Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
hab’s doch gewusst, dass es unecht ist!«
Laurel wurde fast so rot wie ihr Haar. »Stimmt nicht! Es ist echt!«
»Miss Melbourne?«
Beim Klang der Stimme hinter mir fuhr ich zusammen und sah mich Ms Terwilliger gegenüber, die mich amüsiert betrachtete. »Sie ernten keine Lorbeeren für Geplauder, erst recht nicht, wenn ich auf meinen Kaffee warte. Kommen Sie mit.«
Ich trollte mich, obwohl kaum jemand etwas bemerkte. Laurels Freundinnen hatten zu viel Spaß daran, sie aufzuziehen. Ich hoffte, dass die Vampirwitze dadurch in Vergessenheit gerieten. In der Zwischenzeit ging mir das Bild von Gregs Tätowierung nicht aus dem Kopf. Ich grübelte darüber nach, welche Bestandteile wohl für diese silberne Farbe benötigt wurden. Ich hatte es auch fast schon ausgeknobelt – zumindest eine Möglichkeit – und wünschte, ich hätte Zugang zu alchemistischen Zutaten gehabt, um einige Experimente durchzuführen. Nachdem wir ein kleines Arbeitszimmer erreicht hatten, nahm Ms Terwilliger den Kaffee dankbar entgegen.
»Gott sei Dank«, sagte sie, nachdem sie einen langen Schluck genommen hatte. Sie deutete mit dem Kopf auf meinen Becher. »Ist das Nachschub? Gut mitgedacht.«
»Nein, Ma’am«, erwiderte ich. »Das ist mein eigener Kaffee. Soll ich mit denen da anfangen?«
Auf dem Tisch lag ein vertrauter Stapel Bücher, Bücher, die ich in ihrem Klassenzimmer gesehen hatte. Es handelte sich um entscheidende Teile ihrer Forschungsarbeit, und sie hatte mir erklärt, dass ich sie irgendwann für sie würde zusammenfassen und dokumentieren müssen. Ich griff nach dem obersten Band, aber sie hielt mich zurück.
»Nein«, sagte sie und ging zu einer großen Aktentasche hinüber. Sie blätterte in Papieren und verschiedenen Bürounterlagen und förderte schließlich einen alten Lederband zutage. »Beschäftigen Sie sich stattdessen mit dem hier!«
Ich nahm das Buch entgegen. »Kann ich auch da draußen arbeiten?« Wenn ich nämlich in den Hauptstudienbereich zurückkehren konnte, hätte ich hoffentlich Gelegenheit, mit Kristin und Julia zu sprechen.
Ms Terwilliger überlegte. »In der Bibliothek dürfen Sie keinen Kaffee trinken. Wahrscheinlich lassen Sie ihn besser hier.«
Ich zauderte und rang mit mir, ob mein Wunsch, mit Kristin und Julia zu reden, schwerer wog als die Wahrscheinlichkeit, dass Ms Terwilliger meinen Kaffee trinken würde, bevor ich zurückkam. Ich beschloss, das Risiko einzugehen, und wünschte meinem Kaffee gequält ein Lebewohl, während ich meine Bücher und die sonstige Ausrüstung in die Bibliothek zurückschleppte.
Julia beäugte Ms Terwilligers arg mitgenommenes Buch voller Geringschätzung. »Gibt es das nicht auch irgendwo im Internet?«
»Wahrscheinlich nicht. Vermutlich war das Internet noch gar nicht erfunden, als das letzte Mal jemand einen Blick in dieses Ding geworfen hat.« Ich öffnete den Buchdeckel. Staub schwebte heraus. »Das war lange vor der Erfindung des Internets.«
Kristin hatte ihre Mathehausaufgaben vor sich liegen, wirkte aber nicht besonders interessiert daran. Geistesabwesend klopfte sie mit einem Stift gegen den Einband des Lehrbuchs. »Also, du hast Slades Tätowierung gesehen?«
»War ja schwer zu übersehen«, meinte ich und holte meinen Laptop heraus. Ich sah auf den Bildschirm. »Er gibt immer noch damit an.«
»Er wollte schon seit einer ganzen Weile eine, hatte aber nie das Geld dafür«, erklärte Julia. »Letztes Jahr hatten alle großen Athleten solche Tätowierungen. Na ja, bis auf Trey Juarez.«
»Trey braucht fast keine«, bemerkte Kristin. »Er ist so gut.«
»Jetzt wird er aber doch eine brauchen – wenn er mit Slade mithalten will«, sagte Julia.
Kristin schüttelte den Kopf. »Er wird sich trotzdem keine machen lassen. Er hat nämlich was gegen Tätowierungen. Letztes Jahr wollte er sie Mr Green melden, aber niemand hat ihm geglaubt.«
Ich blickte zwischen den beiden hin und her, verwirrter denn je. »Reden wir immer noch über Tätowierungen? Darüber, ob Trey eine braucht oder nicht?«
»Du hast es wirklich noch nicht rausgefunden?«, fragte Julia.
»Heute ist mein zweiter Tag«, stellte ich frustriert fest. Bei der Erinnerung daran, dass ich mich in einer Bibliothek befand, senkte ich die Stimme. »Die einzigen Leute, die wirklich über Tätowierungen gesprochen haben, seid ihr beide und Trey – und ihr habt nicht allzu viel gesagt.«
Sie hatten zumindest den Anstand, verlegen zu wirken. Kristin öffnete den Mund, hielt inne, überlegte
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