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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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durch die Luft spritzten. Erst als sein Onkel ihm die Jeans in die Hand drückte, zog er sich etwas an.
    Jake hatte sich tief in sich selbst zurückgezogen, an einen weit entfernten Ort. Es war ein enges, bösartiges Gefängnis voller Wut und Gewalttätigkeit, das er vor Jahren hermetisch verschlossen hatte. Aber die Tür war eingetreten worden, und üble Dinge, die lange in der Dunkelheit gehaust hatten, begannen, herauszuhuschen. Er wusste nicht, ob er sie unter Kontrolle halten konnte.
    Â»Ich werde ihn finden, Mike.« Jakes Augen waren auf die Brecher jenseits der Terrasse geheftet, aber Hauser konnte sehen, dass er in Gedanken ganz woanders war. »Ich werde ihn finden, und dann reiße ich ihn in Stücke.«
    Die Haustür ging auf, und jemand kam herein.
    Hauser fühlte Jakes Haut abermals zusammenzucken, und die Bewegung hatte etwas Reptilienhaftes an sich. »Jake …«, begann er, unterbrach sich jedoch, als er sich daran erinnerte, wie er sich bei Aarons Tod gefühlt hatte. Er ließ seine Hand auf Jakes Schulter liegen wie ein Mann, der versucht, ein durchgegangenes Pferd durch gute Schwingungen zu beruhigen. Jakes Haut war glattes, kaltes Porzellan.
    Â»Wir wollten in wenigen Minuten wegfahren – ein paar hundert Sekunden vielleicht«, sagte Jake in diesem unheimlichen Tonfall, den Hauser schon vor Schwester Macreadys Haus wahrgenommen hatte.
    Aus dem Augenwinkel sah Hauser Spencer hereinkommen. Er blieb am Rand des Flickenmusters aus Perserteppichen stehen und schüttelte den Kopf – keine Spur von Kay oder Jeremy im Atelier. Wie Hauser hielt er eine Taschenlampe in der einen Hand und seine Waffe in der anderen.
    Â»Ich habe Jakes Charger in die Garage gefahren. Nur für alle Fälle.«
    Auf der Veranda trat Frank seine Zigarette aus und kam herein. Hauser war verblüfft von seiner Ähnlichkeit mit Jakes Vater – er war ihm zwar nie begegnet, er hatte aber genügend Punkte in der lokalen Berühmtheitswertung, um Hauser ein Begriff zu sein. Frank war selbst nach so langer Zeit noch Gesprächsstoff im Jachtklub – Frank Coleridge mit seinen jungen, intelligenten Frauen. Er war eine digitale Kopie seines Bruders bis hin zu dem gemeinen Ausdruck in den Augen. Als er den Mantel abstreifte und über eine Stuhllehne hängte, sah Hauser, dass er abgewetzte Chinos trug, Chopperstiefel und ein Flanellhemd mit einem Remington-Aufnäher über der Brusttasche. Aber selbst nackt hätte Hauser Frank Coleridge noch angesehen, dass er ein Freiluftmensch war. In seinem Auftreten lag etwas, das eine deutliche Sprache sprach – vom kühlen Blick bis zu den sicheren Bewegungen seiner Hände unterstrich alles an ihm, dass Frank Coleridge ein Mann war, der viel Zeit auf der Jagd verbrachte.
    Als Hauser eintraf, war ihm sofort Franks Hummer in der Einfahrt aufgefallen, wo er schräg auf dem abfallenden Schotterstreifen stand wie ein schlafendes Rhinozeros. Es war ein monströser Wagen, offenbar aus Armeebeständen – Hauser hatte genügend verweichlichte Städter hinter dem Lenkrad von aufgemotzten Versionen dieser Monster gesehen, um ein echtes Nutzfahrzeug zu erkennen. Außerdem hatte er mit der Taschenlampe hineingeleuchtet, während er das Gelände nach Kay und Jeremy absuchte, und einen karg ausgestatteten Innenraum aus blankem Metall gesehen, den man mit dem Schlauch ausspritzte und nicht mit einem teuren Autoshampoo säuberte. Der Wagen hatte Nummernschilder aus Tennessee, und der Sheriff fragte sich, wie viele Weißwedelhirsche schon auf der Haube dieses Monsters festgeschnallt gewesen waren, die Zunge aus dem Hals hängend, die Kehle durchgeschnitten, ausgeweidet, nachdem sich eine einzelne Kugel aus einem mittelgroßen Jagdgewehr – Kaliber . 223 oder . 277 höchstwahrscheinlich – in ihren herausgeschnittenen Herzen aufgepilzt hatte.
    Frank schüttelte eine neue Zigarette aus seinem Päckchen und steckte sie Jake in den Mund – Jake ließ es gedankenlos geschehen, die Augen stumm auf die Brecher geheftet, die an den Strand donnerten – und zündete sie ihm mit einem alten USMC -Zippo an. In Franks Geste lag unausgesprochene familiäre Zuneigung, und Hauser war froh über seine Anwesenheit.
    Â»Jake, ich brauche Fotografien von Ihrer Frau und Ihrem Sohn.« Er sah zu Boden, dann sagte er: »Wir geben sie in die Datenbank der vermissten Personen ein. Wir können keine

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