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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Couchtisch aus Teakholz neben den Hochglanzmagazinen zusammengesetzt hatte. Über ihre Fähigkeit, Bilder aus Einzelpixeln von Informationen zu formen. Vielleicht konnte sie das Rätsel entziffern. Rekonstruieren. Malen.
    Hauser winkte einen seiner Deputys herbei – einen kleinen Mann mit tonnenförmiger Brust, der ein Sandwich mit Eiersalat aß, während er sein nutzloses Handy verfluchte. »Wohl, holen Sie einen gewissen Dr. Sobel ans Telefon – er ist Psychiater im Krankenhaus. Wir brauchen Namen und Telefonnummer von einer seiner Patientinnen – ein Kind, das heute Morgen bei ihm war. Es könnte uns bei der Mordsache behilflich sein. Er darf davon den Medien gegenüber nichts erwähnen.«
    Wohl machte sich davon, während er den letzten Bissen seines Sandwiches mampfte.
    Eine Regenbö hämmerte gegen den Eingang, und die drei Meter hohen, gewölbten Eichentüren sprangen ein paar Zentimeter weit auf. Ein Wasserkeil ergoss sich durch den entstandenen Spalt und breitete sich auf dem Marmorfußboden aus, gesprenkelt mit Blättern und einem der allgegenwärtigen Starbucks-Becher.
    Â»Und macht die verdammte Tür dicht!«, bellte Hauser den Arbeitsdrohnen seines unwetterbelagerten Bienenstocks zu.
    Draußen hatte sich Dylan zu voller Pracht entfaltet und präsentierte seine hässliche, aggressive Seite. Er war noch vier Stunden von seinem mörderischen Höhepunkt entfernt, und bis dahin konnte er sich noch ein ganzes Waffenarsenal einverleiben, monströse Säulen aus kondensiertem Wasser, die er in tonnenschweren Schlucken aus dem Ozean schlürfte. Ein wenig davon gab er der Erde als Regen zurück. Aber den Rest – den Löwenanteil seiner Beute – bewahrte er in der Waffenkammer auf.
    Offensichtlich hatte er nicht vor, sich bald zu beruhigen.

59
    Frank manövrierte den unhandlichen Hummer über den Randstein und eine Rasenfläche, um einem Baum auszuweichen, der quer auf der Straße lag. Er zog an seiner Zigarette, und die Spitze glühte hellorange auf, verblasste dann zu einem stumpfen Rot, das sich in der Asche verlor. »Glaubst du wirklich, dieses kleine Mädchen kann dir helfen?«
    Jake zuckte die Achseln. Das war mittlerweile seine typische Bewegung. »Es ist ein Schuss ins Blaue. Herrgott, es ist mehr als das. Es wäre wie zwei Lottogewinne direkt hintereinander.«
    Frank wuchtete das Lenkrad herum, und der schwere Wagen driftete nach rechts. Wasser und große, nasse Rasenstücke spritzten davon. »Ist die Kleine zurückgeblieben?«
    Jake schüttelte den Kopf. Frank war noch von der alten Schule – der wirklich alten Schule –, und er litt nicht an politischer Korrektheit, die seine Denkprozesse hätte behindern können. »Nein, Frank. Sie ist autistisch. Und sie ist eine Art von Savant .« Jake besaß große psychologische Kenntnisse. Er las wissenschaftliche Texte und besuchte als Gasthörer Vorlesungen an der George-Washington-Universität. Außerdem hatte er im Laufe der Jahre Hunderten von Psychiatern und Psychologen Löcher in den Bauch gefragt. Er hätte am College einen Fortgeschrittenenkurs in Psychologie halten können.
    Â»Was ist das?«
    Jake war hin- und hergerissen. Halb widerstrebte es ihm, dass seine Gedanken von Kay und Jeremy abgelenkt wurden, und halb begrüßte er es. Er beschloss, Frank mit Gesprächsbereitschaft statt Stille zu danken. »Siehst du denn nicht fern?«
    Frank schüttelte den Kopf und kicherte verächtlich. »Warum zum Teufel sollte ich das tun?«
    Â»Es bedeutet eine besondere Fähigkeit, eine Inselbegabung. Die Hälfte der Savants sind Autisten, die anderen fünfzig Prozent leiden an einer neuralen Anomalie. Sie können Dinge tun, zu denen kein anderer Mensch fähig wäre.«
    Â»Zum Beispiel?«
    Â»Ein eidetisches Gedächtnis ist weit verbreitet. Manche können Zahlen schneller addieren als ein Computer – zum Beispiel in einem Sekundenbruchteil die Summe von drei Dutzend sechsstelligen Zahlen bilden. Manche haben ein spezielles Talent für Daten. Mein Geburtstag zum Beispiel …« Seine Brust zog sich zusammen, und er verstummte. Hörte auf zu reden. Hörte auf zu denken. Hörte auf zu versuchen, ein Teil der Welt zu sein. Weil ihm klarwurde, dass er tatsächlich keine Ahnung hatte, wann sein echter Geburtstag war.
    Er dachte an den Vater, der nicht sein Vater war

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