Bloodman
warf einen Blick zum Fenster und machte einen mentalen Schnappschuss des Himmels, der sich nun vollständig verdüstert hatte. Regen rauschte an den Fensterscheiben hinab, und die Wolken schimmerten grau.
»Moriarty?«
Er rannte die Treppen hinunter. Schaltete das Licht ein. Stürmte durchs Wohnzimmer.
»Moriarty!«
Wo ist er?
»Moriarty!«
Da setzte das hässliche alte Flüstern wieder ein.
Gehäutet , sagte es.
Jake rannte nackt durchs Haus, stieà Stühle und Lampen um und brüllte den Namen seines Sohns.
Wo war er?
Vor der Haustür, neben der Nakashima-Konsole, blieb er stehen. Wo war sein Sohn? Was war Jeremy zugestoÃen?
Dann erinnerte er sich, dass Kay oben immer noch mit Handschellen ans Bett gefesselt lag.
Er stürmte drei Stufen auf einmal nehmend hinauf und rannte zum Schlafzimmer.
Die Schiebetür war halb geschlossen, und er stieà sie so heftig in die Wand zurück, dass sie aus den Schienen sprang. Er schaltete das Licht ein, und das saubere, weiÃe Laken des Betts leuchtete auf.
Die Handschellen hingen am Kopfteil, todesstill und leer.
49
Jake stand am FuÃende des Betts, während sich ein Knäuel von Schlangen in seinem Kopf wand, und das Kratzen ihrer Schuppen an seiner Schädeldecke übertönte das Brüllen des Sturms. Die Pistole baumelte in seiner Hand. Er starrte das leere Laken an. Die schwarzen Zungen der Tätowierungen, die den gröÃten Teil seines Körpers bedeckten, glänzten vom Schweià der Panik, der die Ausdünstungen des Sexâ überlagerte.
Nicht sie.
Nur sie nicht.
Bitte.
Er rannte so schnell die Treppe hinab, dass er die Stufen fast nicht berührte.
»Kay!«, schrie er.
Sand und Regen prasselten gegen Fenster und Sperrholztafel. Von drauÃen hämmerte etwas gegen die Seitenwand des Hauses. Jake rannte zur Vordertür.
Er riss sie so heftig auf, dass sie gegen die Wand knallte und der Türgriff ein Loch in den Rigips stieÃ. Eine weiÃe Staubwolke puffte heraus und legte sich über den Boden.
DrauÃen in der Einfahrt: »Kay!«
Er rannte zur StraÃe, und seine Blicke schnellten in beide Richtungen des leeren Highways. Der Regen strömte in Wellen herab und glitzerte auf dem Asphalt wie lebende Insekten.
Der Streifenwagen stand noch am StraÃenrand. Jake trat darauf zu und sah eine Gestalt auf dem Vordersitz, den Kopf in den Nacken gelegt, den Mund geöffnet. Es war nicht Scopes â niemand, den Jake kannte. Er riss die Tür auf und zerrte den Mann heraus in Wind und Regen.
»Wo zum Teufel ist meine Frau? Mein Sohn?«
Der Cop wirkte verwirrt. »Ich ⦠ich ⦠weià nicht â¦Â« Sein Blick sank zu Jakes nacktem Körper, und seine Miene wurde ausdruckslos. »Sind Sie â¦?«
»Ich bin nicht betrunken oder bekifft, Sie Volltrottel!« Er schüttelte den Mann. »Meine Frau und mein Sohn sind verschwunden!«
Der Cop versuchte sich loszumachen. »Ich habe nichts bemerkt â¦Â«
»Weil Sie hier drauÃen gepennt haben.« Jake stieà ihn fort und starrte ihn ein paar Sekunden lang an. »Wissen Sie, was passiert ist?«
Der Cop hielt seinem Blick eine Weile lang stand. »Ich bin sicher â«
Jake schlug mit der Pistole zu, und der Revolverknauf traf den Cop am Nasenrücken. Es folgte ein Knacken, laut genug, um Wind und Regen zu übertönen, und die Beine des Mannes gaben unter ihm nach, während er ein Grunzen ausstieà und neben dem Wagen zusammensackte.
Jake rannte ums Haus herum und durch den Garten, zu dem Gebäude am Rand des Grundstücks.
Er platzte hinein und schaltete das Licht ein. Die Armee der gesichtslosen Männer leuchtete auf und kam aus den Wänden gekrochen. Er stürmte durch das Atelier, durch die Garage, riss sogar jeden kleinen Schrank auf, in dem sich Jeremy hätte verstecken können.
Nichts.
Leer.
Weg.
Wohin?
Gehäutet , zischelte die Stimme liebenswürdig.
Nicht meine Familie. Alles, nur nicht meine Familie.
Bitte.
BITTE !
Aber wo sind sie dann?, fragte die uralte Stimme in seinem Kopf.
Er rannte hinaus, über den Rasen, und sprang den Abhang zum Strand hinunter. Die Wellen rollten jetzt viel höher herauf als noch vor ein paar Stunden, umspülten seine FüÃe mit Schaum und stechendem Sand und Schlingen von Seegras. Er ruckte mit dem Kopf herum, wie ein Hund, der Witterung aufnimmt. Erst in der einen Richtung, dann in
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