Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
an ihn, genau wie er selbst. Sogar Eddie hatte ihn abgeschrieben: Er ist Adrian. Als ließe sich nichts daran ändern.
Außerdem begriff ich plötzlich, dass Adrian und ich, so unwahrscheinlich es auch schien, viel gemeinsam hatten. Wir beide wurden ständig durch die Erwartungen anderer in Schubladen gesteckt. Es spielte keine Rolle, dass die Leute alles von mir erwarteten und nichts von ihm. Wir waren trotzdem gleich, wir versuchten beide ständig, aus den Grenzen auszubrechen, die andere für uns definiert hatten, und wir selbst zu sein. Adrian Ivashkov – oberflächlicher Partyboy und Vampir – war mir plötzlich ähnlicher als jeder andere, den ich kannte. Der Gedanke war so verblüffend, dass ich ihm nicht sofort antworten konnte.
»Ja«, erklärte ich schließlich. »Ich werde dir helfen.« Ich erschauderte. Die Angst des Traums kehrte zurück, und ich wollte nur, dass dies hier aufhörte. Ich hätte allem zugestimmt, um wieder in meinem nicht-magischen Bett zu liegen. »Aber nicht hier. Bitte – wirst du mich zurückschicken? Oder das hier beenden? Oder was immer es ist?«
Er nickte langsam und wirkte dabei immer noch benommen. Der Raum verblasste allmählich, seine Farben und Linien verwischten wie bei einem im Regen liegen gelassenen Gemälde. Schon bald war alles schwarz, und ich wachte im meinem Bett im Wohnheim auf. Als ich es tat, nahm ich nur noch ganz am Rande seine Stimme in meinem Kopf wahr:
Danke, Sage.
KAPITEL 19
W enn ich schon vorher Mühe gehabt hatte einzuschlafen, machte Adrians Traum alles nur noch schlimmer. Obwohl ich nun wieder geborgen in meinem eigenen Bett lag, konnte ich das Gefühl einer Vergewaltigung nicht abschütteln. Ich stellte mir vor, dass meine Haut von der Ansteckung durch Magie kribbelte. Ich war so erpicht darauf gewesen, dem Traum zu entkommen, dass ich nur halb begriffen hatte, worauf ich mich da eingelassen hatte. Ich respektierte Adrians Wunsch, aufs College zu gehen, aber jetzt fragte ich mich, ob ich ihm nach dem Vorwurf meines Vaters, ich hätte mich mit Vampiren angefreundet , wirklich dabei helfen sollte.
Ich war nicht gerade in der besten Stimmung, als ich einige Stunden später aufstand. Die Spannung in unserem Zimmer war mit Händen zu greifen, während Jill und ich uns auf die Schule vorbereiteten. Jills gestriger Trotz war verschwunden, nun warf sie mir immer wieder einen nervösen Blick zu, wenn sie glaubte, ich würde es nicht bemerken. Zuerst vermutete ich, dass sie sich wegen meines Ausbruchs vom vergangenen Abend so unbehaglich fühlte. Aber als wir unser Zimmer verließen, um zum Frühstück zu gehen, wusste ich, dass mehr dahintersteckte.
»Was ist?«, fragte ich schroff und brach endlich das Schweigen. »Was willst du mich fragen?«
Jill warf mir einen weiteren argwöhnischen Blick zu, als wir uns in das Gedränge der anderen Mädchen mischten, die auf dem Weg nach unten waren. »Ähm, gestern ist etwas passiert.«
Gestern ist viel passiert, dachte ich. Das war mein übermüdetes, bitteres Ich, das da sprach, doch ich wusste, dass es nicht das war, worauf sie hinauswollte.
»Zum Beispiel?«, fragte ich.
»Hm … ich habe dir davon erzählt, dass Lee mich in diesen Laden mitgenommen hat. Diese Kleiderboutique, deren Besitzerin er kennt? Ihr Name ist Lia DiStefano. Wir haben uns unterhalten, und sie, ähm, sie hat mir einen Job angeboten. Irgendwie.«
»Der Modeljob?« Wir erreichten die Auslage der Cafeteria. Obwohl ich nur wenig Appetit hatte, entschied ich mich für einen Joghurt, der traurig und einsam auf der Mitte meines ansonsten leeren Tabletts stand. »Wir haben darüber geredet. Es ist noch nicht sicher.«
Trotzdem war es eine Ironie, dass ein zufälliger Besuch Jill einen Job verschaffen konnte, während Adrian bei drei offiziellen Vorstellungsgesprächen gescheitert war.
»Es geht nicht um gestellte Fotos, die in einer Zeitschrift erscheinen würden oder irgend so etwas. Es ist eine Laufstegshow hiesiger Modeschöpfer. Wir haben ihr erzählt, wir würden einer Religion angehören, in der es bestimmte Regeln über Fotos und … Identität gab. Lia meinte, sie hätte tatsächlich schon daran gedacht, ihren Models Halbmasken aufzusetzen. So eine in der Art, die man zu einem Maskenball trägt. Mit diesen Masken und der Beleuchtung und der Bewegung … na ja, es wäre schwer, mich zu identifizieren, wenn irgendwelche ungestellten Fotos dabei herauskämen. Es ist nur ein einmaliges Ereignis, aber ich würde sie vorher zur
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