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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nuschelte Sir Cathcart und fuhr vor lauter Verzweiflung rasch fort: »Vielleicht sammelt sie für irgendeine karitative Organisation.«
    Doch bevor er seine Gäste zurück ins Haus komplimentieren konnte, war Myrtle zur Tür herein. »Sie sind mir verflucht was schuldig«, schrie sie und schwenkte die durchgerissenen Scheine. »Zweitausend bekackte Piepen. Und die zahlen Sie mir, sonst ...«
    Die Drohung war überflüssig. Nichts hätte für Sir Cathcart katastrophaler sein können als ihr Auftauchen zu diesem Zeitpunkt. Puterrot und sprachlos versuchte er mit den Lippen die stumme Botschaft zu formen, sie solle verschwinden, doch davon wollte Myrtle nichts wissen. Sie war gekommen, weil sie ihr Geld und ihre Rache haben wollte, und wild entschlossen, sich beides zu verschaffen. Mit grimmiger Miene wandte sie sich an die Gäste.
    »Er sagt, er steht auf Niggerweiber, und ich soll mir das verdammte Gummizeugs überziehen«, sagte sie zu ihnen. »Er hat da so ein Haus in Cambridge, wissen Sie, und verlangt von mir, daß ich ihm eine Oralbehandlung verpasse, und ich muß mir die Brustwarzen färben. Und wissen Sie, was er dann macht?« Die gesellschaftliche Rangordnung korrekt einschätzend, näherte sie sich den Lazarus-Crouches. »Verschnürt mich so, daß ich mich nicht bewegen kann und läßt mich die ganze Nacht und den ganzen Tag da liegen, damit er ...«
    »Das habe ich keineswegs getan«, stammelte Sir Cathcart törichterweise. »Ich ...«
    Doch jetzt gab es kein Entkommen mehr. Myrtle hatte Lady Sarah gegen eine Kamelie gedrückt und atmete ihr schale Brandydünste ins Gesicht. »Er steht auf die Duschnummer, verstehen Sie?« teilte sie ihr durch die Kapuze mit. »Ich nenn so was ekelhaft. Sie verstehen?«
    Offensichtlich hatte Lady Sarah eine diffuse Ahnung, hätte aber gerne darauf verzichtet. »Nein, wirklich«, sagte sie. »Doch, wirklich«, sagte Myrtle und wedelte ihr mit den zerrissenen Scheinen vor der Nase herum. »Warum wollte er mir wohl sonst zwei Riesen bezahlen? Schmutzige alte Kerle zahlen doch wohl nicht so viel Geld für die olle Missionarsstellung, oder?«
    »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen«, murmelte Lady Sarah schwach.
    »Ich muß schon sagen ...«, versuchte einer von Cathcarts Kameraden einzugreifen, doch da drehte sich Myrtle um und hielt ihm das Geld unter die Nase. »Zwei Riesen. Das isser mir schuldig«, knurrte sie durch die Kapuze. »Ich geh erst, wenn ich’s habe.«
    »Schon gut«, sagte Sir Edmund diplomatisch und bugsierte seine Frau in Richtung Tür. Etliche der vornehmen alten Kameraden und ihre Gattinnen folgten. Nur einer blieb. »Also, gute Frau, wenn Sie uns mal entschuldigen würden«, sagte er zu Myrtle und nahm Sir Cathcart beiseite. »Geben Sie ihr um Himmels willen das Geld«, sagte er. »Das gehört sich einfach.«
    Wenig später hing Sir Cathcart schlaff auf einem Stuhl in der Bibliothek und sah zu, wie die letzten Wagen abfuhren. Nicht einmal trinken wollte er etwas. Er war entlarvt worden.

34
    Der Collegerat trat zwei Wochen später zu einer Plenarsitzung zusammen, um sich den Bericht des Praelectors anzuhören und eine Entscheidung zu fällen. Im Vorfeld hatte es etliche informelle Besprechungen und hitzige Debatten gegeben. Doch der Praelector hatte den Boden so gründlich beackert, daß Dekan und Obertutor zwar immer noch wütend waren, aber keine triftigen Argumente mehr hatten. Der Praelector verließ sich nicht mehr auf seine unbestrittene Autorität alleine. Nun hatte er Macht eingesetzt, und zwar bediente er sich dabei eines denkbar seltsamen und ausgefallenen Werkzeugs – nämlich Purefoy Osberts.
    »Das ist reine Erpressung«, schnaubte der Dekan fuchsteufelswild, als ihm der Praelector erklärte, Dr. Osberts Verdächtigungen seien eine Waffe, die er durchaus verwenden werde, falls dies unumgänglich sein sollte. »Nennen Sie es, wie Sie wollen«, erwiderte der Praelector. »Es ist die Wahrheit, und wenn es sein muß, werde ich sie benützen.«
    »Wenn Sie das täten, würden Sie das College ruinieren. Sie würden genau das zugrunde richten, was Sie angeblich bewahren wollen.«
    »Ich wiederhole, Sie haben die Wahl. Wenn Sie sich Hartangs Nominierung zum Rektor widersetzen, geht Porterhouse ohnehin zugrunde.«
    »Aber der Mann ist ein Verbrecher, ein Ungeheuer.« »Das leugne ich nicht. Aber er ist außerdem enorm reich und verwundbar. Wenn wir ihm zu seinem Schutz Ehrbarkeit bieten, erhalten wir weit mehr als seine Dankbarkeit. Er wird uns

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