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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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lediglich sechs Meter über dem Meeresspiegel befanden und eine echte Sturmflut die Stadt einfach von Long Island wegfegen würde. Oder daran, dass auch die normale Flut irgendwann wieder einsetzte.
    Frank lenkte den Hummer in die Einfahrt eines kleinen, zweigeschossigen Nachkriegs-Bungalows, nicht ganz unähnlich dem von Rachael Macready. Sie rannten zur Tür, Frank mit bis zum Hals zugezogener Öljacke, Jake in einem von Hausers Regenponchos. Mrs Mitchell öffnete ihnen, noch bevor sie die Stufen hinauf waren, und bat sie mit dem üblichen Smalltalk herein, den man bei solchem Wetter macht. Als sie drin waren, zog sie die Fliegengittertür hinter ihnen zu, dann die weiß gestrichene Haustür mit dem karoförmigen Fenster.
    Jake sah das Mädchen im Wohnzimmer spielen. Sobel hatte Hauser den Namen und die Telefonnummer ihrer Mutter genannt, und der Sheriff hatte die Mutter um Erlaubnis gebeten, dass Jake mit ihrer Tochter sprechen durfte. Ihr Name war Emily. Sie war zwölf.
    Jake wusste, dass es keinerlei Garantie gab, dass sie ihm helfen konnte. Vielleicht versteckte sie sich hinter einer Sprachbarriere, die er nicht durchdringen konnte. Vielleicht vergeudete er nur seine Zeit. Aber er hatte nicht mehr viele Optionen und keine greifbare Spur.
    Herrgott , dachte er. Ausgerechnet ich. Greife nach jedem Strohhalm. Wenn es nicht so verdammt traurig gewesen wäre, hätte er gelacht.
    Mrs Mitchell trug einen weiten, alten, grobgestrickten Pulli, der an einem Ärmel Farbflecken und am anderen einen Flicken hatte. Jake vermutete, dass es sich dabei um ihre Version einer Schmusedecke handelte. »Mrs Mitchell, vielen Dank für Ihr Entgegenkommen.« Jake schlug die Kapuze des Ponchos zurück. »Es ist sehr wichtig.«
    Frank zog sich in eine Ecke der kleinen Diele zurück. »Ma’am«, grüßte er steif.
    Jake zog seine Dienstmarke hervor und zeigte sie ihr. Sie warf nur einen oberflächlichen Blick darauf – erstaunlich, wie wenig die Leute darauf achteten. »Wir haben heute Morgen in Dr. Sobels Wartezimmer miteinander gesprochen. Ich war nicht sicher, ob Sie sich erinnern würden …«
    Auf einem Tisch in der Diele standen eine Petroleumlampe, eine Schachtel mit Kerzen und zwei Taschenlampen, die aussahen wie Relikte aus dem Kalten Krieg. Jake fragte sich, ob sie sie ausprobiert oder einfach aus einer Schublade mit Gerümpel gezogen hatte. Neben diesem wichtigsten Zubehör für den Hurrikan lag ein neuer Schundroman. Auf dem Umschlag beschäftigte sich ein in Samt gekleideter Pirat gerade mit einer vollbusigen Dame, deren Ausdruck eher Lust als Vergewaltigung signalisierte.
    Â»Ich erinnere mich an Sie«, sagte sie langsam, und die Art, wie sie es tat, sagte ihm, dass sie eine Menge nicht aussprach. »Ich hätte nie gedacht, dass Sie FBI -Agent sind.« Sie lächelte befangen.
    Â»Das bekomme ich öfter zu hören.« Aber nicht mehr ganz so oft, seit er sich in Montauk aufhielt. »Das hier ist Frank.« Jake war klar, dass es die Frau nervös machen musste, zwei fremde Männer im Haus zu haben, die ihrer Tochter im Rahmen einer Mordermittlung Fragen stellen wollten, und das auch noch während eines Hurrikans – gleichgültig, was Hauser ihr am Telefon erzählt hatte.
    Â»Kommen Sie rein«, sagte sie.
    Jake streifte seine Stiefel ab, und Frank setzte sich auf eine kleine Bank neben der Tür, um seine alten Schnürstiefel aufzuknoten. Mrs Mitchell verschwand in der Küche, und Jake sah, dass das Haus denselben Grundriss hatte wie das von Rachael Macready. »Ich hole Kaffee!«, rief Mrs Mitchell.
    Â»Das wäre wunderbar.«
    Sie kehrte mit zwei dampfenden Bechern zurück, gerade als Frank damit fertig war, seine Stiefel auszuziehen. Jake – als ewiger Studierender der menschlichen Natur – war überrascht, wie beweglich der alte Mann noch war.
    Â»Mrs Mitchell – wie Sheriff Hauser am Telefon schon gesagt hat, Sie müssen mir nicht behilflich sein. Ihre Tochter ist keine Zeugin oder etwas in der Art. Ich bin nicht einmal sicher, ob sie mir helfen kann. Ich bin nur hier, weil ich sonst nicht mehr weiterweiß, und, um ehrlich zu sein, wahrscheinlich verschwende ich nur Ihre und meine Zeit.« Was er sagte, klang überzeugend, weil es die Wahrheit war. »Sie haben von den Leuten gehört, die in Montauk ermordet wurden?«
    Sie versteifte sich und wirkte plötzlich etwas

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