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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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der Menschheit zu machen? Ich verfiel in Tagträume und war so damit beschäftigt, dass ich jegliches Zeitgefühl verlor.
    »Wir müssen zur Werkstatt zurück!«, rief ich. Dabei sah ich zu Adrian hinüber und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass er mich beobachtete, einen Ausdruck der Zufriedenheit auf dem Gesicht. Seine Augen schienen jeden meiner Gesichtszüge zu studieren. Als er bemerkte, dass ich ihn dabei ertappt hatte, wandte er sofort den Blick ab. Das gewohnte höhnische Grinsen verdrängte den träumerischen Ausdruck.
    »Der Mechaniker wird warten«, stellte er fest.
    »Ja, aber ich soll mich bald mit Brayden treffen. Ich werde … « In diesem Moment bekam ich einen guten Blick auf Adrian. »Was hast du gemacht? Sieh dich doch an! Du solltest nicht hier draußen sein.«
    »So schlimm ist es nicht.«
    Er log, und wir wussten es beide. Es war später Nachmittag, und die Sonne brannte gnadenlos. Ich hatte sie gewiss gespürt, obwohl mich die Kühle des Wassers etwas abgelenkt hatte. Zudem war ich ein Mensch. Gewiss, um Sonnenstich und Sonnenbrand musste ich mir Sorgen machen, aber ich liebte die Sonne und war ziemlich unempfindlich dagegen. Vampire hingegen nicht.
    Der Schweiß rann Adrian über Gesicht und Körper und tränkte sein Hemd und Haar. Rosafarbene Flecken bedeckten sein Gesicht. Sie waren mir vertraut. Ich hatte sie bei Jill auch schon gesehen, damals, als sie gezwungen gewesen war, draußen am Sportunterricht teilzunehmen. Wenn man sich nicht darum kümmerte, würden Brandblasen entstehen. Ich sprang auf.
    »Komm, wir müssen hier weg, bevor es noch schlimmer wird! Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    Sein Gesichtsausdruck war überraschend nonchalant für jemanden, der aussah, als würde er gleich ohnmächtig werden. »Das war es wert. Du hast … richtig glücklich ausgesehen.«
    »Das ist doch verrückt«, sagte ich.
    »Habe schon verrücktere Sache gemacht.« Lächelnd sah er zu mir hoch. Seine Augen trübten sich leicht, als sähen sie mehr als nur mich. »Was bedeutet denn ein klein wenig Verrücktheit hier und da? Ich soll experimentieren … warum nicht feststellen, was heller ist: Deine Aura oder die Sonne?«
    Die Art, wie er mich ansah und mit mir sprach, verunsicherte mich, und ich dachte an Jills Worte, dass Geist seine Benutzer langsam in den Wahnsinn trieb. Adrian wirkte zwar kaum wahnsinnig, aber er hatte ohne Zweifel etwas Gehetztes an sich, zeigte so ganz und gar nicht seinen üblichen scharfen Verstand. Es war, als hätte etwas Anderes ihn gepackt. Mir fiel diese Zeile aus dem Gedicht ein, über das Träumen und Wachen.
    »Komm schon!«, wiederholte ich und streckte die Hand aus. »Du hättest keinen Geist benutzen sollen. Wir müssen dich von hier wegbringen.«
    Er ergriff meine Hand und erhob sich taumelnd. Wärme und Elektrizität durchströmten mich, genau wie beim letzten Mal, als wir einander berührt hatten. Dann sahen wir uns in die Augen. Einen Moment lang konnte ich nur an seine Worte von eben denken: Es hat dich richtig glücklich gemacht …
    Ich wischte diese Gefühle beiseite und brachte ihn schnell von dort weg, nur um feststellen zu müssen, dass der Mechaniker noch nicht fertig war. Zumindest erhielten wir in seiner Werkstatt etwas Wasser für Adrian, zudem war sie klimatisiert. Während ich wartete, schrieb ich Brayden eine SMS : Komme eine Stunde später. Familienangelegenheiten. Tut mir leid. Ich bin da, sobald ich kann. Ungefähr dreißig Sekunden später klingelte mein Handy. Dann haben wir nur noch eine Stunde für das Textilmuseum.
    »Das ist nicht annähernd genug Zeit«, sagte Adrian mit unbewegtem Gesicht. Ich hatte nicht bemerkt, dass er über meine Schulter hinweg Braydens SMS gelesen hatte. Ich hielt das Telefon weg und schlug Brayden vor, wir sollten uns einfach zu einem frühen Abendessen treffen. Er war einverstanden.
    »Ich bin völlig zerzaust«, murmelte ich, als ich mich in einem Spiegel betrachtete. Die Hitze hatte eindeutig ihren Tribut gefordert – ich sah verschwitzt und erschöpft aus.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, meinte Adrian. »Wenn er nicht bemerkt hat, wie atemberaubend du in diesem roten Kleid warst, wird ihm jetzt wahrscheinlich auch nichts auffallen.« Er zögerte. »Nicht, dass es überhaupt etwas zu bemerken gäbe. Du bist genauso süß wie sonst auch.«
    Ich wollte ihn gerade anfauchen, dass er mich nicht aufziehen solle, aber sein Gesicht war todernst. Wie immer meine Erwiderung gelautet hätte, sie erstarb mir

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