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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Tonnen von Wasser in die Luft schleuderten. Eine einen Meter hohe Flutwelle strömte über den Asphalt, und Frank musste das Lenkrad ständig rechts eingeschlagen halten, damit der schwere Wagen nicht in den Graben abgetrieben wurde. Immer wieder schwamm der Hummer auf und wurde seitlich weggedrückt. Dann riss Frank das Steuer herum, trat voll aufs Gas und versuchte verzweifelt, wieder Bodenhaftung zu gewinnen. Das war jetzt dreimal auf sechs Kilometern passiert, und sie wussten, wenn sie so weitermachten, hatten sie das Schicksal so oft herausgefordert, dass sie irgendwann von der Straße gespült wurden. Aber vielleicht – nur vielleicht – konnten sie es schaffen, wenn der Sturm jetzt über seinen Höhepunkt hinaus war. Also fuhren sie weiter. Wegen Jeremy und Kay und aus dem einfachen Grund, dass es sonst nichts gab, was sie tun konnten . Es war die alte Geschichte von Schicksal und Bestimmung.
    Die Bodenwanne des Hummers hatte sich mit Wasser gefüllt – ein Konstruktionsmerkmal, das dafür sorgte, dass der Wagen in Sumpfgebieten oder bei Springfluten nicht die Bodenhaftung verlor. Jakes Füße waren jetzt schon seit Stunden nass, und er fragte sich, ob sie je wieder trocken sein würden.
    Hauser hatte sie gebeten, auf dem Revier zu bleiben, aber Jake hatte darauf bestanden, zu gehen. Er wusste, die Chance, dass der Highway noch existierte, war ebenso gering wie die, dass das Haus noch stand, aber eine innere Stimme befahl ihm, dorthin zu fahren. Immerhin würde er im Strandhaus auffindbar sein. Nicht, dass das bis jetzt einen großen Unterschied gemacht hätte. Aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    Die alttestamentarische Wasserwand, die über die Straße strudelte, ließ Jake verstehen, warum der primitive Mensch Stürme als den Zorn Gottes interpretiert hatte. Ein dicker Wall aus Salzwasser traf auf den felsenübersäten Graben neben der Straße, schoss gerade in die Luft und stürzte mit einem dumpfen Klatschen auf den Asphalt herab. Frank steuerte in die Flutwelle hinein, und irgendwie hielten die Reifen Kontakt zur Straße; ein kleineres Fahrzeug wäre schon längst vom Highway gerissen worden, und nur wegen Hausers Intervention hatte man sie durch die Straßensperre gelassen, die die Zufahrt zur Spitze von Long Island blockierte.
    Frank lenkte das Monsterauto zwischen Trümmern hindurch, aus denen man eine kleine Stadt hätte bauen können. Es sah aus wie im Zentrum eines Atombombentests. Mindestens ein Dutzend Häuser lagen wie zerknitterte Schuhkartons herum. Alles, von zerquetschten Lampenschirmen bis zu dem zehn Meter langen Bruchstück einer Zedernholzveranda, wurde über die Straße geschleudert, und Frank tätschelte unaufhörlich das Armaturenbrett und erzählte seinem Monsterauto, es sei ein braves Mädchen. Und wenn das nichts half, benutzte er Schimpfnamen.
    Jake paffte eine Zigarette und beschloss, sich, wenn das alles vorbei war, so lange zu besaufen, bis er nicht mehr wusste, wer er war. Er hatte genug. Und ohne Kay und Jeremy war sowieso alles gleichgültig. Jake kam es so vor, als bewegten sie sich mit der Geschwindigkeit einer Plattentektonik, aber wenn er hinaussah in die schwarze Welt, die nur vom Schein der LED s erhellt wurde, und irgendwo einen Orientierungspunkt fand, merkte er, dass sie tatsächlich gut vorankamen. Bei dieser Geschwindigkeit würde er in zehn Minuten im Strandhaus seines Vaters sein.
    Und dann würde das eigentliche Warten beginnen.
    Jake ließ die verfügbaren Informationen noch einmal Revue passieren, spielte ein wenig mit den Zahlen herum und wusste, dass ihm irgendetwas entging – etwas, das erklärte, warum die Dinge so und nicht anders abgelaufen waren.
    Â»Ich will wissen, warum«, sprach er unwillkürlich laut aus.
    Â»Was?« Frank lenkte den Hummer um einen siebeneinhalb Meter langen Kabinenkreuzer herum, der seitlich in den Fluten lag und von jeder Welle, die vom Atlantik herandonnerte, ein Stückchen weiter auf die andere Seite der Straße geschoben wurde.
    Eine Woge kam aus der Dunkelheit geschossen und türmte sich neben dem schweren Wagen auf wie eine senkrechte Klippe. Jake zuckte zusammen, als sie herunterstürzte und Frank direkt hineinfuhr. Das Vorderteil des Hummers duckte sich erst in den Aufprall hinein und bäumte sich dann auf. Frank trat das Gaspedal durch, um etwas mehr Vortrieb zu bekommen, und wie durch ein

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