eine klassische Farbe. Welchen Motorcode hat der Wagen? C, oder?«
»Ähm … das weiß ich nicht so genau«, erwiderte Adrian. »Ich weiß nur, dass er einen V8 hat.«
»Natürlich hat er den«, sagte ich. Es fiel mir schwer, nicht die Augen zu verdrehen. »Einen 289. Ich will wissen, wie viel PS er hat.«
»Das steht wahrscheinlich in den Papieren«, erwiderte Adrian lahm.
In diesem Moment wurden mir Adrians Worte von eben erst wirklich bewusst. Ich sah zu ihm auf und war mir darüber im Klaren, dass ich völlig ungläubig gewirkt haben musste. »Das ist wirklich dein Auto?«
»Ja«, antwortete er. »Ich hab’s dir doch gesagt. Der alte Herr hat das Geld für einen Wagen ausgespuckt.«
»Und du hast den hier gekriegt?« Ich spähte durch das Fenster. »Hübsch. Schwarze Inneneinrichtung, manuelles Schaltgetriebe.«
»Ja«, sagte Adrian mit einem Hauch von Unbehagen in der Stimme. »Das ist das Problem.«
Ich blickte zurück. »Was ist das Problem? Das Schwarz ist doch großartig. Und der
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