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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Jake erwartet hatte: Zwei Funkgeräte – eines in Betrieb, das andere zur Reserve – blinkten wie Spielautomaten; dann gab es drei Computerterminals mit riesigen Monitoren zur Rückverfolgung von Telefonanrufen und zum Aufspüren von Handys; außerdem eine Reihe von Servertürmen und Netzwerkknoten, die alle über das Notstromaggregat liefen.
    Jake setzte sich, und die zuständige Beamtin, Mary Skillen, nickte ihm grüßend zu. »Die Verbindung steht seit einer Minute einunddreißig … zweiunddreißig … dreiunddreißig Sekunden. Aber sie wird nicht ewig halten.« Sie hielt ein FireWire-Kabel und ein Blatt Papier in der Hand. »Hier ist der Zugangscode zum System. Schicken Sie Ihre Mail so schnell wie möglich raus.«
    Wie als theatralisches Ausrufezeichen in einer Schulaufführung wurde das Licht plötzlich schwächer, und Jake hörte die Beamten alle gleichzeitig den Atem anhalten. Er ignorierte den teilweisen Stromausfall, schloss das MacBook an und stellte die Verbindung zum Server her. Er war über den Punkt hinaus, wo er sich noch irgendwelche Hoffnungen machte, er funktionierte nur noch auf Autopilot.
    Skillens Blick war auf den Netzwerkmonitor geheftet. »Sie sind drin, Special Agent Cole.«
    Jake startete das Mailprogramm des FBI und lud das Video hoch, das er aufgenommen hatte – zur Hälfte mit Kay, zur Hälfte mit Spencer. Der Verlaufsbalken in der Statusleiste am unteren Rand des Bildschirms füllte sich qualvoll langsam.
    Â»Glauben Sie wirklich, es ist ein Porträt des Killers, Jake?«, fragte Hauser von der Tür her.
    Jake zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Vielleicht nur eine weitere Sackgasse. Aber Dad hat sich eine Menge Mühe gegeben – sehr viel geistige Akrobatik –, um das zu schaffen. Und ich kann nicht glauben, dass es einfach nur der Künstler in ihm war. Er wollte mir irgendetwas sagen. Mit dem Porträt, das er aus den Teppichen gebildet hatte, mit dem Gemälde, das er mit seinem eigenen Blut malte, mit dem Chuck Close, dem er die Augen herausschnitt. Das alles waren Mitteilungen – Andeutungen –, dass ich die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten sollte. Aus seiner Perspektive.«
    Â»Da hat Ihr Vater Ihnen aber eine Menge zugetraut«, sagte Hauser langsam.
    Aus diesem Blickwinkel hatte Jake es noch gar nicht betrachtet, aber jetzt, da Hauser es aussprach, wurde ihm klar, dass es stimmte. Das war eine Schnitzeljagd, die nur wenige Menschen erfolgreich absolvieren konnten. Der alte Herr hatte ihn tatsächlich mit einem großen Vertrauensvorschuss ausgestattet.
    Während er den Anzeigebalken betrachtete, hatte er das Gefühl, dass die Zeit rückwärts lief. 3 Prozent … 3 , 5 Prozent.
    Das einzig vernehmbare Geräusch war das Toben des Hurrikans vor den Fenstern. Er hatte jetzt seinen Höhepunkt erreicht, und Hauser hoffte, dass das Auge bald über sie hinwegziehen und ihnen ein paar bitter nötige Stunden der Erholung verschaffen würde, damit sie ihre Batterien wiederaufladen konnten. Dann würde der zweite Akt dieser Tragödie biblischen Ausmaßes über Long Island hinwegfegen und zu Ende bringen, was der erste nicht geschafft hatte, alle Bauwerke von Menschenhand hinwegfegen, die die Dreistigkeit besaßen, noch stehen geblieben zu sein. Es brauchte schon eine gehörige Portion Glück, sollten sie alle noch hier sein, wenn es vorbei war.
    Aber das Wort Glück verschwand nach und nach aus Hausers Wortschatz. Er hatte schon Pechsträhnen erlebt – ein Paradebeispiel dafür war die Abfolge von zufälligen Ereignissen auf dem Footballfeld, die dazu geführt hatte, dass sein Knie zerschmettert wurde. Aber diese Sache mit Jake und dem Bloodman war schon zu jenem Zeitpunkt weit über Pech hinausgegangen, als seine Mutter ermordet wurde. Soweit der Sheriff sehen konnte, handelte es sich eher um einen Fluch.
    Und Flüche hatten es an sich, die Dinge zu ihren eigenen Bedingungen zu Ende zu bringen.

71
    Frank und Jake fuhren in nordwestlicher Richtung auf der Route 27 zur Landspitze. Sie hielten sich auf der linken Fahrspur, weil sie weiter vom Ufer entfernt lag, wenn auch nur um ein paar Meter. Rechts von ihnen tobte der Ozean mit fünfzehn Meter hohen Wellen heran, die sich auf dem Strand brachen und wie Schneepflüge über die hundert Meter bis zum Highway donnerten, wo sie am Fahrdamm explodierten und

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