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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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ausgekühlt war. Seine Finger fühlten sich an, als gehörten sie ihm nicht, und in seiner Brust lag ein tiefgekühlter Klumpen. »Ich brauche eine heiße Dusche, trockene Kleider und ungefähr tausend Jahre Schlaf.«
    Â»Leg dich in einem der leeren Zimmer ein bisschen hin. Wir sind in Amerika, Jakey. Hier darf man so etwas.«
    Â»Unmöglich. Kay, Jeremy – ich werde nicht aufgeben, bis ich weiß …« Die Worte verklangen. Dann fing er neu an, mit Dingen, die er tun konnte. »Ich muss mit Hauser sprechen. Ich muss zurück aufs Revier.«
    Â»Und dein Vater?«, fragte Frank.
    Jake ging die Stufen hinunter. »Sie operieren ihn gerade. Ich kann hier nicht das Geringste tun. Gehen wir.«
    Frank blieb reglos stehen, den Fuß ein paar Zentimeter über der nächst tieferen Stufe. »Was, wenn er – es – zurückkommt?«
    Ein Bild von körniger Struktur flackerte über den Fernsehbildschirm hinter Jakes Augen, eine Wiedergabe der Figur, die im Korridor hinter Mrs Mitchell gestanden hatte. »Wenn er Dad hätte töten wollen, hätte er ihm nicht die Zunge herausgeschnitten. Er hätte ihm den ganzen verdammten Kopf abgeschlagen, Frank. Er ist nicht mehr hier.« Was sonst konnte er sagen? Dass ihm sein alter Herr im Grunde scheißegal war, jedenfalls, wenn er eine Wahl zwischen dem alten Mistkerl und seiner Frau und seinem Sohn treffen musste? Nein, das konnte er nicht sagen. Nicht laut.
    Frank zog sich eine weitere Zigarette heraus und setzte sich die Treppe hinunter in Bewegung. »Wenn er mit allen anderen fertig ist, Jakey, dann bist du dran.«
    Jake spürte, wie sich der tiefgefrorene Klumpen in seiner Brust verlagerte. »Darauf zähle ich.«
    Jake musste sich mit der Schulter gegen die Stahltür des Notausgangs werfen, um sie aufzubekommen. Er hielt sie für Frank offen, und sie bockte und zerrte an seinen Fingern, bis er sie mit beiden Armen wieder zudrückte.
    Sie duckten sich tief gegen den Wind und liefen, so schnell sie konnten, zu dem Hummer, der um die Ecke des Krankenhauses auf dem Rasen geparkt stand. Jake musste über einen Briefkasten klettern, den der Sturm über den Parkplatz gewirbelt und mit dem Fahrzeug verkeilt hatte. Auf Franks Seite ruhte ein Hausdach neben dem Wagen, die Schindeln weggerissen, die Sparren herausragend wie gebrochene Knochen.
    Er stieg ein, legte den Gurt an, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und erstarrte.
    Ein T-Shirt war über das Lenkrad geschlungen wie ein zum Trocknen aufgehängtes Handtuch. Es war von Dutzenden von Schnitten durchlöchert, der einstmals blaue Baumwollstoff schwarz verfärbt. David Hasselhoff grinste ihm aus dem blutigen Gewebe obszön entgegen, und der leuchtende Schriftzug Don’t Hassel The Hoff! war blutüberströmt.
    Es war ein Geschenk – eine Postkarte – eine Mitteilung, um ihn wissen zu lassen, dass jemand an ihn dachte. Amüsiere mich großartig. Wollte, du wärst hier.
    Jake schrie.

70
    Jake hatte die Finger um einen Becher heißen Kaffee geschlossen, und sie fühlten sich fast wieder so an wie seine eigenen. Hauser hatte irgendwo Jeans und ein T-Shirt aufgetrieben, und mit trockenen Kleidern und einem heißen Getränk im Bauch hatte das Zittern nachgelassen. Er saß auf einem Holzstuhl in demselben Vernehmungszimmer, in dem er hastig Emily Mitchells Porträt zusammengesetzt hatte. Hauser lehnte an der Tischkante, hielt ebenfalls einen Becher Kaffee in der Hand und sah genauso müde aus wie Jake. Frank stand in der Ecke, aß ein Sandwich und rauchte eine Zigarette, die Hauser ihm widerwillig gestattet hatte. Kays blutiges T-Shirt lag in einem durchsichtigen Beweismittelbeutel auf dem Tisch.
    Jake und Frank waren in Hausers Büro eingetroffen, unmittelbar nachdem der Sheriff aus dem Haus der Mitchells zurück war – unter den gegebenen Umständen musste die Spurensicherung noch warten, und Hauser hatte seinen unerfahrensten (während des Sturms verzichtbaren) Deputy zurückgelassen, der dafür sorgen sollte, dass niemand den Tatort verunreinigte. Die übliche Gelassenheit des ehemaligen Quarterbacks wies erste Sprünge auf, da er zusehen musste, wie die Gemeinde, der zu dienen und die zu schützen er geschworen hatte, von Kräften zerrissen wurde, die jenseits seiner Kontrolle lagen. Als Jake ihn über die Ereignisse im Krankenhaus informierte, hatte er eine

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