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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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hierbleiben.« Er machte eine Kopfbewegung zum schäumenden Atlantik hin, wo sich die Wolken zu einer grauen und düsteren Decke verwoben hatten, die mit dem Ozean verschmolz. Die Wellen donnerten ans Ufer, und Schaum und Stücke von Treibgut wurden am Meeressaum hin und her geworfen. »Wo sind all die Vögel hin?«
    Hauser sah zum Himmel empor. »Wenn ich die Wahl hätte, glauben Sie, ich wäre dann noch hier?« Er drehte sich um und ging davon.

37
    Jake saß immer noch auf den Stufen und sah zu, wie sich der Ozean langsam für die große Show am nächsten Tag aufwärmte, als Kay auf die Terrasse kam. Jeremy hüpfte neben ihr her. Das Wassser brach sich in grauen, weiß gekrönten Wellen, die sich zischend und brodelnd den halben Strand hinaufschoben. Jeremy setzte sich auf Jakes Schoß.
    Â»Daddy, da ist ein Polizist in der Einfahrt.«
    Â»Er bewacht das Haus, wenn Daddy nicht da ist.« Seine Weltmüdigkeit schmolz dahin, und einen Moment lang kam es ihm vor, als stünde in seinem Universum alles zum Besten.
    Kay ließ sich neben ihm auf die Stufen fallen und gab ihm einen Schmatz. »Wie war dein Nachmittag?«, wollte sie wissen.
    Was sollte er darauf antworten? Super. Abgesehen von einer armen Frau, die man skalpiert und abgehäutet hat. Wahrscheinlich deshalb, weil sie das Pech hatte, die Krankenschwester meines Vaters zu sein. Ach ja, und die gehäutete Frau mit ihrem Kind im Leichenschauhaus – die wollen mir auch nicht aus dem Kopf. »Gut«, sagte er und musste wieder einmal seine Arbeit von ihr fernhalten – ein weiterer Grund, warum er beschlossen hatte, den Job an den Nagel zu hängen.
    Sie trug Levi’s Jeans und ein hautenges T-Shirt, von dem ihn David Hasselhoffs lächelndes Gesicht anstrahlte. Die Worte Don’t Hassel The Hoff zogen sich quer über die Rundungen ihres Busens.
    Â»Woher hast du denn das T-Shirt?«, fragte Jake lachend.
    Â»Hübsch, was?« Sie richtete ihre Brüste auf ihn wie Geschütztürme. »Aufsehenerregend, oder? Niemand kommt ›The Hoff‹ krumm!«
    Â»Der Mann im Laden hat gesagt, Mommy sieht megageil aus«, warf Jeremy fröhlich ein.
    Gelächter blühte in Jake auf, und es fühlte sich gut an. »Kluger Mann.«
    Kay lächelte ihn an. »Er war um die fünfzehn. Ich glaube nicht, dass er schon mal Titten aus dieser Nähe gesehen hat.« Sie lugte hinunter auf ihr T-Shirt. »Er fand meine Tattoos cool.«
    Â»Cool, ja?«
    Â»Wenn man als pubertierender Jüngling einer Tussi auf die Titten starrt, muss man doch irgendetwas sagen.«
    Â»Megageil«, wiederholte Jeremy. »Ist Mommy geil?«
    Jake zog seinen Sohn an sich. »Nein, sie ist wunderschön.«
    Kays Augen wurden feucht, und sie sagte: »Warum bist du der einzige Mann, der mich je schön genannt hat?«
    Jake zuckte die Achseln, was er in letzter Zeit immer öfter zu tun schien. »Weil du es bist. Und weil du zu viel Zeit mit Arschlöchern verbracht hast.« Zu ihrem ersten AA -Treffen war Kay mit dem Arm in der Schlinge gekommen. Ihr letzter Freund hatte auf sie eingeschlagen, während sie schlafend im Bett lag. Er brach ihr dabei das Handgelenk – an ihrer Spielhand.
    Â»Aber jetzt habe ich einen wunderbaren, fröhlichen, netten Typen gefunden!«
    Â»Und ich habe eine Frau mit Realitätsverlust am Hals.«
    Sie knuffte ihn gegen den Arm. »Ich habe Hunger.«
    Â»Dann mach was zu essen.«
    Kays Kochkünste waren schon lange Anlass für Scherze zwischen ihnen. Wenn Jake nicht arbeitete, übernahm er das Kochen. Ansonsten ging ein Gutteil ihres Einkommens für Restaurants drauf. Jeremy liebte Pizza mit Anchovis, überbackene Sauerkrautsandwiches und süßsaure Matzeknödelsuppe vom koscheren Chinesen an der Ecke.
    Jake stand mit seinem Sohn im Arm auf und schwang ihn sich auf den Rücken wie ein Äffchen. »Wie wär’s mit Pizza, Moriarty?«
    Jeremy schlang die Arme um seinen Hals. »Und Apfelsaft?«
    Jake erinnerte sich, ein Faltblatt von Angelo’s Pizza Palace in dem Stapel Post an der Eingangstür gesehen zu haben. »Ich denke, Apfelsaft kriegen wir hin.«
    Das Abendessen wurde eine halbe Stunde später geliefert. Gleich auf den ersten Blick sah Jake, dass der Lieferbursche nur einen einzigen Karton in der Hand hielt.
    Â»Was bin ich schuldig?«
    Der Junge wirkte wie zwölf, und sein

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