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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Wunder hielt sich der schwere Wagen auf der Straße.
    Als Jake wieder Luft bekam, sagte er: »Dieser Kerl hat mir meine Mutter genommen. Und jetzt auch noch alles andere. Da fragst du, warum?«
    Â»Derselbe Kerl? Nach so langer Zeit? Er müsste jetzt ein alter Mann sein – ich meine, immerhin ist das dreiunddreißig Jahre her.« Franks Zigarette glühte orangefarben auf, als er daran sog. »Herrgott, wo ist nur die Zeit hingekommen? Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem sie ermordet wurde, als wäre es gestern gewesen. Dein Vater hatte eine große Ausstellung in New York, ein Riesenerfolg. Alle Bilder verkauft. Er blieb noch in der Stadt, um sich zu betrinken und mit seinen Malerkumpels Party zu machen. Deine Mom aber wollte zurück. Sie machte sich Sorgen um dich, weißt du.«
    Ein leises Lächeln zuckte um Jakes Mundwinkel.
    Â»Sie mochte nicht in der Stadt bleiben. Ich begleitete sie zu ihrem Auto, und wir fuhren gemeinsam zurück. Die Zigaretten gingen uns aus, aber sie hielt nicht einmal am Kwik-Mart an, weil sie zu dir wollte. Ich musste an der Ecke aussteigen und den Rest zu Fuß nach Hause gehen.« Frank lächelte.
    Â»Das klingt, als würdest du sie auch vermissen, Frank.«
    Frank nickte. Rauch quoll ihm aus der Nase und zwischen den Zähnen hervor. »Das ist auch so, Jakey. Weißt du, ich habe es noch nie jemandem erzählt, aber ich habe deinen Vater um Mia beneidet. Er dachte, ich wäre in sie verliebt, aber daran lag’s nicht. Deine Mutter war einfach etwas ganz Besonderes. Wer immer sie deinem alten Herrn weggenommen hat, hat ihn de facto gleich mit umgebracht.«
    Â»Warum hast du nie geheiratet?«
    Frank lachte. »Ist das nicht offensichtlich? Ich tauge einfach nicht zum Ehemann.«
    Â»Mein Vater auch nicht.«
    Frank nickte und drückte seine Zigarette am Metall des Armaturenbretts aus. »Das stimmt allerdings. Aber dein Dad hat auch keine typische Frau gefunden – sondern Mia. Weißt du, wie viele Frauen es gibt, die es mit Kerlen wie uns aushalten?«, fragte er und wackelte mit dem Daumen hin und her, auf sich und Jake deutend.
    Â»Kerlen wie uns?« Dann dachte er an Kay und erkannte, dass der alte Mann recht hatte.
    Â»Ach, komm schon, Jakey. Ich habe mein halbes Leben auf Safari oder in den Bergen verbracht und dabei so ziemlich alles gejagt, was auf diesem Planeten Beine hat oder herumkriecht. Selbst jetzt noch haue ich immer wieder wochenlang in die Berge ab. Glaubst du, eine durchschnittliche Frau will so einen Mann? Sie reden viel über Frauenrechte und Frauenbefreiung, aber ich habe noch keine getroffen, die mich ich selbst sein lässt. Und du?« Er lachte, aber es war ein freundliches, liebevolles Lachen. »Du bist genauso. Es ist mir egal, wer deine genetischen Eltern waren, du bist ein Coleridge. Mit dem Unterschied, dass du Menschen jagst, um deinen Spaß zu haben.«
    Â»Ich tue es nicht zum Spaß, Frank.«
    Â»Ich bin kein guter Ratgeber, Jakey, aber man steckt in Schwierigkeiten, wenn man anfängt, sein eigenes Geschwätz zu glauben.« Franks Stimme kam kaum gegen den Lärm an, der im Wagen toste. »Ich habe dich heute beobachtet – du tust es gern .«
    Jake schüttelte den Kopf. »Da irrst du dich. Ich kündige. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Dieser Fall noch, und einen anderen, den ich abschließen muss. Das hatte ich jedenfalls vor.«
    Frank nickte. »Sicher. Und dann noch einen, noch einen und noch einen. Immer nur noch einen. Es ist wie eine schlechte Beziehung, aus der man nicht herauskommt. Denn wir lieben das, was uns zerstört, Jakey. Nur in dieser Zerstörung fühlen wir uns lebendig.«
    Sie erreichten Sumter Point, und Frank bog in die Einfahrt ab. Im grellen Scheinwerferlicht des Hummers sah das Haus aus, als stünde es seit Jahren leer. Der größte Teil der Verkleidung war fortgerissen, ganze Stücke des Dachs fehlten. Die Büsche waren zusammen mit dem Schotter der Einfahrt weggespült worden – jetzt gab es nur noch eine schlammige Fahrspur. Hinter dem Haus, nahe am Meer, lehnte sich das Atelier schräg nach hinten, dem Ozean entgegen, als hätte es seine Verbindung zur Erde verloren und dächte daran, sich in die Fluten zu stürzen.
    Jake wusste, dass der Bloodman kommen würde. Er musste kommen – jetzt waren nur noch er und Frank übrig. Er überlegte, ob er dem alten Mann von seinem

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