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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Plan erzählen sollte, vom Grund ihres Hierseins. Aber das würde Frank nicht gefallen. Überhaupt nicht. Denn niemand – nicht einmal ein zäher alter Mistkerl wie Frank Coleridge – ließ sich gern als Köder verwenden.
    Â»Trautes Heim, Glück allein«, sagte Jake.

72
    Hauser hatte in den vergangenen zwei Tagen so viel Kaffee geschluckt, dass er befürchtete, es würde zwei Wochen dauern, um ihn wieder aus seinem Stoffwechsel zu entfernen. Er hatte schon seit einer Weile nicht mehr in den Spiegel gesehen, aber der Geschmack in seinem Mund ließ ihn vermuten, dass selbst seine Zähne braun waren. Während er durch den Korridor ging, hielt er einen Becher in der linken Hand; seine Rechte ruhte auf dem Heft des Grabendolchs seines Urgroßvaters. Er nutzte einen kurzen Moment relativer Ruhe, um das Revier in Augenschein zu nehmen.
    Es ging noch immer zu wie in einem Bienenstock, aber der gebremste Wahnsinn von vor ein paar Stunden war einem erschöpften Summen gewichen. Die meisten der Beamten waren schon bei ihrem vierten Satz trockener Kleider angelangt, und Hauser entdeckte einige T-Shirts und Stiefel an seinen Leuten, die nicht zur normalen Uniform gehörten. Er sah träge Bewegungen und Blicke, die sich ins Nichts richteten – es waren gute Leute, die sechzehn Stunden ununterbrochen gegen den Sturm gekämpft und Bürgern geholfen hatten, die besser auf die Warnungen gehört und sich davongemacht hätten.
    Er hatte seine Ressourcen auf die Morde konzentrieren wollen, die sich ausbreiteten wie ein Krebsgeschwür, aber um die Wahrheit zu sagen, seine Mittel waren beschränkt. Morgen früh würde die Nationalgarde anrollen, und dann konnte er seine Leute da einsetzen, wo sie am effektivsten waren. Doch er bezweifelte, dass sie bei der Jagd nach diesem Mörder großen Erfolg haben würden – dafür brauchte es Männer, die über die nötige Erfahrung und eine Persönlichkeit verfügten, die in den frostigen Regionen menschlicher Emotionen angesiedelt war. Kurz gesagt, einen kalten, analytischen Kerl wie Jake Cole. Den irren Jake, der in einem beigefarbenen Humvee durch die Straßen der Stadt donnerte und die Sünder zur Strecke brachte. Herrgott, wie konnte ein Leben nur so vor die Hunde gehen?, fragte er sich. Dann wurde ihm klar, dass er derselben Karawane angehörte. Na gut, fast derselben Karawane.
    Hauser hatte den größten Teil der Nacht draußen zugebracht, wo der Hurrikan die Welt auf den Kopf stellte. Er kannte die Macht von Mutter Natur – als Sheriff eines Ortes am Meer kam man nicht darum herum –, aber nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen hätte er gedacht, dass es sich so anfühlen könnte, als würde Long Island komplett aus dem Muttergestein herausgefräst. Heute Nacht, als er dort gewesen war, wo der Sturm am schlimmsten tobte, hatte er Furcht und Demut kennengelernt.
    Ein großer Teil der Stadt war zerstört – er konnte nur schätzen, wie viele Häuser vom Wind aus ihren Fundamenten gerissen oder von berghohen Wellen von den Grundmauern gefegt worden waren. Komplette Dächer waren verschwunden. Autos türmten sich zu Stapeln. Die Brandung hatte das Land in großen Bissen verschluckt. Dabei war das nur die erste Runde gewesen.
    In ein paar Stunden würde der erste Akt von Dylan vorbei sein, und dann konnten sie im Auge des Hurrikans Atem holen. Aber wie lange? Eine Stunde? Zwei? Dann würde er wieder loslegen und dem Erdboden gleichmachen, was er bisher verschont hatte.
    Hauser hatte die halbe Nacht Menschen vor ihrer eigenen Dummheit retten müssen. Warum hatten sie nicht hören wollen? Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, damit die Bürger ihren … ihren – ja, was? – zurückließen. Krempel, darauf lief es hinaus. Sicher, manches hatte viel Geld gekostet, aber es waren alles bloß Dinge. Dinge konnte man ersetzen. Oder ohne sie auskommen. Aber ein neues Leben gab es am Montagmorgen im Supermarkt gewiss nicht zu kaufen.
    Er hatte versucht, sich nur auf den Hurrikan zu konzentrieren, sich einzureden, dass er das Furchtbarste war, was seiner Gemeinde je zugestoßen war, und doch gingen ihm die Bilder von der Arbeit des Bloodman nicht aus dem Kopf. Verglichen mit diesem Kerl war Hurrikan Dylan nur ein kleineres Ungemach – und wenn man die Faust Gottes als kleineres Ungemach bezeichnete, dann war die Kacke

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