Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Adrians Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und die Sache zu beenden, aber er war schneller als ich. Unser Führer blieb am Tor stehen, gab einen Sicherheitscode ein und führte uns auf die Rückseite des Hauses. Meine Proteste erstarben mir auf den Lippen, als ich mich umschaute.
Der hintere Teil des Anwesens war fast dreimal so groß wie der vordere. Er war von Palmen umringt sowie von terrassenförmig angelegten Beeten mit einheimischen exotischen Pflanzen. Sie schlossen einen riesigen, ovalen Pool ein, dessen Türkiston sich verblüffend von dem grauen Granit an seiner Umrandung abhob. An einer Seite des Pools führten mehrere Stufen zu einem kleineren, quadratischen Pool hinauf, der nur wenigen Schwimmern Platz bot. Ein Wasserfall ergoss sich von dort in den größeren Pool hinunter. Tiki-Fackeln und Tische rund um die Pools vervollständigten den luxuriösen Garten.
»Danke«, sagte Adrian zu dem Gärtner. »Gehen Sie an Ihre Arbeit zurück. Es ist in Ordnung, wenn wir hier sind. Wir finden allein wieder hinaus.«
»Selbstverständlich«, erwiderte der Mann. Er ging zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
Abrupt kehrte ich wieder in die Realität zurück. »Adrian! Du hast bei diesem Mann Zwang benutzt. Das … ich meine, es ist … «
»Umwerfend?« Adrian ging zu den Stufen hinüber, die zu dem oberen Pool hinaufführten. »Ja, ich weiß.«
»Es ist falsch! Das alles ist falsch. Einbruch und Zwang … « Trotz der drückenden Hitze schauderte ich. »Es ist unmoralisch, den Geist eines anderen zu kontrollieren. Du weißt das! Deine Leute und meine sind sich da einig.«
»Eh, ist doch nichts Schlimmes passiert.« Er stieg zum oberen Rand des Pools und blieb dort stehen, um sein Königreich zu betrachten. Die Sonne brachte die kastanienbraunen Strähnchen in seinem dunklen Haar zur Geltung. »Glaub mir, dieser Bursche war leicht zu kontrollieren. Er hat einen schwachen Willen. Ich musste kaum Zwang anwenden.«
»Adrian … «
»Komm schon, Sage. Wir machen doch nichts kaputt. Sieh dir diese Aussicht an!«
Ich hatte fast Angst, dort hinaufzugehen. Die Moroi hier benutzten ihre Magie so selten, dass es mir leichtfiel, mir einzureden, sie existiere gar nicht. Dass Adrian sie einsetzte – und zwar die hinterhältigste Art davon – , verursachte mir eine Gänsehaut. Wie ich schon zu Ms Terwilliger in unserer Debatte um Zauberei gesagt hatte, sollte niemand einen anderen so kontrollieren können.
»Nun komm schon«, wiederholte Adrian. »Du hast doch keine Angst, dass ich dich mit Zwang hier heraufholen würde, oder?«
»Natürlich nicht«, erwiderte ich. Und ich meinte es auch so. Ich wusste nicht, warum, aber ein Teil meiner selbst wusste, dass mir Adrian nie und nimmer etwas antäte. Widerstrebend trat ich zu ihm und hoffte, dass das eine Ermutigung wäre, von hier zu verschwinden. Als ich dann jedoch oben ankam, fiel mir der Unterkiefer herab. Der trauliche Pool war mir nicht so hoch vorgekommen, aber er schenkte uns eine atemberaubende Aussicht auf die Berge in der Ferne, zerklüftet und majestätisch vor dem blauen Himmel. Der größere Pool glitzerte unter uns, und durch den Wasserfall sah es so aus, als seien wir in eine mystische Oase geraten.
»Cool, was?«, fragte er. Adrian setzte sich an den Rand des kleinen Pools, krempelte seine Jeans hoch und zog Socken und Schuhe aus.
»Was machst du denn jetzt?«, fragte ich.
»Ich mache das Beste aus der Sache hier.« Er steckte die Füße ins Wasser. »Komm schon! Tu zur Abwechslung mal was Böses. Nicht, dass es wirklich so böse wäre. Wir verwüsten dieses Grundstück nicht oder irgend so was in der Art.«
Ich zögerte, aber das Wasser war derart berauschend, als könne es ebenfalls Zwang ausüben. Also ließ ich mich nieder, tat es Adrian nach und tauchte meine bloßen Füße ins Wasser. Die Kühle wirkte verblüffend – und wunderbar – in dieser intensiven Hitze.
»Daran könnte ich mich gewöhnen«, gab ich zu. »Aber was ist, wenn die Besitzer früher nach Hause kommen?«
Er zuckte die Achseln. »Ich rede uns da raus, keine Sorge.«
Was nicht unbedingt beruhigend war. Ich wandte mich wieder der zauberhaften Aussicht und dem üppigen Besitz zu. Ich war nicht immer die fantasievollste Person, aber dann dachte ich an meine Worte zurück, ein anderes Leben zu führen. Wie wäre es, ein solches Zuhause zu haben? An einem Ort zu bleiben? Tage am Pool zu verbringen, mich in der Sonne zu aalen und mir keine Sorgen um das Schicksal
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