Bloody Mary.
ausgeliefert sein.«
Der Dekan feixte ungläubig.
»Ich meine es ernst. Uns ausgeliefert«, fuhr der Praelector fort. »Sie haben ja die beinahe unsäglichen Zustände nicht gesehen, unter denen er lebt, und was dieser bedauernswerte Mensch wohl für Stil hält. Die großen Glastische, das geschmacklose grüne Ledersofa, die schmiedeeisernen Stühle, die Fenster aus Panzerglas. Sie würden angesichts der Vulgarität seines Minimalismus erschauern. Gott sei Dank sammelt er keine Gemälde.«
»Ich begreife nicht, was uns das angeht«, sagte der Dekan. »Sie wollen diesen Mörder und Verbrecher ins College einschleusen und behaupten, damit sei er uns ausgeliefert. Sie sind wahnsinnig.«
Doch der Praelector lächelte nur. »Karl V., König von Spanien und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, damals der mächtigste Mann in Europa und somit wahrscheinlich noch unsympathischer als Edgar Hartang, zog sich die letzten Jahre seines Lebens in ein Kloster zurück. Ich habe dem neuen Rektor gegenüber diesen Vergleich nicht gezogen – und bezweifle, daß er ihn verstehen würde –, stelle mir aber vor, daß wir in Mr. Hartangs Leben eine ähnliche Rolle spielen können. Eine ruhige Phase der Besinnung, kombiniert mit der Befriedigung zu wissen, daß man für die Exzesse seiner Vergangenheit bezahlt, indem man seinen Beitrag zu den kulturellen Errungenschaften der Gegenwart leistet. Gewiß wird unser zukünftiger Rektor das Leben hier so wohlwollend einschätzen. Schließlich hat er keine Familie.«
»Woher wissen Sie das? Bestimmt hat er überall auf der Welt schauderhaften Nachwuchs gezeugt.«
»Knaben«, erwiderte der Praelector süffisant. »Und wenn Sie wissen wollen, woher ich das weiß: Mr. Schnabel verhielt sich äußerst kooperativ. Die Firma Schnabel, Feuchtwangler und Bolsover, die neuen Rechtsberater des Colleges, waren wirklich zu hilfreich. Was Mr. Hartangs Zukunft angeht, sind sie ganz meiner Meinung. Er hat sich wohl eine Drohung zuviel geleistet. Aber Sie werden die Herrschaften ja kennenlernen, wenn sie herkommen, um die Verträge auszufertigen. Alles muß seine Richtigkeit haben.«
»Aber was werden Retter und Wyve dazu sagen? Die kann man doch nicht einfach so abservieren.« »Niemand wird abserviert«, widersprach der Praelector. »Sie werden sich weiterhin um die vor Ort anfallenden Angelegenheiten kümmern, und außerdem werden sie von Porterhouse bezahlt, eine völlig neue Erfahrung für sie. Vermutlich ist Ihnen nicht klar, wieviel wir den beiden schulden, aber ...«
Dr. Buscott gegenüber schlug der Praelector einen ganz anderen Ton an, und im Gespräch mit Professor Pawley betonte er: »Dadurch wird sichergestellt, daß Porterhouse einen substantiellen Förderbeitrag für die wissenschaftlichen Projekte der Universität leisten kann, und selbstredend wird dabei Ihren Vorschlägen zentrale Bedeutung zukommen.« Doch die größten Schwierigkeiten machte der Obertutor. »Rauschgift? Heroin, Kokain, und Sie wollen, daß ein Drogendealer Rektor von Porterhouse wird? Ich werde mich seiner Nominierung mit allem Nachdruck widersetzen«, sagte der Obertutor. »Sie sorgen da für einen erschreckenden Präzedenzfall. Nein, ich weigere mich, an einer derart widerwärtigen Verschwörung mitzuwirken. Nur über meine Leiche.«
Den Bruchteil einer Sekunde war der Praelector versucht, zu sagen, das ließe sich einrichten, doch er verzichtete darauf. »Es wird in Porterhouse kein Rauschgift geben«, versprach er. »Komischerweise ist Mr. Hartang genau Ihrer Meinung. Stimmt, früher bestanden bei ihm gewisse Verbindungen zum Rauschgifthandel, aber er hat seine Fehler schon vor geraumer Zeit eingesehen.«
»Nicht, wenn man den Tonbändern glaubt. Wie ist er Ihrer Ansicht nach sonst zu so viel Geld gekommen? Er steckt mit der Mafia und den südamerikanischen Drogenkartellen unter einer Decke. Er läßt Leute ermorden, beauftragt bezahlte Killer, er begeht die ungeheuerlichsten Verbrechen ...« »Stimmt, Obertutor, stimmt auffallend. Wer sich ihm in den Weg stellt, nimmt in der Regel ein böses Ende.« Er hielt inne, damit der Obertutor seine Schlüsse ziehen konnte. »Allerdings hat ihn die Geschichte gelehrt, daß Ehrbarkeit auch ihre Vorteile hat. Nehmen wir Präsident Kennedys Vater. Hat seine Laufbahn als Schwarzbrenner und Gangster begonnen, der während der Prohibition miesen Gin und Whisky verkaufte und mit ziemlicher Sicherheit Konkurrenten ermorden ließ. Im Krieg wurde er dann als Botschafter bei uns
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