Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
keine mystischen Auren.
»Ich sage immer noch, es ist Zeitverschwendung«, meldete sich Adrian zu Wort. »Sie sind beide Dhampire, aber das bedeutet nicht, dass wir von unterschiedlichen Reaktionen ausgehen können, nur weil Belikov ein Strigoi war. Jeder ist einzigartig. Jeder reagiert anders auf Bilder von Kätzchen oder Spinnen. Mein alter Herr? Er hasst Kätzchen.«
»Wer könnte denn Kätzchen hassen?«, fragte Eddie.
Adrian verzog das Gesicht. »Er ist allergisch gegen sie.«
»Adrian«, sagte Sonya. »Wir haben das doch schon besprochen. Ich respektiere Ihre Meinung, meine aber trotzdem, dass wir eine Menge erfahren können.« Ich war tatsächlich beeindruckt, dass Adrian überhaupt eine Meinung hatte. Bisher hatte ich irgendwie den Eindruck gehabt, er werde einfach alles mitmachen, was Sonya und Dimitri ihm vorschrieben, und denke nicht viel über diese Experimente nach. Und obwohl ich mit Auren, die alle lebenden Geschöpfe umgaben, nicht gerade vertraut war, konnte ich sein Argument verstehen, dass individuelle Unterschiede ihre Recherchen nutzlos machen würden.
»Alle Daten sind in diesem Fall nützlich«, widersprach Dimitri. »Vor allem, da wir bisher nichts gefunden haben. Wir wissen, dass an ehemaligen Strigoi etwas anders ist. Wir können uns keine Chance entgehen lassen, das zu beobachten.«
Adrians Lippen wurden schmal, und er protestierte nicht weiter. Vielleicht lag es daran, dass er sich überstimmt fühlte, aber ich hatte den Eindruck, es habe einfach daran gelegen, dass er nicht mit Dimitri reden wollte.
Nachdem die Aufmerksamkeit jetzt nicht länger mir galt, ließ ich mich mit einem Buch im Wohnzimmer nieder und versuchte, wach zu bleiben. Sie brauchten mich nicht. Ich war einfach mitgekommen, um Eddie Gesellschaft zu leisten. Gelegentlich warf ich einen Blick auf die Fortschritte der anderen. Dimitri und Eddie beobachteten, wie Sonya verschiedene Bilder auf ihrem Laptop aufrief. Im Gegenzug beobachteten Adrian und Sonya die Dhampire eingehend und machten sich Notizen auf Papier. Ich wünschte beinahe, die Streifen aus Farben und Licht sehen zu können, und fragte mich, ob es wirklich irgendwelche erkennbaren Unterschiede gab. Wie ich Dimitri und Eddie so beobachtete, bemerkte ich gelegentlich eine Veränderung in ihrem Gesichtsausdruck, wenn besonders niedliche oder grauenhafte Bilder auf dem Bildschirm auftauchten. Größtenteils blieb mir ihre Arbeit aber ein Rätsel.
Als sie ungefähr die Hälfte der Experimente hinter sich hatten, ging ich neugierig zu Sonya hinüber. »Was sehen Sie dort?«, fragte ich mit leiser Stimme.
»Farben«, antwortete sie. »Sie leuchten um alle lebenden Dinge herum. Eddie und Dimitri haben unterschiedliche Farben, aber sie zeigen die gleichen Reaktionen.« Sie holte das Bild einer Fabrik auf den Bildschirm, die schwarzen Rauch in einen sonst klaren Himmel schickte. »Keinem von beiden hat das hier gefallen. Ihre Auren werden dunkler und beunruhigt.« Sie ging zum nächsten Bild weiter, mit einem Lächeln auf den Lippen. Drei Kätzchen erschienen auf dem Schirm. »Und jetzt werden sie warm. Zuneigung ist sehr leicht in einer Aura zu entdecken. Bisher reagieren sie ganz normal. Es gibt keine Anzeichen in Dimitris Aura, dass er sich von Eddie unterscheidet.« Ich kehrte zum Sofa zurück.
Nach einigen Stunden erklärte Sonya die Sitzung für beendet. »Ich glaube, wir haben gesehen, was wir sehen mussten. Danke, Eddie.«
»Ich helfe immer gern«, erwiderte er, stand von seinem Stuhl auf und räkelte sich. Er schien erleichtert zu sein, weil es vorüber war, aber auch, weil es etwas Interessanteres gewesen war, als nur ins Leere zu starren. Er war aktiv und energiegeladen und schätzte Gefangenschaft gar nicht.
»Obwohl … wir noch einige andere Ideen haben«, fügte sie hinzu. »Meinen Sie, dass Sie noch ein Weilchen länger durchhalten können?« Natürlich fragte sie das genau in dem Moment, als ich gähnte.
Eddie sah mich mitfühlend an. »Ich bleibe, aber du brauchst es nicht zu tun. Geh doch schlafen. Ich komm schon nach Hause.«
»Nein, nein«, sagte ich und unterdrückte ein zweites Gähnen. »Es macht mir nichts aus. Was sind das für andere Ideen?«
»Ich hatte gehofft, etwas Ähnliches mit Eddie und Dimitri machen zu können«, erklärte sie. »Nur dass wir diesmal Geräusche verwenden würden und keine Bilder. Dann würde ich gern sehen, wie sie auf direkten Kontakt mit Geist reagieren.«
»Ich halte das für eine gute Idee«,
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