Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
Mitbewohner – einfach nicht zur Rede stellen wollte. Was verrückt ist, weil Eddie mir nicht wie der Typ erscheint, der vor irgendwas Angst hat. Was ist dran an Micah, dass sich Eddie so unwohl fühlt?«
»Ist Micah so ein großer, massiger Kerl?«
»Nein«, antwortete ich. »Er ist gut gebaut, würde ich sagen. Ein guter Sportler. Wirklich freundlich und auch umgänglich – aber nicht der Typ, bei dem man Angst haben müsste, dass er sich auf einen stürzt, wenn du ihn warnst, er solle die Finger von … deiner Schwester lassen.«
»Dann können Sie mit ihm reden. Oder reden Sie doch einfach mit dem Küken und erklären Sie ihr die Situation.« Adrian schien zufrieden, die Angelegenheit damit gelöst zu haben, und lochte den letzten Ball ein.
»Das war mein Plan. Ich wollte mich nur vergewissern, dass ich Ihre Unterstützung habe. Jill hört auf Sie, und ich dachte, es wäre einfacher, wenn sie wüsste, dass Sie meiner Meinung sind. Nicht dass ich überhaupt eine Ahnung habe, was sie empfindet. Meines Wissens nach schießt das sowieso weit übers Ziel hinaus.«
»Bei ihr kann man nicht vorsichtig genug sein«, erwiderte Adrian. Er sah ins Leere, in seinen eigenen Gedanken verloren. »Und ich werde sie wissen lassen, wie ich dazu stehe.«
»Danke«, sagte ich, irgendwie überrascht darüber, wie einfach das gewesen war.
Seine grünen Augen tanzten schelmisch. »Werden Sie jetzt eine Runde mit mir spielen?«
»Ich spiele eigentlich nicht … «
Die Tür öffnete sich. Lee trat ein, lässig gekleidet in Jeans und T-Shirt. Er hielt einen Schraubenzieher in der Hand. »He, Sydney. Ich dachte doch, dass ich draußen Ihren Wagen gesehen habe.« Er blickte sich um. »Ist, ähm, Jill bei Ihnen?«
»Heute nicht«, antwortete ich. Mir kam ein neuer Einfall, als ich mich daran erinnerte, dass Lee in Los Angeles das College besuchte. »Lee, sind Sie auf Ihrem College je mit einem menschlichen Mädchen ausgegangen?«
Adrian zog eine Augenbraue hoch. »Wollen Sie ihn zu einem Date einladen, Sage?«
Ich runzelte die Stirn. »Nein!«
Lee wurde nachdenklich. »Nein, so richtig nicht. Ich habe zwar einige menschliche Freunde, und wir gehen auch als Gruppe aus und hängen rum … Aber mehr hab ich nie getan. Allerdings, L. A. ist groß. Es gibt dort Moroi-Mädchen, wenn man weiß, wo man suchen muss.«
Adrian merkte auf. »Oh?«
Meine Hoffnung, Lee werde Jill erzählen, dass auch er Dates vermeiden müsse, schwand bereits. »Nun ja, dadurch wird Ihre Situation, was Dates betrifft, viel einfacher als Jills.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Lee.
Ich berichtete ihm alles über Micah und Eddie. Lee nickte die ganze Zeit über nachdenklich.
»Das ist schwierig«, gab er zu.
»Könnten wir noch mal zu dem Punkt zurückkehren, dass Moroi-Mädchen in L. A. rumhängen?«, fragte Adrian hoffnungsvoll. »Kannst du mich mit einigen der … oh, sagen wir, der aufgeschlosseneren zusammenbringen?«
Lees Aufmerksamkeit galt jedoch mir. Sein unbefangenes Lächeln wurde unsicher, und er blickte auf seine Füße hinab. »Das mag irgendwie merkwürdig wirken … aber ich meine, ich hätte nichts dagegen, Jill auszuführen.«
Adrian stürzte sich auf diese Bemerkung, bevor ich auch nur über eine Reaktion nachdenken konnte. »Was, du meinst ein Date? Du Hurensohn! Sie ist erst fünfzehn.« Man hätte nie erraten, dass er nur wenige Sekunden zuvor von freizügigen Moroi-Mädchen gesprochen hatte.
»Adrian«, meldete ich mich zu Wort. »Ich glaube, Lees Definition von einem Date ist ein wenig anders als Ihre.«
»Tut mir leid, Sage. Wenn es um die Definition von Date geht, müssen Sie mir vertrauen. Bis jetzt waren Sie jedenfalls noch keine Expertin in gesellschaftlichen Fragen. Ich meine, wann hatten Sie überhaupt das letzte Mal ein Date?« Es war einfach noch so ein witziger Köder, den er recht mühelos auswarf, aber es schmerzte doch ein wenig. War mein Mangel an gesellschaftlicher Erfahrung so offenkundig?
»Aber«, fügte ich hinzu und ignorierte Adrians Frage, »es besteht ein Altersunterschied.« Ich hatte tatsächlich keine Ahnung, wie alt Lee sein mochte. Die Tatsache, dass er das College besuchte, war zwar ein gewisser Fingerzeig, aber Clarence kam mir schrecklich alt vor. Andererseits war es weder für Menschen noch für Moroi so merkwürdig, spät im Leben noch ein Kind zu bekommen.
»Allerdings«, bestätigte Lee. »Ich bin neunzehn. Kein riesiger Unterschied – aber doch beträchtlich. Ich hätte nichts sagen
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