Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
wir sogar mehr, aber ich hoffte, dass uns eine niedrige Zahl vielleicht Freiheit erkaufte. Es war von entscheidender Wichtigkeit, dass Jill Blut bekam, und zwei Tage pro Woche waren das absolute Minimum, mit dem ein Vampir überleben konnte.
»Es tut mir leid. Regeln sind Regeln, und weil Ihre Schwester sie gebrochen hat, hat sie das Privileg verloren, an solchen Anlässen teilzunehmen.«
»Sie sind doch ein gläubiger Mensch«, wandte ich ein. Ich hasste es, die Religionskarte auszuspielen, aber dagegen konnte die Schule nur schwer etwas einwenden. Und, bei der Modeschöpferin hatte es anscheinend funktioniert. »Wir gehen an diesen Tagen als Familie zur Kirche – wir und unsere Brüder.«
Mrs Weathers’ Gesicht zeigte mir, dass ich tatsächlich an Boden gewonnen hatte. »Wir brauchen einen unterschriebenen Brief Ihrer Eltern«, erklärte sie schließlich.
Großartig. Das hatte im Sportunterricht ja schon mal so gut funktioniert.
»Was ist mit unserem Bruder? Er ist hier unser juristischer Vormund.« Gewiss konnte sich nicht einmal Keith dagegen sperren. Schließlich ging es um Blut.
Sie überlegte. »Ja. Das könnte akzeptabel sein.«
»Es tut mir leid«, sagte ich zu Jill, als wir nach draußen gingen, um den Shuttlebus zu nehmen. »Wegen des Model-Jobs. Wir werden es schwer genug haben, dir die Erlaubnis zu verschaffen, zu Clarence zu fahren.«
Jill nickte und unternahm keinen Versuch, ihre Enttäuschung zu verbergen.
»Wann findet die Show statt?«, fragte ich und dachte, dass sie es vielleicht noch tun konnte, wenn ihre Strafe vorüber war.
»In zwei Wochen.«
So viel zu dieser Idee. »Tut mir leid«, wiederholte ich.
Zu meiner Überraschung lachte Jill tatsächlich. »Dazu hast du keinen Grund. Nicht nach dem, was ich getan habe. Ich bin diejenige, der es leidtut. Und das mit Adrian tut mir ebenfalls leid – die Sache mit den Vorstellungsgesprächen.«
»Das ist etwas, wofür du dich nicht zu entschuldigen brauchst.« Wieder einmal wurde mir bewusst, wie mühelos alle Leute Ausreden für ihn fanden. Sie bewies das mit ihrer nächsten Bemerkung.
»Er kann nicht dagegen an. So ist er eben.«
Er kann schon dagegen an, dachte ich. Stattdessen sagte ich: »Halt einfach durch, okay? Ich werde Keith dazu bringen, ein Entschuldigungsschreiben für unsere religiösen Aktivitäten zu unterschreiben.«
Sie lächelte. »Danke, Sydney.«
Im Allgemeinen trennten wir uns, wenn der Bus den zentralen Campus erreichte, aber als wir ausstiegen, zögerte sie. Wieder einmal sah ich ihr an, dass sie mir etwas sagen wollte, jedoch Mühe hatte, den Mut dazu aufzubringen.
»Ja?«, fragte ich.
»Ich … wollte dir nur sagen, es tut mir wirklich leid, dass ich es dir so schwer mache. Du tust so viel für uns. Wirklich. Und wenn du dich aufregst, dann deswegen, weil … Na ja, ich weiß, dass du Anteil nimmst. Was mehr ist, als ich von anderen Leuten bei Hofe sagen kann.«
»Das stimmt nicht«, widersprach ich. »Sie nehmen doch auch Anteil. Sie haben sich viel Mühe gegeben, dich hierherzubringen und zu beschützen.«
»Ich habe trotzdem das Gefühl, dass sie es mehr für Lissa tun als für mich«, meinte sie traurig. »Und meine Mom hat nicht besonders protestiert, als sie sagten, sie würden mich wegschicken.«
»Sie wollen dich in Sicherheit wissen«, entgegnete ich. »Was bedeutet, dass sie harte Entscheidungen treffen müssen – Entscheidungen, die auch für sie hart sind.«
Jill nickte zwar, aber ich wusste nicht, ob sie mir glaubte. Ich erstattete Eddie den Morgenbericht, als wir zum Geschichtskurs kamen. Mit jeder neuen Entwicklung in der Geschichte offenbarte sein Gesicht eine ganze Palette von Gefühlen.
»Meinst du, Keith wird dir die Entschuldigung schreiben?«, fragte er mit leiser Stimme.
»Er muss. Der ganze Sinn unseres Aufenthalts hier besteht darin, sie am Leben zu erhalten. Sie verhungern zu lassen, wäre kontraproduktiv.«
Ich machte mir nicht die Mühe, Eddie zu erzählen, dass ich Probleme mit meinem Vater und den Alchemisten hatte, und wie gut die Chancen standen, dass ich in zwei Wochen nicht einmal mehr hier sein würde. Offensichtlich war Eddie wegen Jills Situation bereits sehr erregt, und ich wollte ihm nicht noch eine Sorge mehr aufbürden.
Am Ende des Tages traf ich mich mit Ms Terwilliger und gab die letzten Notizen ab, die ich aus den alten Büchern für sie kopiert hatte. Als ich mich an ein Pult setzte, bemerkte ich einen Aktenordner mit Artikeln auf dem Tisch. Carlton
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