Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
Aufmerksamkeit erregen. Es war die eine Sache, diese Experimente zu ermöglichen, eine andere aber, tatsächlich Versuchsobjekt zu sein. Wenn sie mich für einen Test haben wollten, würden sie mich vielleicht auch noch für etwas anderes haben wollen. Und dann für noch etwas. Am Ende würde man mich wegsperren, gepiekst und seziert.
Außerdem wollte ich mein Blut nicht hergeben. Es spielte keine Rolle, dass ich Sonya und Dimitri mochte. Es spielte auch keine Rolle, dass das Blut mit einer Nadel und nicht mit Zähnen aus mir herausgezogen werden würde. Das grundlegende Konzept war immer noch da, ein Tabu, das aus den rudimentärsten Ansichten der Alchemisten stammte: Es war falsch, Vampiren Blut zu geben. Es war mein Blut. Meins. Niemand – vor allem kein Vampir – sollte damit etwas anstellen.
Ich schluckte und hoffte, dass ich nicht so aussah, als wolle ich die Flucht ergreifen. »Es war nur die Meinung eines einzelnen Strigoi. Und Sie wissen, dass sie Menschen nicht so gern mögen wie … euch.« Das war einer der Gründe, warum die Moroi in solcher Furcht lebten und ihre Zahl im Laufe der Zeit zurückgegangen war. Sie waren das Sahnehäubchen der Strigoi-Küche. »Mehr ist wahrscheinlich nicht dran.«
»Vielleicht«, sagte Sonya. »Aber es schadet gewiss nicht, der Sache nachzugehen.« Ihr Gesicht leuchtete bei dieser neuen Idee. Ich verabscheute es, ihr eine Abfuhr zu erteilen … aber meine Prinzipien in dieser Angelegenheit waren doch zu stark. Man hatte mich nun mal in diesem Glauben erzogen.
»Ich halte es für Zeitverschwendung«, sagte ich. »Wir wissen, dass Geist beteiligt sein muss, und damit habe ich keine Verbindung.«
»Ich halte es trotzdem für hilfreich«, hakte sie nach. »Bitte.«
Hilfreich? Aus ihrer Perspektive, ja. Sie wollte jede Möglichkeit ausschließen. Aber mein Blut hatte nichts mit Strigoi-Verwandlungen zu tun. Es konnte nichts damit zu tun haben.
»Ich … ich würde es lieber nicht tun.« Das war eine lahme Antwort angesichts der Gefühle, die in mir tobten. Mein Herz raste, und die Wände schienen sich rings umher zu schließen. Meine Furcht verstärkte sich schließlich noch, als ein altes Gefühl in mir hochkam: Die schreckliche Erkenntnis, dass ich hier bei Clarence in der Minderzahl war. Dass ich mich hier in einem Raum voller Vampire und Dhampire befand. Voller unnatürlicher Kreaturen. Unnatürlicher Kreaturen, die mein Blut wollten …
Dimitri musterte mich neugierig. »Es wird nicht wehtun, falls Sie sich davor fürchten. Wir brauchen nicht mehr als das, was ein Arzt nehmen würde.«
Beharrlich schüttelte ich den Kopf. »Nein.«
»Sowohl Sonya als auch ich sind darin ausgebildet«, fügte er hinzu, um mich zu beruhigen. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass … «
»Sie hat nein gesagt, okay?«
Sämtliche Blicke, die auf mir geruht hatten, richteten sich jetzt auf Adrian. Er beugte sich vor und starrte Sonya und Dimitri an, und ich sah etwas in diesen hübschen Augen, das ich noch nie zuvor gesehen hatte: Zorn. Sie waren wie smaragdgrünes Feuer.
»Wie oft muss sie noch ablehnen?«, fragte Adrian scharf. »Wenn sie es nicht will, dann ist die Sache doch erledigt. Das hat nichts mit ihr zu tun. Das ist unser wissenschaftliches Projekt. Sie ist hier, um Jill zu beschützen, und sie hat alle Hände voll damit zu tun. Also hört auf, sie zu schikanieren!«
»›Schikanieren‹ ist ein ziemlich starker Ausdruck«, bemerkte Dimitri angesichts Adrians Ausbruch gelassen.
»Nicht, wenn ihr jemanden bedrängt, der in Ruhe gelassen werden will«, konterte Adrian und warf mir einen besorgten Blick zu, bevor er seinen Ärger wieder auf Sonya und Dimitri richtete. »Hört auf, ihr gemeinsam zuzusetzen.«
Unsicher blickte Sonya zwischen uns hin und her. Sie wirkte zu Recht gekränkt. So scharfsinnig sie war, so wenig glaubte ich, dass sie begriffen hatte, wie sehr mir diese Sache zu schaffen machte. »Adrian … Sydney … wir wollen doch niemanden in Panik versetzen. Wir wollen wirklich nur dieser Sache auf den Grund kommen. Ich habe gedacht, es ginge euch anderen genauso. Sydney hat uns immer so unterstützt.«
»Das spielt keine Rolle«, knurrte Adrian. »Nehmt Eddies Blut. Nehmt Belikovs Blut. Nehmt meinetwegen euer eigenes. Aber wenn sie ihres nicht hergeben will, dann ist der Fall damit erledigt. Sie hat nein gesagt. Dieses Thema ist beendet.« Ich erlebte jetzt zum ersten Mal, wie Adrian Dimitri die Stirn bot. Im Allgemeinen versuchte er einfach,
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