Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
es sich dann aber anders. »Du weißt genau , dass deine nichts bewirkt?«
»Ganz genau«, log ich. »Wie sollte das denn überhaupt möglich sein?«
Julie sah sich in der Bibliothek um und drehte sich auf ihrem Stuhl. Sie schob ihre Bluse ein Stück hoch und entblößte den unteren Teil ihres Rückens – und zeigte die verblasste Tätowierung einer Schwalbe im Flug. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass ich sie gesehen hatte, drehte sie sich wieder um. »Die habe ich während der letzten Frühjahrsferien bekommen – und das waren die besten Frühjahrsferien aller Zeiten.«
»Wegen der Tätowierung?«, fragte ich skeptisch.
»Als ich sie bekommen habe, hat sie noch nicht so ausgesehen. Sie war metallicfarben … nicht wie deine. Oder Slades. Eher wie … «
»Kupfer«, ergänzte Kristin.
Julia überlegte und nickte. »Ja, rötlich golden. Die Farbe hat nur eine Woche gehalten, aber in dieser Zeit war es umwerfend. Ich hab mich noch nie so gut gefühlt. Es war geradezu übermenschlich. Das beste High aller Zeiten.«
»Ich schwöre, in diesen Celestials steckt irgendeine Art von Droge«, meinte Kristin. Sie versuchte, missbilligend zu klingen, aber ich glaubte, einen neidischen Unterton herauszuhören.
»Wenn du eine hättest, würdest du es verstehen«, erklärte ihr Julia.
»Celestials … ich habe dieses Mädchen dort drüben darüber reden hören«, sagte ich.
»Laurel?«, fragte Julia. »Ja, das ist es, was sie die Kupfernen nennen. Weil sie einem das Gefühl geben, nicht von dieser Welt zu sein.« Ihre Begeisterung schien ihr beinahe peinlich zu sein. »Blöder Name, hm?«
»Hat Slade so eins?«, erkundigte ich mich, verblüfft über das, was sich da vor mir auftat.
»Nein, er hat ein stählernes«, sagte Kristin. »Die geben dir einen gewaltigen athletischen Kick. Ich meine, dann bist du stärker und … auch schneller. Solche Sachen. Sie halten länger als die Celestials – ungefähr zwei Wochen. Manchmal drei, aber die Wirkung lässt nach. Sie nennen sie stählern, weil sie tough sind, nehme ich an. Und vielleicht weil Stahl drin ist.«
Nicht Stahl, dachte ich. Eine Silberkomponente. Die Nutzung von Metallen, um gewisse Eigenschaften in der Haut zu binden, war eine Kunst, die die Alchemisten vor langer Zeit perfektioniert hatten. Gold war absolut das Beste, deshalb verwendeten wir es auch. Andere Metalle – wenn man sie auf die richtige Weise einsetzte – erzielten ähnliche Wirkungen, aber weder Silber noch Kupfer banden so wie Gold. Die Kupfertätowierung war leicht zu verstehen. Alle möglichen wohltuenden Substanzen oder Drogen konnten zu Gunsten einer kurzfristigen Wirkung damit verbunden werden. Die silberne zu verstehen, fiel mir schwerer – oder vielmehr die Wirkungsweise der silbernen. Was sie beschrieben, klang wie eine Art athletisches Steroid. Vermochte Silber das zu binden? Ich würde es überprüfen müssen.
»Wie viele Leute haben solche Tätowierungen?«, fragte ich sie voller Ehrfurcht. Ich konnte nicht fassen, dass derart komplizierte Tätowierungen hier so beliebt waren. Mir wurde auch gerade erst klar, wie wohlhabend die Schüler hier wirklich waren. Allein die Materialien würden ein Vermögen kosten, ganz zu schweigen von den angeblichen Nebenwirkungen.
»Alle«, antwortete Julia.
Kristin zog die Brauen zusammen. »Nicht alle. Aber ich habe inzwischen fast genug zusammengespart.«
»Ich würde sagen, mindestens die halbe Schule hat schon mal ein Celestial ausprobiert«, meinte Julia und warf ihrer Freundin einen tröstenden Blick zu. »Du kannst sie später wieder auffrischen lassen – aber es kostet trotzdem Geld.«
»Die Hälfte der Schule?«, wiederholte ich ungläubig. Ich sah mich um und fragte mich, wie viele Hemden und Hosen wohl Tätowierungen verbargen. »Das ist doch verrückt. Ich kann nicht fassen, dass eine Tätowierung zu so was imstande sein soll.« Ich hoffte, dass es mir gut gelang zu verbergen, wie viel ich wirklich wusste.
»Lass dir ein Celestial machen«, schlug Julia mit einem Grinsen vor. »Dann wirst du es glauben.«
»Wo lasst ihr sie denn machen?«
»In einem Studio, das Nevermore heißt«, antwortete Kristin. »Aber sie sind wählerisch, und sie machen sie nicht ohne Weiteres.« Nicht ganz so wählerisch, dachte ich, wenn die halbe Schule welche hatte. »Sie sind erheblich vorsichtiger geworden, nachdem Trey versucht hat, sie zu melden.« Da tauchte Treys Name schon wieder auf. Jetzt ergab es einen Sinn, dass er sich bei
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