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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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durcheinander, und dann endete ein Bild damit, dass es nach gutem Scotch roch. Aber mindestens genauso oft musste er einen Schluck Terpentin wieder hervorwürgen.
    Er hatte viel gearbeitet, und zum Arbeiten brauchte er Treibstoff. Daher hatte er den Ofen mit reichlich Schnaps angeheizt. Natürlich wusste er, dass er zu viel trank, aber ging es nicht gerade darum? Was hatte man davon, keinen Chef zu haben, wenn man nicht tun und lassen konnte, was man wollte?
    Mit sechsundvierzig Jahren stand Jacob Coleridge auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er verdiente seinen Lebensunterhalt bereits seit fast zwei Jahrzehnten als Maler, und sein Einfluss auf die amerikanische Kunst war in dieser Zeit stetig gewachsen. Inzwischen lag der Punkt, an dem er sich noch darum Sorgen machen musste, wo die nächste Mahlzeit (oder der nächste Drink, halleluja!) herkommen sollte, weit hinter ihm. Das hätte ihm eigentlich eine Art inneren Frieden geben sollen. Vielleicht sogar ein gewisses Gefühl des Stolzes. Aber dazu war es nicht gekommen. Es hatte lediglich bewirkt, dass er sich ein bisschen weniger wohl in seiner Haut fühlte, als steckte er im Körper eines anderen Menschen, einem, der auf einen unbedeutenderen Mann zugeschnitten war.
    Er dachte an Mia und Jakey und hob die Porzellantasse. »Alle für einen, einer für alle«, sagte er laut. Warum eigentlich nicht? Er hatte schon auf weniger wichtige Dinge getrunken – meistens auf Zufallsbekanntschaften in Bars –, also erhob er jetzt sein Glas auf die Musketiere. Trank aus. Schenkte sich nach. Holte noch eine Flasche aus dem Kühlschrank und schraubte die Kappe ab. Trank einen Schluck. Ging nach draußen.
    Im Atelier, auf einem seiner Rahmungstische, stand sein einziges Experiment mit dreidimensionaler Kunst – das Modell einer Kugel, zusammengesetzt aus Stücken, die er von den Schäften von Edelstahl-Harpunen abgeschnitten hatte. Es war ein Polyeder, perfekt ausgeführt mit beinahe 2200 Präzisionsschnitten von der Kappsäge und doppelt so vielen Schweißpunkten. Er war präzise, kompliziert und auf einer der Querstreben signiert: Jacob G. Coleridge.

58
    Das Büro des Sheriffs sah aus wie ein Ort, wo die abgerissenen Überlebenden eines Zombiefilms zum letzten Gefecht antraten. Das Gebäude war ein Zweckbau aus Ziegel und Kalkstein aus dem 19 . Jahrhundert. Es besaß eine gewölbte Doppeltür als Eingang, und über den Fenstern lagen keilförmige Schlusssteine. Eine Hälfte des Baus beherbergte die Arrestzellen und das Bezirksgefängnis, die anderen Büroräume, die sich die Stadtverwaltung und die Sheriffsabteilung von Southampton teilten. Der Parkplatz war weitgehend leer, und das Gebäude wirkte verlassen. Drinnen brannten ein paar Lichter, aber die einzigen Autos auf dem Platz waren zwei Allradfahrzeuge des Sheriffs und ein schwerer Rettungswagen mit Kastenaufbau. Die Lastwagen der Nachrichtenteams von gestern waren unterwegs, um die Schäden zu filmen, die die Neuauflage des Long-Island-Express anrichtete.
    Frank parkte auf dem Gras, immer nach der Logik, dass fünfzehn Zentimeter mehr Höhe den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen konnten, wenn eine Sturmflut anrollte. Natürlich bot er auf höherem Grund auch eine größere Angriffsfläche für das rachsüchtige Temperament des Hurrikans. Im heulenden Wind und unter dem Stakkatoprasseln des Regens rannten sie über die Straße und die Treppen zum Eingang hinauf.
    Der ausgestorbene Eindruck, den das Gebäude von außen machte, war ausgelöscht, sobald sie durch die Tür traten. Auf dem Revier ging es zu wie in einem Bienenstock. Uniformierte Polizisten rannten hektisch hin und her. Telefone klingelten, Funkgeräte quäkten, Kaffeemaschinen fauchten. In einer Ecke stand ein stummer antiker Zenith-Fernseher, der auf den Wetterkanal eingestellt war – ein junger Reporter in einem blauen, gummierten Regenmantel mit dem Logo des Senders auf der linken Brust meldete sich vom Balkon im ersten Stock eines Motels irgendwo an der Küste. Das Bild war stark verpixelt – das statische Rauschen des digitalen Zeitalters. Hinter ihm rollte die hohe Brandung an den Strand, und der Gesichtsausdruck des jungen Mannes spiegelte die Erkenntnis wider, dass er hier stand, weil er entbehrlich war. Die großen Tiere saßen in Sicherheit irgendwo in New York und würden seinen Verlust vor den Kameras

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