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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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die alte Scharteke eine Macke hat, tut nichts zur Sache. Die Hälfte meiner Mandanten sind nicht ganz bei Trost, dennoch bleiben sie dank meiner Hilfe solvent und wandern nicht ins Kittchen. Fragen Sie Vera.«
    Doch davon nahm Mr. Lapline lieber Abstand. Die körperlichen Vorzüge von Goodenoughs Sekretärin waren für Mr. Laplines Geschmack ein wenig zu auffällig und wurden, so vermutete er, gelegentlich eingesetzt, um die Steuerfahndung davon abzuhalten, sich zu gründlich mit den dubiosen Konten von Goodenoughs Mandanten zu befassen. Er zog es vor, nicht über die anderen Verwendungszwecke zu spekulieren, die sein Sozius für sie haben mochte. Mr. Lapline kehrte in sein Büro zurück und dachte wehmütig darüber nach, ob er sich die Gallenblase nicht doch herausnehmen lassen sollte. Am selben Abend erörterte Goodenough das Problem mit Vera. »Sie ist eine alte Frau, die erlebt hat, daß sich alles, woran sie glaubte, als falsch erwies, und dadurch ist sie noch verbitterter geworden, als sie ohnehin schon war. Jedenfalls weiß sie nicht, was sie mit ihrem vielen Geld anfangen soll, und jetzt ist sie wild entschlossen, in Porterhouse auf den Putz zu hauen. Den guten Lappie hat sie schon zum Rotieren gebracht, und seine Gallenblase macht wieder Ärger. Wie immer, wenn er unter Streß steht. Ich habe mich einverstanden erklärt, statt seiner die Kandidaten zu finden.«
    »Was bedeutet, daß ich es tun muß«, stellte Vera fest und genehmigte sich noch einen Gin-Tonic.
    »Na ja, ich hatte eigentlich gehofft ...«, sagte Goodenough und spielte den Schuldbewußten.
    Vera machte es sich auf dem Sofa bequem. »Dazu brauche ich ein wenig Urlaub«, sagte sie. »Und Spesen.« »Kein Problem. Bloody Marys Spesenkonto wird das schon richten. Und du bist ein Engel.«

2
    So sah sich Vera zwar nicht, aber in den zwei Wochen ihrer Abwesenheit ging es Mr. Lapline viel schlechter. »Ist Ihnen auch wirklich klar, was Sie da tun?« fragte er Goodenough mehrmals, nur um gesagt zu bekommen, es sei alles unter Kontrolle. Goodenough verriet lieber nicht, wessen Kontrolle das war, und Mr. Lapline befragte ihn lieber nicht zu gründlich. Als Vera zurückkehrte, hatte sie eine Liste mit zwanzig Akademikern dabei, die nur zu gern nach Porterhouse wollten. Goodenough überflog die Liste voller Skepsis. »Ich hatte keine Ahnung, daß es so viele Universitäten gibt«, gestand er. »Und wer ist eigentlich dieser Kerl aus Grimsby, dessen Forschungsschwerpunkt psychoerotische anale Phantasien sind? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Porterhouse ihn nimmt, sechs Millionen hin oder her.« »Ich kann mir auch nicht denken, daß Lady Mary ihn nimmt«, sagte Vera. »Es sei denn, ihr gefällt, daß er am frühen Morgen bereits Alkohol zu sich nimmt. Andererseits ist er zweifellos radikal.«
    »Und Dr. Lamprey Yeaster aus Bristol? Sein Lebenslauf klingt doch sehr solide: befaßt mit ›Historischer Analyse der industriellen und demographischen Entwicklung in Bradford‹.« »Irgendwie kann ich mir nicht denken, daß er für sie das richtige ist«, sagte Vera. »Er ist Mitglied der National Front, und seine Ansichten über Schwarze sind doch sehr bedenklich.« »Wenn das so ist, wird sie ihn nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Und ich sehe hier auch keinen anderen, für den sie sich entscheiden würde.«
    »Und ob du den siehst, mein Lieber«, sagte Vera. »Meiner Meinung nach wird ihr Dr. Purefoy Osbert gefallen.«
    Goodenough sah sie mißtrauisch an. »Heißt das, du hast ihn schon vorgemerkt. Warum? Was ist so Besonderes an ihm, wenn man von seinem Namen absieht?«
    »Nicht sehr viel, außer daß er tut, was ich ihm sage. Sieh dir mal die Liste seiner Veröffentlichungen an.« Goodenough las sie durch. »Offenbar hat er eine Vorliebe für Hinrichtungen«, sagte er. »Besonders für Erhängen. Eins seiner Bücher heißt Fallstricke.«
    »Das ist Purefoys Hauptwerk. Ich hab’s zwar selber nicht gelesen, hörte aber, es sei starker Tobak. Er hat in seiner Studie jeden Tod durch den Strang in England seit 1891 berücksichtigt.«
    »Und du glaubst, Bloody Mary ist mit ihm einverstanden? Sie ist eine glühende Gegnerin der Todesstrafe.« »Genau wie Purefoy. Du hast ja keine Ahnung, wie viele Unschuldige seiner Ansicht nach am Galgen gelandet sind. Das ist seine zentrale These.«
    »Und was soll das hier mit Crippen? Dr. Crippen ist unschuldig? Der Widerling war nicht unschuldig. Er war schuldig wie nur was.«
    »Nicht laut Purefoy«, sagte Vera.

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