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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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ich glaube nicht an den Teufel. Das muss ich auch nicht, denn die Menschheit hat selbst schon genügend Schreckliches getan. Geben Sie dem Menschen eine Chance, zum Monster zu werden, und er wird Sie nicht enttäuschen.« Er wandte sich zum Horizont. »Gibt es Neues vom Sturm?«
    Hauser rotierte auf seinem Sitz herum, ohne aufzustehen. »Er wird genau hier auf Land treffen.«
    Â»Mist.«
    Â»Ja, so kann man es ausdrücken.« Hauser wuchtete sich von dem modernen Hocker hoch, trat ans Fenster und stemmte die Hände in die Hüften – wobei seine Rechte automatisch auf dem Griff seiner Waffe zu liegen kam und das Leder des Halfters knarrte. »Ich habe heute Morgen mit dem Wetterdienst und dem Nationalen Hurrikanzentrum telefoniert. Dylan ist ein hoher Kategorie- 5 -Sturm und wird höchstwahrscheinlich auch eine Fünf bleiben. Ich habe keine Ahnung von Hurrikanen und von ihren Kategorien schon gar nicht, aber ich habe es nachgeschlagen, und Fünf ist übel, schlimmer als der von 1938 , und das Ding hat damals den Highway und die Eisenbahnlinie weggeschwemmt, die Hälfte der Häuser zerstört, andere ins Meer gerissen, die Strommasten wie Streichhölzer geknickt und siebzig Menschen das Leben gekostet. Die Küstenlinie wurde umgestaltet wie von einem Spaten, der durch einen Eierkarton fährt.« Hauser schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Außerdem ist er elektrisch geladen.«
    Â»Das gibt es nicht«, sagte Jake.
    Â»Sie sind nicht auf der Höhe der Zeit«, erwiderte Hauser in einer guten Imitation von Dennison vom NHC . »Das Ding wird mit Blitzen um sich schleudern wie in einem Science-Fiction-Film. Möglicherweise sind wir die letzten Menschen, die an diesem Ort hier stehen, Jake. In ein paar Tagen ist hier vielleicht nur noch der Ozean.«
    Â»In ein paar Tagen könnten wir alle tot sein«, sagte Jake und trieb die existentialistische Feststellung noch einen Schritt weiter. »Oder der Planet könnte aufgehört haben, zu existieren.«
    Hauser verlagerte seine Waffenhand. »Sie sind ein ganz schön verbitterter Hundesohn, wissen Sie das?«
    Jake schüttelte trübe den Kopf. »Jedes Mal, wenn ich die zerstörten Überreste eines Menschen sehe, den man in einem Feld abgelegt hat oder der an einem Flussufer angespült worden ist, denke ich: Das war’s – das war das letzte Mal. Wenn ich morgen aufwache, werden Menschen einander nicht mehr derartige Dinge antun. Aber es hört nie auf.«
    Â»Liegt es daran? An Ihrer Arbeit? Ich meine, haben Sie sich so daran gewöhnt …« – Hauser verstummte, während er an die Häutungen in dem anderen Strandhaus dachte –, »… derartige Dinge zu sehen, dass Sie alle Menschen für schlecht halten?«
    Â»Mir kommt es so vor, als würden wir nur die Zeit totschlagen, bis der ganze Ameisenhaufen in Flammen aufgeht.«
    Â»Und was ist mit Ihrem Sohn?« Als Vater wusste er, wie viel Gutes Kinder in ihre unmittelbare Umgebung hineintragen konnten. Aber sie konnten auch sehr viel Traurigkeit bringen. Hausers Sohn war von einem betrunkenen Autofahrer getötet worden.
    Jake trat durch die geöffneten Türen auf die fleckige, salzzerfressene Terrasse. »Jeremy ist das Allerbeste. Aber er ist erst drei, und zwischen ihm und dem Ende seines Lebens liegt noch ein langer Weg. Er wird nie zu einem der Monster heranwachsen, wie ich sie jage – da jedenfalls bin ich mir ganz sicher.« In seinem Hinterkopf, im Dunkeln, verborgen zwischen ein paar Kartons mit schlechten Erinnerungen, spürte er etwas zucken. »Aber ich kann nicht garantieren, dass er glücklich sein wird. Oder ein gutes Selbstwertgefühl entwickelt. Oder jemanden heiratet, der ihn ebenso sehr liebt wie ich. Sicher, im Moment – und ich meine nur in diesem Moment – sieht alles prächtig aus.« Er erinnerte sich, wie Jeremy am Morgen am Strand gewesen war, noch ganz benommen von der Busfahrt, während er dachte, dass es auf der Welt nichts Besseres gab als MoonPies. Es wäre herrlich, wenn es immer so bleiben könnte. Aber was würde in dreißig Jahren sein?
    Hauser legte den Kopf leicht schräg, wie ein Hund, der ein Geräusch gehört zu haben glaubt. »Für Sie ist das Glas also halbvoll, nicht halbleer.«
    Jake schüttelte den Kopf. »Aber nein. Das Glas ist nur ein Glas.«
    Â»Sie haben eine einzigartige Sicht

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