Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
alter Herr nächstes Wochenende geschäftlich nach San Diego kommen.«
Ich lehnte mich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust; schon jetzt hatte ich ein ungutes Gefühl deswegen.
»Er weiß natürlich nicht, warum ich hier bin oder dass ich mit Jill zusammen bin. Er weiß nicht einmal, in welcher Stadt ich mich gerade aufhalte. Er geht einfach davon aus, dass ich auf Partytour in Kalifornien bin und wie gewöhnlich nichts Gutes im Schilde führe.« Es überraschte mich wenig, dass Mr Ivashkov den wahren Grund für Adrians Anwesenheit hier nicht kannte. Jills Wiederauferstehung war streng geheim gehalten worden, ebenso ihr Aufenthaltsort. Wir konnten nicht riskieren, dass weitere Personen herausfanden, wo sie sich zurzeit aufhielt, nicht einmal jemand, der ihr vielleicht nichts Böses wollte.
Was mich überraschte, war d er Umstand, dass es Adrian so sch werfiel, so zu tun, als sei ihm gleichgültig, was sein Vater dachte. Adrians Miene war überzeugend, aber in seiner Stimme lag ein Unterton der Verbitterung, der ihn verriet. »Wie dem auch sei«, fuhr er fort. »Er hat gesagt, er würde mich zum Essen treffen, wenn ich wollte. Normalerweise würde ich absagen … aber irgendwie wüsste ich gern, wie es Mom geht – sie erzählen es mir nie, wenn ich anrufe oder eine E-Mail schicke.« Wiederum fing ich gemischte Gefühle seinerseits auf. Adrians Mutter saß wegen der Anzettelung einer Intrige für eine gewisse Zeit in einem Moroi-Gefängnis. Seinem forschen Verhalten und seinem Sinn für Humor war es nicht anzumerken, aber es musste hart für ihn sein.
»Lass mich raten«, meinte ich. »Du willst dir meinen Wagen leihen.« Ich hatte Mitgefühl mit Leuten, die schwierige Väter hatten, selbst mit Adrian. Aber mein Mitgefühl hatte auch seine Grenzen und erstreckte sich nicht auf Latte. Ich durfte keine Beulen riskieren. Außerdem machte mir die Vorstellung Angst, festzusitzen und keine Möglichkeit zu haben, von einem Ort zum anderen zu kommen, vor allem, wenn Vampire beteiligt waren.
»Auf keinen Fall«, sagte er. »Ich würde mich hüten.«
Ach ja? »Und – was willst du dann?«, fragte ich überrascht.
»Ich hatte gehofft, du würdest mich hinfahren.«
Ich stöhnte. »Adrian, die Fahrt dauert zwei Stunden.«
»Es geht schnurgerade den Highway entlang«, bemerkte er. »Und ich bin davon ausgegangen, dass du eher eine vierstündige Fahrt auf dich nehmen würdest, als deinen Wagen jemand anderem zu überlassen.«
Ich beäugte ihn. »Das stimmt.«
Er kam einen Schritt näher, einen beunruhigend ernsten Ausdruck auf dem Gesicht. »Bitte, Sage! Ich weiß, es ist viel verlangt, also werde ich nicht einmal so tun, als würde es dir was einbringen. Ich meine, du kannst in San Diego machen, was du willst. Es ist nicht das Gleiche, als würdest du dir Solarzellen oder was auch immer mit Brady ansehen, aber ich würde in deiner Schuld stehen – buchstäblich und im übertragenen Sinne. Das Benzingeld werde ich dir erstatten.«
»Er heißt Brayden , und wo um alles in der Welt würdest du Benzingeld herkriegen?« Adrian lebte von einer sehr kleinen Unterhaltszahlung seines Vaters. Das war einer der Gründe, warum Adrian College-Kurse belegte. Weil er nämlich hoffte, im nächsten Semester ein Stipendium zu bekommen und damit zumindest ein wenig mehr Einkommen zu haben. Ich bewunderte das. Wenn wir im kommenden Januar allerdings tatsächlich noch in Palm Springs waren, hieße das, dass die Moroi einige ernsthafte politische Probleme hatten.
»Ich … ich würde auf ein paar Dinge verzichten, um das zusätzliche Geld aufzutreiben«, sagte er nach einigen Momenten des Zögerns.
Ich gab mir nicht einmal die Mühe, meine Überraschung zu verbergen. »Dinge« bedeutete höchstwahrscheinlich Alkohol und Zigaretten, wofür sein magerer Unterhalt für gewöhnlich draufging. »Wirklich?«, fragte ich. »Du würdest das Trinken aufgeben, um deinen Dad zu sehen?«
»Na ja, nicht auf Dauer«, erwiderte er. »Das wäre lächerlich. Aber vielleicht könnte ich für eine Weile auf etwas umsteigen, das ein bisschen billiger ist. Wie Slushes. Weißt du, wie sehr ich die liebe? Vor allem mit Kirsche.«
»Ähm, nein«, antwortete ich. Adrian war leicht abzulenken – durch verrückte Themen und glänzende Dinge. »Das ist purer Zucker.«
»Pure Köstlichkeit, meinst du. Ich hatte seit einer Ewigkeit kein gutes mehr.«
»Du kommst vom Thema ab«, bemerkte ich.
»Oh. Stimmt. Also, ob ich auf eine Slushes-Diät
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