Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
glitzern, das Erwachen eines alten Schmerzes, und es machte mir zu schaffen. Das war nicht seine Art. Er hatte immer ein Lächeln und einen Witz auf den Lippen, selbst wenn dieser häufig respektlos oder unpassend war. Daran hatte ich mich gewöhnt. Irgendwie gefiel es mir.
Ich sah Adrian mit einem Lächeln an, das hoffentlich aufrichtig wirkte und nicht wie ein verzweifelter Versuch, ihn abzulenken. »Experimentieren, hm? Ich hätte dich eher für einen Glücksspieler gehalten.«
Adrian brauchte einige Sekunden, um seinen Blick von Dimitri loszureißen und auf mich zu richten. »Ich bin dafür bekannt, dass ich ab und zu die Würfel rollen lasse«, entgegnete er wachsam. »Warum?«
Ich zuckte die Achseln. »Einfach so. Ich frage mich nur, ob du deine Charisma-Nachforschungen beiseitelegen und eine Herausforderung annehmen würdest. Wenn du vierundzwanzig Stunden auf Zigaretten verzichtest, würde ich eine Dose Limo trinken. Normale Limo. Die ganze Dose.«
Ich sah einen Schimmer von Adrians früherem Lächeln zurückkehren. »Das würdest du nicht tun.«
»Das würde ich aber sicher tun.«
»Eine halbe Dose, und du würdest ins Koma fallen.«
Sonya runzelte die Stirn. »Sind Sie Diabetikerin?«, fragte sie mich.
»Nein«, sagte Adrian, »aber Sage ist davon überzeugt, dass eine einzige überflüssige Kalorie dazu führen würde, nicht mehr super mager, sondern nur noch normal mager zu sein. Tragisch.«
»He!«, sagte ich. »Du hältst es für tragisch, eine Stunde ohne Zigarette zu verbringen.«
»Bezweifle nicht meine stählerne Entschlossenheit, Sage. Ich habe heute zwei Stunden ohne Zigaretten verbracht.«
»Verbring vierundzwanzig, und ich werde beeindruckt sein.«
Er sah mich mit gespielter Überraschung an. »Du meinst, du bist nicht ohnehin schon beeindruckt? Und da habe ich gedacht, du wärest betört gewesen von dem Augenblick an, als du mich kennengelernt hast.«
Nachsichtig schüttelte Sonya den Kopf über uns beide, als seien wir entzückende kleine Kinder. »Ihnen entgeht etwas, Sydney«, bemerkte sie und klopfte gegen die offene Limo, die vor ihr stand. »Ich brauche ungefähr drei von diesen Dingern am Tag, um mich auf all diese Arbeit zu konzentrieren. Bisher keine abträglichen Wirkungen.«
Bisher keine abträglichen Wirkungen? Natürlich. Die gab es bei Moroi nie. Sonya, Jill … sie konnten alle essen, was sie wollten, und behielten trotzdem ihre umwerfende Figur. Unterdessen kämpfte ich mit jeder Kalorie und konnte dieses Maß an Vollkommenheit trotzdem nicht erreichen. Dass ich es geschafft hatte, mich heute Morgen in diese Khakihose der Größe 36 zu zwängen, war ein Triumph. Jetzt, als ich mir Sonyas schlanken Körperbau ansah, kam ich mir vergleichsweise gewaltig vor. Plötzlich bedauerte ich meine Bemerkung, dass ich eine Dose Limo trinken würde, selbst wenn es mir dadurch gelungen war, Adrian abzulenken. Ich brauchte mir aber wahrscheinlich keine Sorgen zu machen, da es ihm unmöglich war, einen ganzen Tag lang auf Zigaretten zu verzichten. Ich würde meine zuckrige Wette nie einlösen müssen.
»Wir sollten uns wahrscheinlich an die Arbeit machen. Wir verlieren Zeit.« Das war Dimitri, der uns wieder auf die rechte Bahn brachte.
»Stimmt«, bestätigte Adrian. »Wir haben fünf Minuten kostbarer Recherchezeit verschwendet. Lust auf noch mehr Spaß, Castile? Ich weiß, wie gern du herumsitzt.« Weil sie etwas Besonderes an Dimitri zu entdecken versuchten, setzten Sonya und Adrian die beiden Dhampire oft nebeneinander und studierten ihre Auren in allen Einzelheiten. Ihre Hoffnung war, dass Dimitris Verwandlung in einen Strigoi irgendeine Spur hinterlassen hatte, die bei der Erklärung helfen würde, warum er gegen eine erneute Verwandlung immun war. Es war eine begründete Überlegung, wenn auch keine, die jemandem gefiel, der so aktiv war wie Eddie.
Er beklagte sich natürlich nicht. Eddie wirkte genauso tough und entschlossen wie Dimitri. »Sagen Sie mir, was Sie brauchen.«
»Wir wollen eine weitere Aura-Studie machen«, erwiderte Sonya. Wie es aussah, würde der arme Eddie also erneut stillsitzen müssen. »Beim letzten Mal haben wir uns auf ein Anzeichen von Geist konzentriert. Diesmal wollen wir Ihnen beiden einige Bilder zeigen und feststellen, ob sie eine Farbveränderung in Ihren Auren auslösen.« Ich nickte zustimmend. Eine Menge psychologischer Experimente bediente sich ähnlicher Techniken, obwohl sie im Allgemeinen physiologische Reaktionen überwachten und
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