Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
An meiner Entschlossenheit, auf Zoe und auf mich selbst aufzupassen, hatte sich nichts geändert, aber die Komplikationen wurden immer größer. Die Highschool wiederholen. Mit einem Vampir leben. Sie unter Zeugenschutz halten. Und obwohl ich so herumgetönt hatte, wie wohl ich mich unter Vampiren fühlte, war der Gedanke, ein Zimmer mit einem zu teilen – selbst mit einem scheinbar wohlmeinenden wie Jill – einigermaßen entnervend. Und dann kam mir in den Sinn, dass es noch einen weiteren Wermutstropfen geben könnte.
»Wärest du denn ebenfalls undercover als Schüler dort?«, fragte ich Keith. Die Vorstellung, ihm meine Unterrichtsnotizen zu leihen, verursachte mir erneut Magenschmerzen.
»Natürlich nicht«, sagte er und klang gekränkt. »Ich bin zu alt. Ich bin der lokale Verbindungsmann der Mission.« Ich wollte jede Wette darauf eingehen, dass er diese Bezeichnung gerade eben erst erfunden hatte. »Mein Job ist es, bei der Koordinierung des Auftrags zu helfen und unseren Vorgesetzten Bericht zu erstatten. Und das werde ich nicht tun, wenn sie dort sein wird.« Er sah von einem Gesicht zum nächsten, während er diesen letzten Satz aussprach. Aber es stand außer Frage, wer sie war. Ich.
»Dann lassen Sie’s eben«, erklärte Stanton unumwunden. »Sydney geht. Das ist meine Entscheidung, und ich werde sie bei jeder höheren Autorität verteidigen, die Sie deswegen anrufen wollen. Wenn Sie so gegen ihren Einsatz sind, Mr Darnell, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass man Sie aus Palm Springs abzieht und Sie überhaupt nichts mehr mit ihr zu tun haben werden.«
Alle Blicke richteten sich auf Keith. Er zögerte. Sie hatte ihn in eine Falle gelockt, begriff ich. Ich konnte mir denken, dass es in Palm Springs aufgrund seines Klimas nicht viele Vampire gab. Wahrscheinlich war Keith’ Job ziemlich bequem, während ich bei meiner Arbeit beispielsweise in St. Petersburg ständig Schadensbegrenzung hatte betreiben müssen. Diese Stadt war ein Paradies für Vampire, ebenso wie einige andere Orte in Europa und Asien, die ich mit meinem Vater besucht hatte. Ganz zu schweigen von Prag. Wenn Keith versetzt wurde, ging er das Risiko ein, nicht nur mehr arbeiten zu müssen, sondern auch einen wesentlich schlechteren Standort zugewiesen zu bekommen. Denn obwohl Palm Springs für Vampire nicht gerade erstrebenswert war, schien es für Menschen anscheinend der letzte Schrei zu sein.
Keith’ Gesicht bestätigte das. Er wollte Palm Springs nicht aufgeben. »Was ist, wenn sie dort hingeht und ich Grund zu dem Verdacht habe, dass sie erneut zur Verräterin wird?«
»Dann melden Sie sie«, antwortete Horowitz, der rastlos von einem Fuß auf den anderen trat. Er war offensichtlich nicht sehr beeindruckt von Keith. »Genau wie Sie es bei jedem anderen tun würden.«
»Ich kann Zoes Ausbildung in der Zwischenzeit vorantreiben«, meldete sich mein Vater zu Wort, beinahe als Entschuldigung an Keith. Es war klar, auf wessen Seite mein Vater stand. Nicht auf meiner jedenfalls. Im Grunde nicht einmal auf Zoes. »Wenn Sie dann etwas an Sydney auszusetzen haben, können wir einen Ersatz schicken.«
Bei dem Gedanken daran, dass Keith derjenige sein sollte, der entschied, ob ich Fehler begangen hatte, wurde ich zwar wütend, aber das machte mir nicht annähernd so sehr zu schaffen wie der Gedanke, dass Zoe immer noch in diese Geschichte verwickelt war. Wenn mein Vater sie in Reserve hielt, dann war sie noch nicht außer Gefahr. Die Alchemisten konnten sie immer noch in die Finger bekommen – und Keith konnte es auch. In diesem Moment schwor ich mir, dass ich alles unternehmen würde, was notwendig war, damit Keith keinen Grund hatte, an meiner Loyalität zu zweifeln, selbst wenn ich ihn mit Weintrauben füttern müsste.
»Schön«, sagte er, und das Wort schien ihm großen Schmerz zu bereiten. »Sydney kann gehen … für den Augenblick. Aber ich werde dich beobachten.« Er richtete den Blick auf mich. »Und ich werde dich nicht decken. Du wirst dafür verantwortlich sein, dieses Vampirmädchen in Schach zu halten und sie zu ihrer Nahrungsaufnahme begleiten.«
»Nahrungsaufnahme?«, fragte ich verständnislos. Natürlich. Jill würde Blut brauchen. Ganz kurz geriet mein gesammeltes Selbstbewusstsein ins Wanken. Es war leicht, darüber zu reden, mit Vampiren rumzuhängen, wenn keine in der Nähe waren. Noch leichter, wenn man nicht darüber nachdachte, was Vampire zu dem machte, was sie waren. Blut. Dieses schreckliche,
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