Bloodman

für ihn ›analog‹.
    Er beendete ein Gespräch, und ein neues Lämpchen begann zu blinken. »Sheriffsbüro«, meldete er sich – den vollständigen Sermon hatte er schon vor Stunden aufgegeben.
    Â»Hier spricht Matthew Carradine, FBI . Ist Sheriff Hauser zu sprechen?«
    Â»Wer, sagen Sie, spricht da?«, fragte Wohl nach.
    Â»Jake Coles Boss. Können Sie mir sagen, ob Sheriff Hauser da ist?« Die Stimme klang drängend.
    Wieder explodierte die Welt draußen, und die Spalten blitzten grellweiß auf. »Hauser ist unterwegs. Ich kann versuchen, ihn anzufunken, aber bei dem Gewitter funktioniert nichts. Wir haben Glück, dass wenigstens die Telefonleitungen noch stehen.«
    Â»Wer ist der ranghöchste anwesende Beamte?«
    Wohl blickte sich auf dem Revier um, sah aber nur jüngere Kollegen. Scopes und Spencer waren noch nicht wieder zurück. »Ich schätze, das bin ich«, stellte er fest.
    Â»Dann hören Sie mir gut zu.«

75
    Frank saß gefesselt auf einem der Küchenhocker, die Knöchel mit Isolierband an den Stuhlbeinen befestigt, die Hüfte mit einem Stück Vorhangschnur festgezurrt, die Hände in Handschellen hinter dem Rücken. Er sträubte sich nicht, er war nicht zornig oder schockiert – er saß nur in grimmigem Schweigen da und starrte Jake an.
    Â»Wo ist meine Frau? Wo ist mein Sohn?«, fragte Jake, und er musste brüllen, um den Sturm zu übertönen, auch wenn dieser langsam nachließ.
    Â»Du bist doch der Bursche, der wie ein Mörder denkt, Jake. Rechne du es dir aus.«
    Jake richtete die Pistole auf Franks Gesicht. »Ich werde dich nicht töten, Frank, aber du wirst mich noch darum anbetteln.«
    Frank schüttelte traurig den Kopf. »Jake, ich bin es – Frank. Der Typ, der immer für dich da war, wenn du seine Hilfe brauchtest. Genau wie jetzt. Du bist außer dir, Jakey.«
    Â»Sehe ich so aus, als wäre ich außer mir?« Seine Stimme klang gelassen, ruhig, und seine Augen hatten sich wieder in jene zwei schwarzen Punkte verwandelt, die wirkten, als hätte er sie sich von einer Schlange ausgeliehen. Ȇber das ›Außer mir sein‹ bin ich hinaus, seit mein Sohn verschwunden ist, Frank. Als du dir Kay geschnappt hast, war ich bereits jenseits von Wut. Und seit ich den Skalp von Emily Mitchell auf dem Treppenpfosten in ihrer Diele gefunden habe, ist meine Stimmung mörderisch. Ich glaube, du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich gefährlich sein kann – aber ich frage dich als letzten Akt menschlichen Mitleids: Wenn du mir sagst, wo meine Frau und mein Sohn sind – selbst wenn sie tot sind –, dann schieße ich dir ins Herz. Es wird schnell gehen.« Jake beugte sich vor, stützte die Hände auf die Knie, während seine Pistole im unheimlichen Zwielicht aufglänzte. »Aber wenn nicht, Frank – wenn du Sperenzchen machst und mir mit deinen verfassungsmäßigen Rechten kommst und versuchst, dich herauszuwinden, dann nehme ich das Ka-Bar da …« – er ruckte mit dem Kopf in Richtung von Franks großem Messer, das in der Tischplatte steckte, keinen Meter entfernt von der Schachtel mit Sprühschaum und Dichtmasse, die die Handwerker zurückgelassen hatten – »… und stecke es dir in den Gehörgang. Nur auf einer Seite, denn mit dem anderen Ohr musst du noch hören können, weil ich dir Fragen stelle und dir währenddesssen einzelne Körperteile abschneide. Ich habe bei den Besten gelernt, und es wird weh tun.« Er stand auf und wich ein paar Schritte zurück. Von draußen wehte immer noch der Regen herein, und Jake blieb knapp am Rand seiner Reichweite stehen. »Du würdest nicht glauben, welches Arsenal von Foltermethoden ich in meinem Kopf gespeichert habe.« Er tippte sich mit der Pistole an die Schläfe.
    Jetzt weiteten sich Franks Augen voller Furcht. »Jakey, Jakey, ich bin es! Okay? Warum sollte ich dir oder deiner Familie etwas antun wollen?«
    Â»Es ging gar nicht um mich, Frank. Das dachte ich die ganze Zeit, aber so war es nicht. Ich habe es erst vor ein paar Minuten begriffen, als es schon zu spät war. Du warst in meine Mutter verliebt, Frank.«
    Frank nickte. »Natürlich habe ich deine Mutter geliebt, Jakey. Natürlich war ich ein bisschen eifersüchtig auf deinen alten Herrn. Na und? Jeder ist eifersüchtig auf irgendetwas.«
    Â»Wo ist