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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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nachzudenken.
    Es dauerte zehn Sekunden, bevor er wieder sprach. »Zunächst einmal, wenn sie Genaueres über Jake erfahren möchten, dann müssen Sie ihn schon selbst fragen. Aber ich werde Ihnen ein paar kleine Informationen geben, Sheriff Hauser, weil Sie sich den Luxus des Misstrauens nicht leisten können. Dazu fehlt Ihnen die Zeit. Von allen Polizeirevieren in den Vereinigten Staaten, die im Augenblick einen Mordfall bearbeiten, haben Sie das große Los gezogen. Wenn es Jakes Vater nicht gerade so schlechtginge, würde ich ihn so schnell abziehen, dass Sie glauben, er wäre nur eine Fata Morgana gewesen. Ich will damit Ihre Lage nicht beschönigen – ich habe die Akte gelesen, und Sie haben da ein echtes Problem –, aber Jake hat noch andere Fälle, die wesentlich dringender sind als Ihrer.«
    Â»Was kann denn dringender sein als eine Mutter und ihr Kind, denen bei lebendigem Leib die Haut abgezogen worden ist?«, fragte Hauser, um daran zu erinnern, worum es hier eigentlich ging.
    Â»Beispielsweise neun kleine Jungs, die innerhalb des letzten Monats verschwunden sind, und deren Eltern die abgeschnittenen Köpfe ein paar Tage später mit der Post zugeschickt bekamen – per Nachnahme. Jemand hatte Nägel hineingeschlagen. Prämortem .«
    Â»Mein Gott.«
    Â»Ja. Mein Gott. Hören Sie, ich weiß, dass Jake nicht zu dem Image passt, das das FBI gern von sich pflegt, und ich müsste Sie anlügen, wenn ich sagen wollte, dass Sie der erste Polizeibeamte sind, von dem ich einen solchen Anruf erhalte. Es ist offensichtlich, dass Jake unserem Phänotyp nicht entspricht. Er arbeitet auf eigene Rechnung für uns, und es ist für uns ein Privileg, mit ihm zusammenarbeiten zu können – und auch ein Privileg für Sie .« Er unterbrach sich wieder, als würde er mit sich ringen, wie weit er Hauser vertrauen durfte. »Jake hat eine sehr seltene Fähigkeit.«
    Â»Ist er so eine Art Hellseher?«
    Hauser war überrascht, dass Carradine herzhaft und anhaltend lachte. »Sheriff, wir arbeiten so effizient, weil wir uns auf die Wissenschaft verlassen. Weil wir präzise Protokolle entwickelt haben. Weil wir verstehen, dass gesicherte Daten auf anderen gesicherten Daten aufbauen und das eventuelle Resultat davon die Aufklärung eines Falles ist. Wir machen dabei keinen Hokuspokus oder bedienen uns des bösen Blicks. Wieder müsste ich lügen, wollte ich sagen, dass Sie der Erste sind, der mich das fragt, aber als Gesetzeshüter sollten Sie es besser wissen. Es gibt keine Hellseher. Keine Geisterbeschwörer. Keine Menschen, die mit den Toten sprechen. Das ist alles unwissenschaftliche Phantasterei. Einfach ausgedrückt, ist Jake der pragmatischste Problemlöser, den ich je erlebt habe. Er verfügt über ein eidetisches Gedächtnis – vollständige fotografische Erinnerung. Er muss nur ein einziges Mal durch einen Raum gehen, und schon kann er sich an das kleinste Detail erinnern, als hätte er einen digitalen Videorekorder in seinem Kopf eingebaut. Es ist ein wenig beunruhigend, weil diese Eigenschaft sehr selten vorkommt. Sie ist auch außerordentlich bemerkenswert. Jake wäre der Erste, der Ihnen mehr darüber erzählt, wenn Sie sich die Mühe machten, ihn danach zu fragen.«
    Hauser spürte, wie sich seine Einschätzung von Jake als eine Art Zirkus-Freak veränderte und knapp oberhalb von Taschenspieler einpendelte. »Es ist also nicht so ein unheimliches Ich-kann-die-Toten-sehen -Ding?«
    Carradine lachte in sich hinein. »Nein, Sheriff, es handelt sich lediglich um eine ausgesprochen scharfe Beobachtungsgabe. Und wenn Ihnen seine eiserne Ruhe auf die Nerven geht, denken Sie bitte daran, dass er ständig nur das Schlimmste zu sehen bekommt, was Menschen anderen Menschen antun. Es braucht schon eine ganze Menge, um ihn aus der Ruhe zu bringen.«
    Hauser erinnerte sich daran, wie Jake im unterirdischen Labor der Gerichtsmedizin Madame X über den abgeschälten Fuß gestrichen hatte.
    Â»Sind Ihre Fragen damit beantwortet?« Der Tonfall sagte Hauser, dass seine Redezeit beendet war.
    Ihm wurde bewusst, dass er in gewisser Weise jetzt weniger über Jake Cole wusste als vor dem Anruf. »Ich denke schon«, sagte er. Dann fügte er ein lahmes »Danke« hinzu und legte auf.

25
    Jake kauerte vor der Schiebetür zum Schlafzimmer seines Vaters. Er hatte sie ein paar

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