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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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über eine bestimmte Rate steigt – oder darunter abfällt –, bekomme ich einen kleinen Stromschlag von einem Plastikkästchen, das sie in meinen Brustkorb eingebaut haben.« Er zuckte die Achseln, als würde ihn das nicht weiter kümmern. »In gewisser Weise ist auch das eine Droge – die Jetzt-weißt-du-dass-du-noch-lebst Droge.«
    Hauser kippte seinen Kaffee mit einem einzigen großen Schluck hinunter und ließ den Becher über die Theke schlittern. Er winkte ab, als Jake ihm nachschenken wollte. »Und ich dachte, Sie wären so eine Art paranormaler Freak.«
    Jakes Lippen wurden schmal. »Es gibt keine Hellseher. Man nennt das ›Cold Reading‹. Haben Sie die Sherlock-Holmes-Geschichte ›Das Zeichen der Vier‹gelesen?«
    Â»Ich bin eher ein Kinotyp.«
    Jake lächelte. »Watson gibt Holmes darin eine Uhr und fragt ihn, was er daraus durch reine Beobachtung ableiten kann. Da es ein Massenartikel war, glaubt Watson, die Uhr könne nichts über seinen Besitzer aussagen. Holmes untersucht das Stück, gibt es zurück und rasselt eine ganze Litanei von Details über den ehemaligen Besitzer herunter – bei dem es sich, wie er behauptet, um Watsons Bruder handelt. Der Mann war ein Trinker, oft pleite und so weiter und so fort, eben ganz wie der selbstgefällige Mistkerl, als den wir Holmes kennen. Watson wird sauer und beschuldigt Holmes, mit seiner Familie Kontakt aufgenommen zu haben, da er ansonsten nichts vom Schicksal seines armen Bruders wissen könne.« Jake trank einen Schluck Kaffee. »Die Schlussfolgerungen waren simpel. Holmes sah die Initialen und wusste, dass die Uhr Watsons Vater gehört hatte, wonach sie – wie üblich – auf den ältesten Sohn überging. Auf dem Gehäuse befanden sich eingeritzte Zahlen, wie sie Pfandleiher anbringen, das deutete darauf hin, dass der Bruder immer wieder in Geldnöte geriet – sonst hätte er die Uhr weder verpfänden müssen noch wieder einlösen können. Das Schlüsselloch zum Aufziehen war verkratzt, und Holmes nahm an, dass kein nüchterner Mensch es so oft verfehlen würde, wie es offensichtlich der Fall gewesen war. Für Holmes lag es auf der Hand. Watson hielt es für Hexerei. So etwas wie Kontakt zur ›anderen Seite‹ gibt es nicht. Das ist genauso Bockmist wie Kartenlegen und Handlesen und Geistheilungen. Wie Carl Sagan es freundlicherweise ausgedrückt hat: Wir haben ›null Daten‹. Es gibt keine Hellseherei. Und jeder, der daran glaubt, ist schlecht informiert oder einfach dumm.« Er hatte diesen Monolog schon so oft gehalten, dass er wie von selbst ablief.
    Â»Sagen wir in meinem Fall einfach schlecht informiert«, bemerkte Hauser langsam, und Jake konnte sehen, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten.
    Jake lächelte. »Ein großer Teil der Bevölkerung glaubt das dumme Zeug. John Edward zum Beispiel, der Kerl, der den Leuten im Fernsehen weismacht, er würde mit ihren geliebten Verstorbenen sprechen, den sollte man öffentlich einen Kopf kürzer machen.«
    Â»Ein bisschen hart.«
    Â»Nur die Wahrheit. Es gibt kein Leben nach dem Tod. Keine Kobolde, keine religiösen Visionen oder außerirdischen Besucher. Nur psychotische Schübe, Realitätsverlust und gute, altmodische Betrüger. Und die sehe ich haufenweise herumlaufen.«
    Jake trat an die großen Türen, die auf den Strand hinausgingen. Er zog die Riegel zurück und schob sie ziehharmonikaartig auf. Das Haus schien einen gewaltigen Atemzug zu tun, und plötzlich roch alles frischer, neuer.
    Hauser lehnte sich an die Theke. »Glauben Sie an den Teufel?«
    Jake stemmte die Hände in die Hüften und musterte Hauser. »Jede Kultur hat irgendeinen Namen für den schwarzen Mann, und wenn ich mir so eine üble Schweinerei wie das da ansehe« – er deutete auf die Akten auf dem Couchtisch –, »dann verstehe ich auch, warum.«
    Â»Das beantwortet meine Frage nicht.«
    Jake starrte ihn durchdringend an. »Leute wie Francis Collins glauben, der Mensch müsse von Gott erschaffen sein, weil er so etwas wie Moralität besitzt. Ich dagegen sehe unsere Spezies an und frage mich, wovon zum Henker er eigentlich spricht. Die Geschichte dieser Welt – speziell ihre religiöse Geschichte – ist ein einziges, abscheuliches Blutbad.« Jake schüttelte den Kopf. »Also nein,

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