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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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bestätigte der Praelector und schlug mit seinem Stock auf ein Grasbüschel. »Das war damals, als Vertel vor Eintreffen der Polizei verschwinden mußte.« Er schwieg kurz. »Dann hat uns also Rektor Skullion an den Klöten, wie? Das glaube ich nicht.«
    Er drehte sich um und ging voran, hinauf zu dem asphaltierten Weg, und der Dekan hinterher. Er war froh, daß er sich dem Praelector offenbart hatte. Der alte Mann strahlte eine Kraft aus, die ihm selbst abhanden gekommen war, eine Zielstrebigkeit und einen glasklaren Verstand. Und diesmal ging der Praelector als erster durch die Schwingtore.
    Lange Zeit sprach keiner von beiden, und erst als sie Laundress Green überquert und an der Mühle angekommen waren, wandte sich der Praelector an ihn. »Sie haben das doch noch keinem anderen erzählt, oder?« fragte er. »Keinem, Praelector, keiner Menschenseele.« »Gut. Und jetzt trennen sich unsere Wege. Wir wollen nicht beim gemeinsamen Betreten des Colleges gesehen werden. Wir reden später. So kann die Lage nicht bleiben.« Und der Praelector schritt, wie es dem Dekan erschien, erstaunlich energiegeladen durch die Gasse Richtung Silver Street. Eine Zeitlang verweilte der Dekan noch an der Mühle, sah zu, wie das Wasser über das Wehr und unter der Brücke hinwegstrudelte, auf der er stand, und erinnerte sich wehmütig daran, wie ein südafrikanischer Student aufgrund einer Wette um fünf Pfund mitten im Winter durch den Mühlteich geschwommen war. Das war 1950 gewesen, und der junge Mann hatte Pendray geheißen. Der Dekan fragte sich, was aus ihm wohl geworden war. Er schaute gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie der Praelector weiter hinten in der öffentlichen Toilette verschwand, was seine plötzliche Eile erklärte. Nach dieser neuerlichen Desillusionierung drehte sich der Dekan um und ging in die andere Richtung durch Little St. Mary’s Passage. Bevor er nach Porterhouse zurückkehrte, wollte er sich noch im Copper Kettle ein Täßchen Tee genehmigen. Wie er so unglücklich dasaß, wurde ihm klar, warum man den Praelector früher den »Vater des Colleges« genannt hatte. Und auch der Ausdruck »Gang nach Grantchester« hatte für ihn eine ganz neue Bedeutung gewonnen.

26
    An der Universität Kloone beendete Purefoy Osbert seine fortlaufende Betreuung, bei der er einmal im Monat die Arbeiten der Studenten las, mit einem kurzen Kommentar versah und benotete. Er war mit dem befriedigenden Gefühl aus Cambridge angereist, was er Mrs. Ndhlovo zu erzählen hatte, würde sie zweifellos davon überzeugen, daß er ein richtiger Mann war. Er hatte ein paar Tage gebraucht, um seine Erkältung und die Angst zu überwinden, die sich im Labyrinth seiner bemächtigt hatten, doch von da an sah er sich in einem ganz neuen Licht. Er war nach Porterhouse gekommen, um herauszufinden, wer Sir Godber Evans ermordet hatte, und in wenigen Wochen war ihm gelungen, was Anwälte und professionelle Privatdetektive monate- und jahrelang vergeblich versucht hatten. Er hatte die Zeit und den Ort, die Anwesenheit des Dekans und die sonstigen Umstände dieses Ereignisses äußerst sorgfältig notiert, sich sogar in Unkosten gestürzt und in der Benet Street ein Schließfach genommen, wo er diese Aufzeichnungen verwahrte. Allerdings war er seiner ersten Eingebung nicht gefolgt, nach London zu fahren und Goodenough und Vera seine Erkenntnisse mitzuteilen, weil die sie wohl als nicht beweiskräftig verworfen oder sofort – und seiner Meinung nach übereilt – aktiv geworden wären. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, und außerdem war er sich seiner Theorien über die Verbrechensursachen sowie die Rolle von Polizei und Justiz als Auslöser kriminellen Verhaltens nicht mehr hundertprozentig sicher. Schlimmer noch, Purefoy war zum erstenmal in seinem Leben zwar nicht einem Mörder von Angesicht zu Angesicht gegenübergetreten, hatte aber seine Umrisse gesehen und die Brutalität in seiner Stimme gehört. Skullion hatte kein vernünftiges Argument, keine plausible Ausrede oder auch nur eine Erklärung für seine Tat vorgebracht, lediglich die Drohung,
    es Purefoy zu sagen, falls ihn der Dekan und die Fellows nach Porterhouse Park abschieben wollten. Purefoy Osbert hatte nie zuvor von Porterhouse Park gehört. Jetzt wußte er, daß man alte Fellows dorthin brachte, sobald sie lästig wurden oder mit der Polizei in Konflikt gerieten. Doch im Grunde blieb die Frage nach Skullions Motiv unbeantwortet. Er hatte noch eine Menge Arbeit vor sich, ehe

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