Bloodman
Adrenalinstoà der Furcht überschwemmte ihn, und sein Herz stieà wie eine giftige Schlange gegen den Brustkorb. Es gab ein paar Impulse von dem in seine Brust implantierten Defibrillator, aber nichts, was mit dem weiÃglühenden Feuerwerk vergleichbar gewesen wäre, das seine Stromkreise heute bereits zweimal überlastet hatte.
Mit ihr ist alles in Ordnung.
Gehäutet.
Jeremy geht es gut.
Gehäutet.
Warum hat er sich die Krankenschwester geschnappt?
Rache.
Wofür?
Du denkst nicht scharf genug nach.
Es ist ein Zufall.
Es gibt keine Zufälle, du naiver Trottel!
Sie umrundeten den sanften, langgezogenen Bogen der letzten Kurve vor Sumter Point, aber bei fast hundertachtzig Stundenkilometern wirkte sie weder sanft noch langgezogen. Hauser lenkte gegen und lieà den schweren Wagen in einem Aufheulen von Motorenlärm und wegspritzendem Schotter hindurchdriften.
Sie waren kaum durch die Kurve, als Jake schon seinen Gurt gelöst hatte und seine Hand auf dem Griff der Waffe lag. Hauser schoss die letzten vierhundert Meter mit einem kräftigen Schub aus dem schweren V- 8 -Motor entlang und trat erst im allerletzten Moment voll auf die Bremse. Im Powerslide bog er in die Einfahrt ab, dass Steine und Staub nach allen Seiten flogen. Jake war aus dem Wagen und durch die Tür, bevor Hauser den Motor abstellen konnte.
Hauser rannte hinten ums Haus herum, die Sig gezückt und entsichert, eine Patrone in der Kammer, den Finger um den gebogenen Sportabzug gelegt. Er hatte Schwierigkeiten zu begreifen, dass jemand Menschen die Haut abzog, aber mit einem Gegner aus Fleisch und Blut nahm er es jederzeit auf. Das hatte für kurze Zeit seinen Erfolg auf dem Footballfeld ausgemacht.
Er erreichte die Terrasse im selben Moment, als eine der groÃen Glastüren aufglitt. Er hob die Sig, richtete die Mündung auf die Ãffnung und zielte auf die Brust des Mannes, der heraustrat.
Die Gestalt materialisierte sich zu Jake, der eine Seite aus einem Notizblock in die Höhe hielt. »Sie sind in Montauk.«
Jake ging über die Terrasse und lieà sich auf die Stufen sinken, die zum Strand hinabgrinsten wie die grauen, hölzernen Zähne einer alten Jahrmarktspuppe. »Einkaufen.« Er betrachtete die Notiz einen Moment lang, dann knüllte er sie zusammen und stopfte sie in die Tasche. Er hielt immer noch die Waffe in der Hand, aber als Hauser an seiner Sig den Sicherungshebel umlegte und sie wieder ins Halfter schob, steckte auch Jake seine Waffe ein.
Jetzt, wo sich die Bedrohung in Luft aufgelöst hatte, legte sich Hausers Adrenalinschub, und er lieà sich schwer auf die Stufen fallen, die Ellbogen auf die Knie gestützt. »Es ist vielleicht nicht so gut, dass sie hier sind, Jake.«
Jake stieà einen langen Atemzug aus, lehnte sich zurück und dehnte sich. »Sie fahren wieder. Ich will sie während des Sturms nicht hier haben. Ich will sie nicht in der Nähe des Häuters haben. Ich will nicht, dass sie in meiner Nähe sind und in Gefahr geraten.«
Hauser dachte an das Haus des Todes in Southampton, wo Rachael Macready zu einem Stück Vergangenheit reduziert worden war. »Jake, was soll ich nur wegen dieses Kerls unternehmen?«
Jake zog die Zigaretten aus der Tasche und bot Hauser eine an, der aber ablehnte. Er steckte sie sich mit dem Zippo aus Sterlingsilber an. Der Ozean verdüsterte sich immer mehr, während sich die Sonne hinter ihnen über dem westlichen Rand der Insel an den Abstieg machte. Jake fragte sich, wie das Meer morgen früh aussehen würde, wenn der Sturm achthundert Kilometer näher war. Und wie schlimm würde es morgen Nacht werden? Würde der Hurrikan einfach die ganze Stadt aus dem Boden reiÃen und in Kansas wieder absetzen? »Zwei Morde gestern Nacht. Ein weiterer heute Nachmittag. Das liegt dicht beisammen. Selbst für einen durchgeknallten Irren. Wer so schnell arbeitet, begeht Fehler, trifft falsche Entscheidungen. Es wirkt fast so, als hätte er ein Zeitlimit.«
»Der Sturm zieht auf«, sagte Hauser und deutete aufs Meer hinaus.
Jake schüttelte den Kopf und sog an seiner Kippe. »Daran liegt es nicht. Was er tut, hat einen Sinn. Er arbeitet hart daran, weil er nicht anders kann. Wir â ich â müssen uns darüber klarwerden, warum. Wenn wir das Warum kennen, steigen unsere Chancen erheblich, auch das Wer herauszufinden.« Er saugte so heftig am Filter, dass das Papier
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