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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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meine Frau? Wo ist mein Sohn?«
    Der Hocker schwankte, als Frank gegen seine Fesseln ankämpfte. »Das ist dein Gebiet, Jake. Du weißt mehr über diese Scheiße als jeder andere – du bist der Kerl, der die Sprache der Toten spricht, der ihre Zeichen lesen kann. Sprechen sie jetzt nicht zu dir?«
    Â»Sind sie tot, Frank?«
    Frank zuckte die Achseln. »Würden wir dieses Gespräch führen, wenn es nicht so wäre?«
    Es gab einen Knall, und der Wind kreischte herein, weil die Vordertür aufsprang, und einen Augenblick lang glaubte Jake, der Wind hätte sie aufgedrückt. Dann schloss sie sich wieder, und eine Stimme rief: »Jake, bist du da?«
    Jake ging zur Tür. Spencer stand neben dem aus Edelstahlstangen zusammengeschweißten Polyeder. Er war völlig durchweicht und hielt eine Taschenlampe in der Hand. »Was zum Teufel tust du hier, Jake?«, fragte er.
    Â»Ich warte. Und du?«
    Â»Ich wollte nachsehen, ob bei dir alles in Ordnung ist, ob der Sturm das Haus nicht weggerissen hat.«
    Â»Ich bin beschäftigt, Bil…«
    Die Eingangstür wurde jetzt von einem so gewaltigen Windstoß aufgeschlagen, dass ein Gemälde von seinem Haken neben der Tür fiel. Es gab eine gleißende Explosion von Licht, während eine Milliarde Volt vom Himmel herabzuckten und den Hummer in der Einfahrt trafen. Das Haus erbebte in seinen Grundfesten.
    Jakes Defibrillator hatte einen Kurzschluss, und er griff sich an die Brust. Er spürte, wie sein Herz stehen blieb, und ging in die Knie.
    Spencer sprang vor und fing Jake auf, bevor er auf dem Boden aufschlug.
    Jake wollte ihm sagen, dass er Frank auf keinen Fall losbinden sollte.
    Dass er vielleicht besser fortlief.
    Aber er bekam nur ein trockenes Krächzen heraus.
    Dann verlor er das Bewusstsein.

76
    Für Hauser sah Southampton aus wie eine riesige Müllkippe. Er hätte nicht gedacht, dass es auf der Welt so viele Plastik-Gartenmöbel gab. Er hatte den Notruf aus der Myrtle Avenue geregelt – die Frau und ihr kleines Mädchen in die Notaufnahme gebracht. Sie war sofort behandelt worden, und der Arzt meinte, ihre Sehkraft würde wahrscheinlich völlig wiederhergestellt werden – das Schlimmste war das viele Blut in ihren Augen gewesen. Eins zu null für die Guten , dachte Hauser, während er zum Revier zurückfuhr.
    Er wich mit seinem Bronco gerade einem Segelboot aus, das sich mitten auf einer Kreuzung verkeilt hatte, als plötzlich ein Licht auf dem Walkie-Talkie in seiner Halterung am Armaturenbrett aufleuchtete.
    Â»Einheit zweiundzwanzig, Notfall. Bitte antworten.« Hausers Rückennummer während seiner kurzen, vier Spiele währenden Karriere bei den Steelers hatte ›Zweiundzwanzig‹ gelautet. Die Stimme war vom Unwetter verzerrt, aber verständlich.
    Hauser griff nach dem Gerät und drückte den Sprechknopf. »Ja, Wohl. Hier Hauser.«
    Â»Sheriff«, knisterte die Stimme. »… brauchen … S… hier … dring…« Trotz des Rauschens hörte Hauser, dass etwas nicht stimmte.
    Â»Schon unterwegs«, sagte er, während der Rammschutzbügel des Bronco einen Sonnenschirm erledigte, der über die Straße tanzte.
    Warum zum Teufel brauchen sie mich auf dem Revier?, fragte er sich. Wenn es irgendwo einen Notfall gab, hätte Wohl ihm die Adresse sagen und ihn hinschicken sollen.
    Was war da los?

77
    Die Stille traf ihn wie ein Schlag. Das Toben des Unwetters war verstummt, und er hörte nur leise den Wind säuseln und das entfernte Geräusch von Wellen, die an den Strand schlugen. Ein paar Sekunden später kehrte sein Tastsinn zurück. Und damit die Erkenntnis, dass er in einer Wasserpfütze lag und zitterte.
    Er schlug die Augen auf und sah nur Schwärze. Er fragte sich, ob sein Schrittmacher den Spannungsstoß überlebt hatte – seine Finger kribbelten noch, und der unverkennbare Gestank von verschmorten Kabeln begleitete einen dumpfen Schmerz in seiner Brust. Ohne einen anderen Muskel zu regen, zwinkerte er ein paarmal und erkannte, dass sich etwas vor seinem Gesicht befand. Der Umriss verdichtete sich zu einer Schuhsohle. Nein, kein Schuh – ein Stiefel. Tiefes Profil. Größe 45 . Er stemmte sich auf die Ellenbogen und sah, dass in dem Stiefel ein Fuß steckte. Der zu einem Bein gehörte. Er stieß sich weiter hoch und kam auf die Knie. Und stellte fest, dass es sich um Spencers

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