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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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hilflos. »Wer hat das nicht?«
    Â»Ich glaube, derselbe Mann, der diese Menschen ermordet hat, hat meine Familie entführt.« Er dachte an Kay, die sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihn zu küssen, an den Duft ihres Haares nach Papaya. Und er dachte an Jeremy und seine MoonPies. »Meine Frau und meinen drei Jahre alten Sohn.«
    Mrs Mitchell sagte: »Das tut mir leid.« Es war kaum mehr als ein Flüstern.
    Â»Ich glaube, ich besitze ein Bild des Mannes, aber es ist in kleine Einzelteile zerlegt.«
    Sie hielt ihnen die Becher hin. »Wie ein Puzzle?«
    Â»Ja.«
    Frank nippte an seinem Kaffee und sagte: »Sie sind ein Engel.«
    Sie führte sie ins Wohnzimmer. »Emily hört Ihnen entweder zu oder nicht. Dazwischen gibt es nichts. Sie anzuschreien hilft nichts. Sie zu schütteln hilft nichts. Sie zu ohrfeigen hilft nichts. Es kann sehr frustrierend sein. Wenn sie irgendeinen Gegenstand bewegt oder ihn berührt, gehen Sie keinesfalls dazwischen, selbst wenn er Ihnen gehört – das macht sie wütend. Und Sie wollen sie nicht erleben, wenn sie wütend wird.« Sie musterte Jake mit einem Ausdruck von Kopf bis Fuß, den er sehr lange nicht mehr gesehen hatte. »Sie haben keine Zeit zu verlieren, also fangen Sie am besten gleich an.«
    Das Wohnzimmer war identisch mit dem von Schwester Macready, einschließlich der Aufstellung der Möbel. Der einzige Unterschied bestand in einem kleinen Bücherregal, vollgestopft mit bonbonfarbenen Taschenbüchern mit süßlichen Titeln, die sich auf romantische Verwicklungen zwischen sexbesessenen Menschen mit schönen Haaren und großen Treuhandvermögen bezogen.
    Emily spielte auf dem Boden und setzte ein Puzzle zusammen. Sie hatte die Schachtel auf dem Teppich ausgeleert und alle Teile umgedreht, so dass sie mit der Rückseite nach oben lagen und sie nur mit einer fragmentierten Palette identisch aussehender Formen arbeiten konnte. Sie kam schnell voran und legte die Teile mit der Präzision eines Fließbandroboters an die richtige Stelle. Die Szene wirkte wie ein Film, den man rückwärts abspult.
    Â»Emily«, sagte Mrs Mitchell leise. »Dieser Mann will dir etwas zeigen. Es ist ein Puzzle. Ein Bilder-Puzzle.«
    Emily setzte weiter die einfarbigen Pappformen zusammen, und das Puzzle wuchs rasant. Falls sie ihre Mutter gehört hatte, bemerkte Jake nichts davon.
    Â»Das macht sie die ganze Zeit so. Und kein Puzzle zweimal. Ich habe versucht, sie zu täuschen, indem ich ein Puzzle, das sie schon einmal gemacht hatte, in eine neue Schachtel tat oder die Teile umgedreht hingelegt habe, aber sie weiß sofort Bescheid. Sie wischt sie einfach beiseite.« Sie strich Emily das Haar aus den Augen und richtete ihre große, gelbe Haarspange. »Nicht wahr, meine Süße?« Sie beugte sich vor und drückte ihrer Tochter einen Kuss auf den Kopf. Das Mädchen reagierte weder auf die Vorstellung noch die Liebkosung oder den Kuss. Sie verteilte einfach blitzschnell weiter Puzzleteile, mit demselben leeren Gesichtsausdruck, der Jake schon am Morgen in Sobels Wartezimmer aufgefallen war. Damals, als er noch eine Familie hatte.
    Mrs Mitchell nickte Jake zu, und er stellte seinen Laptop vor dem Mädchen auf den Boden. Er klappte ihn auf.
    Das Standbild im Videofenster zeigte ihn selbst, wie er eines der unheimlichen kleinen Bilder seines Vaters in die Höhe hielt. Er wirkte halb wie im Schlaf, in einer dieser seltsamen Posen, die man zwischen dem Ende einer Bewegung und dem Beginn der nächsten einnimmt, wie eine alternative Version seiner selbst. Jake drückte mittels des Touchpads auf Play, und die Miniaturversion seiner selbst und doch wieder nicht seiner selbst legte die Leinwand, die er in den Händen hielt, fort und griff nach einer neuen. Legte diese wieder hin und nahm die nächste. Und noch eine. Und noch einmal. Und wieder.
    Emily ignorierte den Computer. Ihre Augen waren auf das Puzzle vor ihr geheftet, und ihre Hände setzten mechanisch die Teile zusammen, als wären sie mit unsichtbarer Tinte nummeriert, die nur sie mit einer Spezialbrille sehen konnte. Frank sah von einem Stuhl neben dem Fenster aus zu, nippte an seinem Kaffee und betrachtete das Mädchen mit hingerissener Faszination.
    Ein paar Sekunden später begriff Jake, dass er den Film nicht am Anfang gestartet hatte. Er drückte auf den Rückspulknopf, und das Bild ruckelte zurück.
    Und da

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