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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Quetschungen oder Striemen am Hals verbarg Kay hinter hohen Krägen oder dicken Halsketten. Diese Art von Sex setzte in ihrem Gehirn Endorphine frei, wie sie es seit ihrer Drogen- und Schnapszeit nicht mehr erlebt hatte. Sie wussten beide, dass sie trotz aller Entschlossenheit, ihre Süchte hinter sich zu lassen, über eine neue Sucht gestolpert waren. Einer, die ohne Nadeln oder Pillen oder Alkohol oder Chemikalien auskam. Ein natürlicher Rausch direkt aus der guten, alten, blutgespeisten Sexmaschine zwischen ihren Ohren. Ihr Sexualleben war zur Ersatzdroge geworden.
    Sie lag auf dem Bauch, lang ausgestreckt wie Supergirl, die Hände mit Handschellen durch die Eichenspeichen des Betts gefesselt. »Danke, Baby, das habe ich gebraucht.« Die Handschellen klirrten, und als Jake sie auf die Haare küsste, drängte sie sich mit dem Hintern gegen ihn. »Jetzt mach mir die Handschellen ab, und dann nichts wie weg hier.«
    Irgendwo im Haus ertönte ein Krachen.
    Â»Daddy!« Jeremys Stimme überschlug sich in einem hohen Klirren der Panik.
    Jake sprang von Kay herunter, schnappte sich die Pistole vom Nachttisch und stürmte hinaus.
    Er stieß die Tür zu Jeremys Zimmer auf.
    Er war verschwunden.
    Es gab einen kurzen Augenblick absoluter, vollständiger Stille in seinem Kopf, als wären alle Schaltkreise tiefgefroren. Er starrte hinab auf das leere Bett und versuchte mit reiner Willenskraft, seinen Sohn zurückzubringen. Ein schweres Pochen ließ die Atmosphäre pulsieren, als wäre das Haus von einem Blitzstrahl getroffen worden, und Jake spürte das elektrische Hämmern der Furcht in seiner Brust. Es gab ein hörbares Pop , als das heiße Brodeln des Resynchronisierungsgeräts die Stromkreise seines Herzens überlastete. Stille senkte sich über ihn wie eine Decke aus nassem Sand.

47
    Hauser hatte seinen Charger in der Polizeigarage untergestellt und benutzte jetzt den Bronco. Wenn das Wetter richtig schlimm wurde, war ein Wagen mit Vierradantrieb praktischer. Seine Spursicherheit war eine angenehme Abwechslung zu dem störrischen ›Muscle-Car‹, der, wie Hauser sehr wohl wusste, eine Art Ersatzdroge im Kampf gegen seine dahinschwindende Jugend war – dazu gehörten auch das Boot, seine Sammlung von Vogelflinten und die neuen Plastiktitten seiner Frau, die er allesamt gern auspackte, um so oft wie möglich damit zu spielen.
    Hauser fuhr langsam, damit er die Windstöße ausgleichen konnte, die immer heftiger unter den Pick-up fuhren. Die Nacht lag noch mehrere Stunden entfernt, aber Dylan hatte den Himmel bereits mit einem metallischen Farbton übermalt, der irgendwo zwischen Grau und Schwarz lag. Hinter Hauser erstreckte sich eine lange Reihe von Scheinwerfern, leuchtende Augäpfel einer flüchtenden Bevölkerung, und einen winzigen Augenblick lang fühlte er sich versucht, sich ihnen anzuschließen. Nicht anzuhalten. Nicht hierzubleiben. Aber er holte tief Luft, und als er den Atem wieder ausstieß, war der Gedanke ausgelöscht. Versuchung – der schlimmste Alptraum eines Cops.
    Der Atlantik verfiel mehr und mehr in schäumende Raserei und fegte die Wellen entlang der ganzen Strecke quer über den Highway. Wasser schwappte gegen die Windschutzscheibe, und die Scheibenwischer klatschten unaufhörlich. Die äußersten Regenbänder des Hurrikans hatten das Land schon vor ein paar Stunden erreicht, und Hauser wusste, dass er den nächsten Tag in seiner Regenmontur zubringen würde, bis auf ein paar Stunden der Stille, wenn das Auge des Hurrikans durchzog. Bevor das ganze Spektakel von vorn losging.
    Der Fahrer vor Hauser stieg zu hart auf die Bremse, und das Heck des Wagens brach aus. Es gelang ihm gerade noch, ihn abzufangen. Hauser schüttelte den Kopf und hoffte, der Kerl würde sich in Sicherheit bringen können, bevor die Sanitäter ihm die Splitter seiner Windschutzscheibe mit Pinzetten aus den Augäpfeln ziehen mussten. Er wusste, was Fahrfehler mit dem menschlichen Körper anrichten konnten – aus beruflicher und persönlicher Erfahrung. Wie jeder Polizeibeamte an einem Ferienort hatte er reichlich Verkehrstote vom Asphalt putzen müssen. Und vor fünfzehn Jahren hatte er seinen zehnjährigen Sohn an einen betrunkenen Autofahrer verloren, mitten aus seinem jungen Leben gerissen. Es war kein spektakulärer Unfall gewesen, bei dem jeder den Kopf schüttelte und sich fragte,

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