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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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– es gab etwas Ähnliches auf der Forger –, und Jacob packte den Griff und riss sie auf. Der Deckel löste sich, und er warf ihn beiseite.
    Ein kleines Kind lag zusammengekrümmt in der Kiste. Ein Junge, nicht älter als drei Jahre, mit Blut bespritzt. Jacob dachte nicht nach – ihm blieb keine Zeit mehr, irgendeinen Gedanken zu fassen –, er packte das Kind einfach am Arm und zerrte es aus seinem Versteck.
    Das Boot kippte schwer zur Seite, und Jacob rutschte weg, geriet unter Wasser. Strampelnd kam er wieder an die Oberfläche. Das Kind schrie. Schlug nach seinem Gesicht. Trat und biss. Drückte seine Furcht auf die einzige Art aus, die es kannte.
    Von irgendwo aus weiter Ferne hörte Jacob, wie Frank ihm zuschrie, herauszukommen.
    Das Wasser quoll in die Kabine. Jacob kletterte auf die Koje, auf der die Frau ermordet worden war, während er das Kind an die Brust drückte wie einen Football. Er griff nach oben und versuchte, das Luk zu öffnen. Es war versperrt. Er riss am Griff. Drehte ihn mit aller Gewalt. Er brach ab und blieb ihm in der Hand.
    Das Meer füllte die letzte Lufttasche, und das Boot glitt unter die ruhige Oberfläche der Karibik.
    Es gab nur noch Schwärze und das schmierige Gefühl von Blut und den Herzschlag des Kindes, das er an die Brust gepresst hielt. Jacob zog den Colt, richtete ihn auf das Luk und drückte ab.
    Das Kind in einem Arm festhaltend, die Pistole mit der freien Hand umklammert, schwamm er durch das gezackte Loch, das die Kugel gerissen hatte. Er bewegte sich in Richtung des blauen Himmels über dem Ozean, der Welt über Wasser. Der Sog des sinkenden Bootes streckte seine unsichtbaren Hände aus, wollte die Trümmer – und ihn – mit sich nach unten zerren. Er schlug verzweifelt mit den Beinen und versuchte, die Oberfläche zu erreichen. Er schaffte ein paar Meter. Dann noch ein paar, und die Entfernung zwischen ihm und dem Tod wuchs.
    Plötzlich griff etwas nach seinem Fuß, spannte sich darum und begann, ihn zusammen mit dem Boot in die schwarze Tiefe zu ziehen.
    Jacob ließ die Pistole los, riss das Messer aus dem Gürtel und stieß es mit einem verzweifelten Schwung nach unten. Er hatte keinen Sauerstoff mehr in der Lunge, keinen Treibstoff im Tank, um auch nur noch einen Zentimeter weiterzukommen, aber er hatte Glück, so dass die Klinge glatt durchschnitt, was immer sich um seinen Fuß geschlungen hatte. Ein Vibrieren surrte durch sein Bein, dann war er frei und schwamm zur Oberfläche. Aufwärts. Dem Licht entgegen.
    Er durchbrach die Wasseroberfläche in den sonnigen karibischen Nachmittag und sog in tiefen Atemzügen seine Lunge voll Luft. Er hustete und keuchte und spuckte, schaffte es aber, das Kind über Wasser zu halten und auf das Boot zuzuschwimmen. Um ihn herum sprudelte und blubberte das Wasser von den Luftblasen, die aus der sinkenden Jacht strömten.
    Frank rief ihm etwas zu.
    Mia schrie.
    Er hielt den Jungen in die Höhe und schwamm schwerfällig auf die Forger zu.
    Seine Frau schrie abermals, diesmal als gellendes Kreischen, das ihn fast mitten im Schwimmzug hätte erstarren lassen. Es war ein einziges, furchteinflößendes Wort.
    Hai!
    Jacob wirbelte herum und packte das Messer fester. Er sah den Fisch auf sich zuschießen, und seine dreieckige Rückenflosse stieg aus dem Wasser, während er seine Beute anpeilte.
    Jacob senkte die Klinge, um unter den Hai zu kommen, wenn er an der Oberfläche angriff. Sollte er abtauchen, gab es nicht viel, was er tun konnte. Der Fisch schoss immer schneller auf ihn und das Kind zu. Er hatte keine Ahnung, ob der Junge bei Bewusstsein oder überhaupt noch am Leben war, aber er war entschlossen, ihn nicht loszulassen, nicht einmal, wenn es bedeutete, im Bauch eines Fisches auf dem Grund des Meeres zu enden. Er schlang die Arme schützend um den Kleinen und legte sich seinen Kopf über die Schulter, während er den näherkommenden Hai im Auge behielt.
    Er war nur noch drei Meter weit entfernt, als das Knattern von Franks Thompson den Himmel zerriss und das Wasser um die Rückenflosse des Fisches explodierte. Sein weißer Bauch blitzte auf, dann kam Blut. Eine brachiale Rolle im Wasser. Der Hai legte sich auf die Seite und verschwand in einem sich ausbreitenden Teich von Rot.
    Jacob schwamm zum Boot, immer darauf bedacht, den Kopf des Kindes über Wasser zu halten. Er reichte Frank den Jungen, dann

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