Bloodman
Zentimeter weiter aufbekommen, und inzwischen war die Ãffnung beinahe groà genug, dass sich Kay mit ihrer zarten Statur hindurchzwängen konnte. Sie stand vor ihm und hatte Arm und Schulter bereits durch den Spalt geschoben. Er stellte fest, dass das enge V ihrer Jeansshorts dicht vor seinem Gesicht seine Konzentration störte, die Tür aufzustemmen.
»Musst du mir das da so ins Gesicht strecken?«, fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und zerrte an der Tür. Sie bewegte sich schwerfällig ein kleines Stück weiter, als wäre der Aufnahmeschlitz in der Wand mit dichtgepacktem Sand verstopft.
»Was?«
»Das da«, sagte er und nickte zu ihrem Schritt hin.
»Meine Vagina?«
»Ich kann nicht diese Tür aufstemmen und gleichzeitig deine Kamelzehe anstarren. Das ist eine zu groÃe Ablenkung.«
»Kamelzehe? Ich habe eine Kamelzehe? Ich dachte, die gängige Bezeichnung zurzeit wäre Muschi. Wann sind wir denn zu Kamelzehe übergegangen?«
»Als du diese engen Shorts angezogen hast.« Jake verdrehte die Augen. »Und jetzt mach schon.«
»Na gut.« Sie kauerte sich neben ihn und hockte sich mit dem Teil ihres Pos, der aus den Shorts hing, auf die Absätze ihrer Stiefel. »So besser?«, fragte sie und verdrehte theatralisch den Hals, um zu sehen, ob etwas herausschaute. »Kein bisschen Pelz zu sehen.«
Jake schüttelte traurig den Kopf. »Himmel, wo habe ich dich bloà aufgegabelt?«, fragte er rhetorisch.
»Bei den Anonymen Alkoholikern â wo die Elite der Menschheit herumhängt. Da trifft man immer so coole Typen. Die Typen, die keine Arbeit, keine Freunde und keine Selbstachtung haben. Oder falls sie doch Arbeit haben, dann einen echten ScheiÃjob, der sie unglücklich macht.« Das war jetzt mehr als sechs Jahre her. Davor , in der Sprache ihrer Beziehung. Bevor sie sich ineinander verliebt hatten und Jeremy bekamen und ein Gefühl der Sicherheit gefunden hatten, das keiner von ihnen bis dahin je erlebt hatte. »Und im Austausch dafür bekommen diese Typen heiÃe Musikerinnen ohne Arbeit, ohne Selbstachtung, aber mit groÃen, saftigen Kamelzehen.« Sie beugte sich vor, um ihn zu küssen. »Und jetzt mach diese blöde Tür auf, Houdini, wir brauchen einen Platz zum Schlafen, und wenn wir im Wohnzimmer kampieren müssen, kannst du heute Nacht nichts in meine warmen Teile hineinstecken.« Ihr sommersprossiges Gesicht verzog sich naserümpfend. »Verstanden?«
Jake nickte. »Ich arbeite ja daran, okay?«
Er hievte noch einmal mit aller Kraft, und die Tür glitt weit genug zurück, dass sich Kay durchzwängen konnte.
»Glückspilz«, sagte sie. »Dafür kriegst du später liebevolle Zuwendung.«
Jake stand auf, ohne sich die Staubmäuse von den Jeans zu wischen. Aus den Augenwinkeln sah er nach Jeremy, der gerade den Tod von einigen fünf Zentimeter groÃen Autofahrern herbeiführte. »Ich bin froh, dass er nicht hören kann, wie du daherredest.«
Kay schaffte es, sich durch den Spalt zu schieben, indem sie die Hände über den Kopf ausstreckte und sich seitlich hindurchdrückte. Ihre Brüste machten ein schabendes Geräusch auf dem Holz. Sie betätigte einen Schalter, und eine einzelne Tischlampe in einer Ecke auf dem Boden gab ein flackerndes, kränklich gelbes Licht von sich.
»Ach, schau mal. Das ist der Grund, warum die Tür geklemmt hat.«
Es klickte leise, und dann zog sie die Tür ganz auf. Sie hielt einen sechzig Zentimeter langen Schraubendreher in der Hand. »Den hat dein Vater durch die Wand und in das Türblatt gerammt.«
Jake schob die Tür zu und sah ein gezacktes Loch. »Aber wie ist er herausgekommen?« Er öffnete sie wieder.
Kay betrachtete den Durchgang, das Loch in der Wand, den Schraubendreher und stellte ein paar überschlägige Berechnungen an. »Er hätte von auÃen hineingreifen können. Man müsste natürlich wissen, wohin, aber mit langen Armen â¦Â«
Jake schob die schwere Kommode ganz beiseite, die die Ãffnung blockierte. Der Raum war unordentlich wie der Rest des Hauses, sah aber eher aus wie eine Höhle. Das Bett wirkte nicht schmutzig, doch die Laken waren zerknittert und lagen wie ein Nest oben auf der Matratze zusammengerollt. Ãberall waren Kleider verstreut â hauptsächlich die Standard-Arbeitskluft seines Vaters aus Jeans und
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