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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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knisterte und zischte.
    Â»Vorhin haben Sie gesagt, es sähe nach Rache aus. Warum?«
    Â»Diese Kerle genießen normalerweise das, was sie tun. Der Akt bereitet ihnen Vergnügen. Sie lieben ihn, ziehen ihn in die Länge. Aber der hier nicht. Er schlägt blitzschnell zu. Jedenfalls bei der Krankenschwester. Er taucht voller Wut auf, teilt seine Strafe aus und verschwindet wieder. Warum?«
    Â»Wieso sollte er fünfzehn Kilo Haut und Haare mitschleppen? Bastelt er sich daraus im Keller Overalls? Lampenschirme? Brieftaschen? Herrgott, sagen Sie etwas.«
    Jake schüttelte den Kopf und stieß eine Rauchwolke aus, die sich im Wind zerstreute. »Ich glaube nicht. Wenn er sie straft, lässt er sie für etwas bezahlen. Das bedeutet ein persönliches Motiv.«
    Hauser hob die Hände. »Wollen Sie damit sagen, dass er die Opfer kennt?«
    Â»Ich weiß es nicht.«
    Â»Wenn ich der Typ wäre, der diese Ermittlung leitet …«
    Jake zeigte auf Hauser. »Sie sind der Typ, der diese Ermittlung leitet.«
    Â»Sie wissen schon, was ich meine. Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass der Mistkerl mir eine Heidenangst macht – und zwar ganz tief drinnen .«
    Jakes Miene blieb ausdruckslos, unbewegt. »Mir auch«, sagte er.
    Â»Stimmt es, dass diese Typen im Grunde erwischt werden wollen?«
    Jake lächelte schwach und schüttelte den Kopf. »Ist mir bisher nicht aufgefallen.«
    Â»Warum zum Teufel schreibt ein Killer dann Briefe an die Polizei oder legt ständig Leichen am selben Ort ab? Das ist kontraproduktiv.«
    Â»Es liegt nicht daran, dass sie erwischt werden wollen – sie glauben, sie wären nicht zu fassen . Sie dürfen nicht vergessen, dass diese Menschen – wenn man sie Menschen nennen will – an schwersten Persönlichkeitsstörungen leiden. Es gibt keinen Serienkiller, der ein gut angepasstes menschliches Wesen wäre. Ihnen geht es ausschließlich um sich selbst. Mit einem Mord davonzukommen, steigert ihr Selbstvertrauen. Beim zweiten Mal noch mehr. Und plötzlich glauben diese Kerle, sie wären Meisterverbrecher. Es ist reine Arroganz. Serienkiller folgen dem durchschnittlichen Intelligenzprofil der Bevölkerung – die Bandbreite reicht von kaum funktionsfähig bis hochintelligent. Aber als Faustregel gilt, dass sie schlecht angepasste Verlierer sind.«
    Hauser versuchte in Jakes Gesicht zu lesen, in ihn hineinzusehen. »Ich bin froh, dass Sie das gesagt haben.«
    Â»Warum?«
    Â»Die Art, wie Sie über diese Typen reden, die Art, wie Sie sie zu verstehen scheinen – das klingt fast so, als würden Sie im Grunde irgendwie Respekt vor ihnen haben.«
    Zum ersten Mal erwischte Hauser Jake auf dem falschen Fuß. »Das ist keine Großwildjagd, bei der man eine Beziehung zu seiner Jagdbeute aufbaut. Ich empfinde keinerlei Respekt vor diesen Monstern – und glauben Sie mir, Monster sind sie allesamt. Sozial unangepasste und kaputte Menschen. Wer sie zu etwas anderem als Versagern hochstilisiert, ist genauso ein Verlierer wie sie, in geringerem Maß vielleicht, aber trotzdem ein Verlierer. Herrgott, ich hasse diese Kerle.« Er sah auf den Ozean hinaus und hatte den Eindruck, dass das Wetter sich den Ereignissen anzupassen begann. Vielleicht entwickelte sich doch noch eine Art von Wagneroper.
    Â»Ich auch.« Hauser stand auf und wischte sich den Sand vom Hosenboden. »Ich fahre zum Haus von Schwester Macready zurück. Rufen Sie mich über das Revier an, leider ist mir gerade mein Handy verlorengegangen.«
    Jakes Mund verzog sich zu einem betretenen Grinsen. »Tut mir leid.«
    Â»Wenn ich das Gefühl hätte, dass jemand es auf meine Familie abgesehen hat …« Hauser ließ den Satz unvollendet, während er am oberen Ende der Treppe verharrte, den Blick auf den Ozean gerichtet. »Ich schicke einen Streifenwagen her, die sollen das Haus im Auge behalten.«
    Â»Sie können jetzt keinen Mann entbehren.«
    Â»Und Sie können nicht zulassen, dass Ihrer Familie etwas zustößt. Schaffen Sie sie morgen früh hier weg, Jake. Und Sie selbst sollten auch verschwinden.«
    Â»Kann nicht.« Er zuckte die Achseln. »Will nicht – das läuft auf dasselbe hinaus. Mein Vater. Der Killer.« Fast hätte er noch die unheimlichen Bilder drüben im Atelier erwähnt, die Studien des gesichtslosen Bloodman. »Ich muss

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