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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
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Er klang peinlich berührt. »Ausgesprochen professionell von mir«, fügte er hinzu.
    Jake hielt ihm das Päckchen hin, und Hauser zog sich ungeschickt eine heraus und steckte sie sich mit Jakes silbernem Zippo an. Schlenkernde Skelette aus Tanz der Toten waren darauf eingraviert. Jake stieß wie ein Drache dünne Rauchfahnen durch die Nasenlöcher aus. »Jeder Mensch, der von einem solchen Anblick unberührt bleibt, ist ein Monster.«
    Hauser machte einen tiefen Lungenzug, pickte sich ein Stückchen Tabak von der Zunge und sah Jake an. »Ihnen scheint es nichts auszumachen.« Die Worte kamen in einer Rauchwolke heraus.
    Jake zog wieder an seiner Zigarette. »Ich schließe das alles weg. Das muss ich, sonst würde ich verrückt werden. Aber ich glaube, ich bin langsam an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr kann. Ich werde kündigen. Ich habe die Toten so satt, dass es …« Er verstummte und suchte nach den richtigen Worten.
    Â»Für den Rest Ihres Lebens reicht?«
    Jake nickte dankbar. »Für den Rest meines Lebens. Ja. Genau. Danke. Anscheinend gehen mir die Klischees aus. Das erste Anzeichen für einen Stresskoller.«
    Hauser spuckte auf den Boden. »Ihr Herz, wie schlimm steht es damit?«
    Jake zuckte die Achseln. Es war eine akademische Frage. »Schlimm genug, dass sie es mit einem computergesteuerten Defibrillator verdrahtet haben, damit es nicht den Geist aufgibt.« Jake starrte seine Motorradstiefel an. »Damals, während meiner Zeit im Tal des Todes, schluckte ich Heroin zum Frühstück, aß Koks zum Nachtisch und machte so lange weiter, bis mir der Stoff ausging, normalerweise nachdem ich mich drei Tage lang mit Kopfschmerzen, trockenem Mund, Durchfall und einem gelegentlichen Herztod herumgequält hatte. Ich bin dreimal gestorben.« Jake führte die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger zum Mund und tat einen tiefen Zug. »Ich fing an, mich wie eine Parodie meiner selbst zu fühlen.«
    Â»Zu Gott gefunden?«, fragte Hauser ernsthaft.
    Es war nicht das erste Mal, dass man Jake diese Frage stellte, aber sie ging ins Leere. Er hatte nie verstanden, warum Junkies und andere Verlierer anscheinend so oft zu Gott fanden. »Ich wachte einfach eines Morgens auf und beschloss, dass ich genug davon hatte, mich selbst zu hassen. Irgendwie brachte ich die Kraft auf, lange genug clean zu bleiben, um meinen Onkel aufzuspüren und ihn um Hilfe zu bitten. Er hat mich in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Drei Tage in der Hölle, während ich das Gift ausschwitzte, gefolgt von Monaten, in denen sie die hintersten Winkel meines Gehirns durchleuchteten. Dann jahrelange Treffen bei den Anonymen Alkoholikern und Anonymous Narcotics, den anonymen Suchtkranken. Egal, wie beschissen ich mich fühle, bei den AA -Treffen gibt es immer ein armes Arschloch, an dem ich sehe, dass es mir geradezu goldig geht und ich das große Los gezogen habe.«
    Â»Wir werden sowohl vom Guten als auch vom Bösen motiviert.«
    Â»Sie klingen wie Yoda.«
    Â»Ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten.«
    Jake schüttelte den Kopf. »Normalerweise sprechen Cops nicht gern mit mir.«
    Hauser dachte zurück an sein anfängliches Misstrauen gegenüber dem Mann und fühlte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg.
    Â»Warum denn nicht?«
    Â»Sagen Sie’s mir«, erwiderte Jake, zuckte die Achseln und zog eine neue Zigarette aus dem Päckchen.
    Hauser ließ seine zu Boden fallen und zertrat sie mit dem Absatz auf dem Asphalt. Vor ein paar Stunden war er Jake gegenüber noch ausgesprochen argwöhnisch gewesen, aber sein Zusammenbruch im Haus hatte ihn von einem unbesiegbaren Gegner in einen normalen Menschen verwandelt. »Sie sehen einfach aus wie einer von der Gegenseite.«
    Jake hob abwehrend eine Hand, über deren Metakarpale sich dunkle Zeilen von Schriftzeichen hinzogen.
    Â»Fanden Sie das Leben nicht schon anstrengend genug, ohne sich den gesamten Körper mit einer italienischen Horrorstory tätowieren zu lassen?«, fragte Hauser.
    Jake war überrascht, dass der Sheriff bemerkt hatte, was seine Tätowierungen bedeuteten. »Es war keine bewusste Entscheidung. Ich wachte eines Morgens damit auf, nach einem viermonatigen Horrortrip, an den ich keinerlei Erinnerung habe.« Er drehte die Hand um, auf deren Innenfläche sich die Schrift fortsetzte. »Es ist eine Courier-Schrift,

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