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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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hatten einen endlosen Vorrat an Themen und waren dazu auch noch beide gewillt, sämtliche unserer Kenntnisse über alles und jedes auch zur Sprache zu bringen. Den größten Teil der Mahlzeit verbrachten wir damit, die Feinheiten der Zertifizierung von Bioerzeugnissen zu diskutieren. Das war ziemlich umwerfend.
    Schwierig wurde es erst, als wir uns dem Ende der Mahlzeit näherten und Brayden fragte, ob ich vor dem Gehen noch ein Dessert wolle. Ich erstarrte und sah mich plötzlich einem Dilemma gegenüber. Jill hatte gesagt, ich solle auf jeden Fall genug bestellen, um nicht als billiges Date dazustehen. Ohne auch nur darüber nachzudenken, hatte ich einen preiswerten Salat bestellt – einfach weil er gut klang. War ich jetzt verpflichtet, mehr zu bestellen, damit ich jemand war, für die sich Brayden ins Zeug legen musste? War die Sache es wert, dass ich meine sämtlichen Regeln hinsichtlich Zucker und Desserts brach? Und mal ehrlich, was wusste Jill schon über die Etikette von Dates? Ihr letzter Freund war gemeingefährlich gewesen, während ihr gegenwärtiger keine Ahnung hatte, dass sie ein Vampir war.
    »Äh, nein danke«, sagte ich schließlich. »Lieber würde ich den Park rechtzeitig erreichen.«
    Er nickte, während er vom Tisch aufstand und mich abermals anlächelte. »Ich habe das Gleiche gedacht. Die meisten Leute scheinen Pünktlichkeit für nicht so wichtig zu halten.«
    »Wichtig? Sie ist wesentlich«, stellte ich fest. »Ich bin immer mindestens zehn Minuten zu früh da.«
    Braydens Grinsen wurde breiter. »Ich versuche es mit fünfzehn. Um die Wahrheit zu sagen … ich wollte ohnehin kein Dessert.« Er hielt mir die Tür auf, als wir hinaustraten. »Ich versuche, nicht zu viel Zucker zu mir zu nehmen.«
    Beinahe erstarrte ich vor Erstaunen. »Ich gebe dir völlig recht – aber meine Freunde ärgern mich deshalb immer.«
    Brayden nickte. »Es gibt alle möglichen Gründe. Aber die Leute kapieren es einfach nicht.«
    Benommen ging ich in den Park. Niemand hatte mich je so schnell und so leicht verstanden. Es war, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    Palm Springs war eine Wüstenstadt mit weiten Sandflächen und schroffen, felsigen Berghängen. Aber es war auch eine Stadt, die die Menschen über eine lange Zeit hinweg gestaltet hatten, und vieles darin – die Amberwood zum Beispiel – war, dem natürlichen Klima zum Trotz, üppig begrünt worden. Dieser Park stellte keine Ausnahme dar. Einen sehr weitläufigen grünen Rasen umgaben statt der üblichen Palmen sommergrüne Laubbäume. An einem Ende des Rasens hatte man eine Bühne errichtet, und die Leute suchten sich bereits die besten Plätze. Wir entschieden uns für einen Schattenplatz, der eine großartige Sicht auf die Bühne bot. Brayden holte aus seinem Rucksack eine Decke heraus, auf die wir uns setzen konnten, und dazu ein abgegriffenes Exemplar von Antonius und Kleopatra. Es war nur so übersät von Notizen und Klebezetteln.
    »Hast du dein eigenes Exemplar mitgebracht?«, fragte er mich.
    »Nein«, antwortete ich. Ich musste einfach beeindruckt sein. »Ich habe bei meinem Umzug hierher nicht viele Bücher von zu Hause mitgenommen.«
    Er zögerte, als wisse er nicht genau, ob er aussprechen solle, was er dachte. »Willst du bei mir mitlesen?«
    Um ehrlich zu sein, war ich davon ausgegangen, dass ich mir einfach das Stück ansehen würde, aber die Wissenschaftlerin in mir erkannte natürlich die Vorteile, die es hatte, gleichzeitig den Text mitzulesen. Zudem war ich neugierig auf die Notizen, die er gemacht hatte. Erst nachdem ich zugestimmt hatte, wurde mir klar, warum er nervös war. Wenn ich mit ihm im selben Buch las, mussten wir sehr, sehr nahe beieinander sitzen.
    »Ich beiße schon nicht«, bemerkte er und lächelte, als ich mich nicht sofort rührte.
    Durch diese Bemerkung löste sich die Anspannung, und wir brachten uns in eine Position, die es uns ermöglichte, beide in das Buch zu schauen und uns fast nicht zu berühren. Es ließ sich allerdings nicht vermeiden, dass unsere Knie aneinanderstießen. Doch wir trugen beide Jeans, und ich hatte nicht das Gefühl, als sei meine Tugend in Gefahr. Außerdem kam ich nicht umhin zu bemerken, dass er nach Kaffee roch – meinem Lieblingslaster. Nicht schlecht. Überhaupt nicht schlecht.
    Trotzdem war mir überdeutlich bewusst, dass ich einer anderen Person so nahe war. Ich glaubte , keine romantischen Schwingungen zu empfangen. Mein Puls raste nicht; mein Herz flatterte nicht. Im

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