Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
Seele«, erklärte er hochtrabend. »Das ist das Mindeste, was ich für deinen Dad tun kann. Ein Jammer, dass du nicht mehr wie deine Schwestern bist.«
Keith drehte mir den Rücken zu und schloss ohne ein weiteres Wort die Autotür auf. Dann stieg er ein und fuhr davon. Ich starrte ihm nach. Tränen drohten mir in die Augen zu steigen, doch ich schluckte sie hinunter. Ich kam mir wie eine Idiotin vor – aber nicht wegen seiner Anschuldigungen. Ich glaubte keine Sekunde lang, dass ich mit meinem Besuch hier etwas falsch gemacht hatte. Nein, ich war wütend – wütend auf mich selbst – , weil ich ihm das letzte Wort überlassen und nicht den Mut zum Widerspruch aufgebracht hatte. Ich war stumm geblieben, so wie alle es mir immer befahlen.
Vor Ärger trat ich so in den Kies, dass die kleinen Steinchen in die Luft spritzten. Einige prallten gegen mein Auto, und ich zuckte zusammen. »Tut mir leid.«
»Würde er Ihnen auch vorwerfen, schlecht zu sein, weil Sie mit einem unbelebten Gegenstand reden?«
Mit rasendem Herzen fuhr ich herum. Adrian lehnte an der Hauswand und rauchte. »Wo kommen Sie denn her?«, fragte ich scharf. Obwohl ich alles wusste, was es über Vampire zu wissen gab, fiel es mir schwer, abergläubische Ängste abzuschütteln, nach denen sie aus dem Nichts auftauchen konnten.
»Durch die andere Tür«, erklärte er. »Ich bin nach draußen gegangen, um eine zu rauchen, und habe den Lärm gehört.«
»Es ist unhöflich zu lauschen«, versetzte ich, wohl wissend, dass ich unerträglich geziert klang. Aber ich konnte mich nicht bremsen.
»Es ist unhöflich, so ein Arschloch zu sein.« Adrian deutete mit dem Kopf in die Richtung, in die Keith eben abgefahren war. »Könnten Sie sich dafür einsetzen, Jill vom Unterricht zu befreien?«
Ich seufzte und war plötzlich erschöpft. »Ja, das sollte mir gelingen. Es wird nur ein Weilchen länger dauern, bis ich einen anderen Alchemisten dazu überredet habe, unseren Vater oder unsere Mutter zu spielen. Es wäre erheblich schneller gegangen, wenn Keith das übernommen hätte.«
»Danke, dass Sie auf sie aufpassen, Sage. Sie sind in Ordnung. Für einen Menschen.«
Beinahe hätte ich gelacht. »Danke meinerseits.«
»Sie können es ebenfalls sagen, wissen Sie?«
Ich ging zu Latte hinüber und hielt inne. »Was sagen?«
»Dass ich in Ordnung bin … für einen Vampir«, erklärte er.
Immer noch lächelnd schüttelte ich den Kopf. »Sie werden es schwer haben, einen Alchemisten so weit zu bringen. Aber ich kann sagen, dass Sie für einen respektlosen Partylöwen mit gelegentlichen Augenblicken der Genialität ganz in Ordnung sind.«
»Genial? Sie halten mich für genial?« Er warf die Hände hoch. »Hörst du das, Welt? Sage sagt, ich sei genial.«
»Das habe ich nicht gesagt!«
Er ließ die Zigarette fallen, trat sie aus und grinste mich unbekümmert an. »Danke für die Blumen! Ich werde Clarence und Lee alles über Ihre hohe Meinung von mir erzählen.«
»He, ich habe nicht … «
Aber er war bereits verschwunden. Als ich abfuhr, kam ich zu dem Schluss, dass die Alchemisten eine ganze Abteilung benötigten, die sich der Frage widmete, wie man mit Adrian Ivashkov umzugehen hatte.
Bei meiner Rückkehr ins Zimmer im Wohnheim saß Jill da, von Lehrbüchern und Papieren umringt, und versuchte zweifellos, den gestrigen Stoff nachzuholen.
»Wow«, murmelte ich und dachte an die Hausaufgaben, die auch auf mich warteten. »Du hast ja eine ganze Kommandozentrale eingerichtet.«
Statt über meinen Scherz zu lächeln, sah Jill mit eisigem Blick auf. »Meinst du«, begann sie, »dass du vielleicht vorher mit mir sprechen könntest, wenn du dich das nächste Mal in mein Liebesleben einmischen möchtest?«
Ich war sprachlos. Adrian hatte gesagt, dass er mit Jill sprechen werde. Mir war nur nicht klar gewesen, dass es so schnell gehen würde.
»Du brauchst dich nicht hinter meinem Rücken an andere zu wenden, um mich von Micah fernzuhalten«, fügte sie hinzu. »Ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass ich nicht mit einem Menschen ausgehen kann.«
Also hatte Adrian ihr wohl so viel erklärt.
»Und außerdem«, sprach Jill weiter, immer noch in diesem kalten Tonfall, »du brauchst mich nicht mit dem einzigen verfügbaren Moroi innerhalb von hundert Meilen zu verkuppeln, um mich aus irgendwelchen Schwierigkeiten herauszuhalten.«
Okay … Adrian hatte ihr anscheinend alles erzählt. Ich hatte mehr Diskretion von ihm erwartet, vor allem im Hinblick auf
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