Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
stimmte ich zu. Der Gedanke an das entgangene Eis munterte mich nicht im Geringsten auf. Das italienische Restaurant hatte Granatapfel gehabt, was irgendwie großartig klang. Als ich aufstand, klingelte mein Telefon, was uns beide erschreckte. »Hallo?«
»Sage? Ich bin’s.«
Ich hatte keinen Grund, sauer auf Adrian zu sein, nicht nach dem, was er für mich getan hatte, aber irgendwie irritierte mich die Störung doch. Ich versuchte, das Beste aus diesem Abend mit Brayden zu machen, und Adrian brachte alles durcheinander.
»Was ist?«, fragte ich.
»Bist du immer noch im Stadtzentrum? Du musst sofort herkommen.«
»Du weißt, dass ich gerade mit Brayden ausgehe«, sagte ich. Dies war selbst für Adrians Verhältnisse aufdringlich. »Ich kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen und für deine Unterhaltung sorgen.«
»Es geht nicht um mich.« Das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, wie hart und ernst seine Stimme klang. Irgendetwas krampfte sich in meiner Brust zusammen. »Es geht um Sonya. Sie ist verschwunden.«
Kapitel 19
S ie wollte die Stadt verlassen«, rief ich ihm ins Gedächtnis.
»Erst morgen.«
Er hatte recht. Sonya hatte gestern Abend gesagt, dass sie noch zwei Tage in Palm Springs bleiben wolle. »Bist du dir sicher, dass sie wirklich verschwunden ist?«, fragte ich. »Vielleicht ist sie einfach … ausgegangen.«
»Belikov ist hier, und er ist völlig von der Rolle. Er sagt, sie sei gestern Nacht nicht nach Hause gekommen.«
Ich ließ beinahe das Telefon fallen. Gestern Nacht? So lange war Sonya schon fort? Das waren fast vierundzwanzig Stunden. »Wieso ist das bisher niemandem aufgefallen?«, fragte ich.
»Keine Ahnung«, antwortete Adrian. »Kannst du einfach herkommen? Bitte, Sydney?«
Wenn er mich beim Vornamen nannte, war er unwiderstehlich. Es verlieh dem Ganzen noch zusätzliche Ernsthaftigkeit – nicht, dass in dieser Situation eine spezielle Hilfe vonnöten gewesen wäre. Sonya. Verschwunden seit vierundzwanzig Stunden. Nach allem, was wir wussten, war sie vielleicht nicht einmal mehr am Leben, wenn diese Schwerter schwingenden Freaks sie erwischt hatten.
Braydens Gesicht zeigte eine Mischung aus Ungläubigkeit und Enttäuschung, als ich ihm sagte, dass ich gehen müsse. »Aber du hast gerade … ich meine … « Es war einer der seltenen Augenblicke von Sprachlosigkeit bei ihm.
»Tut mir leid«, entschuldigte ich mich ernst. »Vor allem, nachdem ich zu spät gekommen bin und den Museumsbesuch vermasselt habe. Aber es ist ein familiärer Notfall.«
»Deine Familie hat schrecklich viele Notfälle.«
Du hast ja keine Ahnung, dachte ich. Statt das aber auszusprechen, entschuldigte ich mich lediglich noch einmal. »Es tut mir wirklich leid. Ich … « Ich hätte fast gesagt, dass ich es wiedergutmachen würde, aber das hatte ich auch schon gesagt, als ich den Halloweenball vorzeitig verlassen hatte. Das Date heute Abend hatte die Wiedergutmachung sein sollen. »Es tut mir einfach leid.«
Adrians Wohnung war so nah, dass ich durchaus hätte zu Fuß hingehen können, aber Brayden bestand darauf, mich zu fahren, da es bereits dämmerte. Ich hatte kein Problem, sein Angebot anzunehmen.
»Donnerwetter«, sagte Brayden, als wir vor dem Gebäude vorfuhren. »Hübscher Mustang.«
»Ja, es ist ein neunzehnhundertsiebenundsechziger C-Code«, antwortete ich automatisch. »Toller Motor. Gehört meinem Bruder. Er hat ihn schon wieder bewegt! Hoffentlich ist er nicht irgendwo rumgefahren, wo er nichts zu suchen hatte – Donnerwetter! Was ist das?«
Brayden folgte meinem Blick. »Ein Jaguar?«
»Offensichtlich.« Der elegante schwarze Wagen parkte direkt vor Adrians Mustang. »Wo ist der hergekommen?«
Brayden hatte natürlich keine Antwort. Nach weiteren Entschuldigungen und einem Versprechen, mich zu melden, verließ ich ihn. Es gab keine Andeutung eines Kusses, da er sichtlich enttäuscht über den Ausgang des Abends war und ich mir solche Sorgen um Sonya machte. Tatsächlich hatte ich Brayden bereits vollkommen vergessen, als ich zu dem Gebäude hinaufging. Es gab größere Sorgen.
»Er gehört Clarence«, sagte Adrian, sobald er die Tür geöffnet hatte.
»Hu?«, fragte ich.
»Der Jaguar. Ich habe mir gedacht, dass du es wissen wolltest. Er hat ihn Belikov überlassen, weil Sonya den Mietwagen genommen hat.« Er trat beiseite, als ich eintrat, und schüttelte entsetzt den Kopf. »Kaum zu glauben, dass er die ganze Zeit, während ich bei ihm gelebt habe, in seiner
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