Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
ich getan habe. Du hattest recht. Ich habe heute deine Zeit und deine Mühe verschwendet.«
Ich zwang meinen Verstand, Erinnerungen an diesen Nachmittag heraufzubeschwören. »Danke«, sagte ich schlicht.
»Ich weiß nicht, warum ich so etwas tue«, fügte er hinzu. »Ich kann einfach nicht dagegen an.«
Ich hatte immer noch schreckliche Angst, hatte immer noch das Gefühl, in der Magie um mich herum zu ersticken. Irgendwie gelang es mir, mein früheres Gespräch mit Eddie wiederzugeben.
»Du kannst lernen, dich zu beherrschen«, sagte ich. »Du bist kein Opfer.«
Adrian hatte ins Leere geschaut, aufgewühlt von seinen Gedanken. Plötzlich sah er mich wieder an. »Genau wie Rose.«
»Was?«
Adrian streckte die Hand aus, und plötzlich erschien dort eine dornige, rote Rose. Ich keuchte auf und versuchte, noch weiter zurückzuweichen. Er zwirbelte den Stiel, wobei er darauf achtete, sich nicht in die Finger zu stechen.
»Sie hat das gesagt. Dass ich das Opfer spiele. Bin ich wirklich so jämmerlich?«
Die Rose verwelkte und zerfiel vor meinen Augen, verwandelte sich in Staub und verschwand dann endgültig. Ich machte auf meiner Schulter das Zeichen gegen das Böse und versuchte, mich daran zu erinnern, wovon wir gesprochen hatten.
»Jämmerlich ist nicht das Wort, das ich benutzen würde«, erwiderte ich.
»Welches Wort würdest du dann benutzen?«
Mein Kopf war leer. »Ich weiß nicht. Verwirrt ?«
Er lächelte. »Das ist eine Untertreibung.«
»Ich werde in einem Wörterbuch nachsehen, wenn ich aufwache, und mich dann bei dir melden. Könntest du das hier jetzt beenden?«
Das Lächeln verblasste zu einem Ausdruck des Erstaunens. »Du hast wirklich solche Angst, nicht wahr?« Ich ließ mein Schweigen für mich antworten. »Okay, nur noch eines. Mir ist eine Möglichkeit eingefallen, wie ich von Clarence wegkommen und etwas Geld verdienen kann. Ich habe über das College und finanzielle Unterstützung nachgelesen. Was meinst du: Wenn ich irgendwo Kurse belegen würde, könnte ich genug bekommen, um davon zu leben?«
Das war eine konkrete Frage, mit der ich umgehen konnte. »Möglich. Aber meiner Ansicht nach ist es zu spät. Der Unterricht hat schon überall begonnen.«
»Ich habe im Internet etwas gefunden. Carlton. Ein College auf der anderen Seite der Stadt, das noch nicht angefangen hat. Aber ich müsste trotzdem schnell handeln, und … ich weiß nicht, wie man so etwas macht. Der Papierkram. Die Prozeduren. Aber das ist deine Spezialität, nicht wahr?«
»Traurig, aber wahr«, bestätigte ich. Ein Teil von mir dachte, dass Carlton mir irgendwie bekannt vorkam, aber ich konnte es nicht einordnen.
Er holte tief Luft. »Wirst du mir helfen? Ich weiß, ich mache dich damit schon wieder zum Babysitter, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich verspreche jedoch, dass ich dir auf halbem Wege entgegenkomme. Erklär mir, was ich tun muss, und ich werde es tun.«
Babysitter. Er hatte mit Jill oder Eddie gesprochen oder mit beiden. Das war jedoch plausibel. Er hatte wissen wollen, ob es ihr gut ging. Ich konnte mir nur vorstellen, wie meine Tirade wiedergegeben worden war.
»Du hast schon früher das College besucht«, sagte ich und dachte an seine Akte. Ich hatte sie überprüft, als ich den unseligen Lebenslauf verfasst hatte.
»Du bist abgegangen.«
Adrian nickte. »Ja.«
»Woher weißt du, dass du es diesmal nicht tun wirst? Woher weiß ich, dass du meine Zeit nicht wieder verschwendest?«
»Du weißt es nicht, Sage«, gab er zu. »Und ich mache dir keinen Vorwurf. Ich kann dich nur bitten, mir noch eine Chance zu geben. Zu versuchen, mir zu glauben, wenn ich sage, dass ich es durchziehen werde. Zu glauben, dass es mir ernst ist. Mir zu vertrauen.«
Lange Sekunden streckten sich zwischen uns. Ich entspannte mich ein wenig, ohne es zu bemerken, obwohl ich mich immer noch an die Wand drückte. Ich musterte ihn und wünschte, ich verstünde mich besser darauf, Leute zu durchschauen. Seine Augen waren im wirklichen Leben tatsächlich so grün, stellte ich fest. Ich betrachtete ihn nur normalerweise nicht so eingehend.
»In Ordnung«, sagte ich. »Ich vertraue dir.«
Eine Art Schock zeigte sich auf seinem Gesicht. »Wirklich?«
Ich konnte Leute nicht besser durchschauen als vor zehn Sekunden, aber in diesem Moment blitzte in mir plötzlich ein gewisser Einblick in das Rätsel auf, das Adrian Ivashkov darstellte. Leute glaubten offenbar nicht sehr oft an ihn. Sie hatten geringe Erwartungen
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