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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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»Mrs. Crippen hat Selbstmord begangen, daraufhin ist der Doktor in Panik geraten und hat sie im Keller verscharrt.«
    »Ha, nachdem er sie in kleine Stückchen zerhackt oder weiß Gott was getan hat? Dieser Osbert tickt wohl nicht richtig. Ich kann mir aber vorstellen, daß er sich mit Lady Mary prächtig versteht. Eins noch, warum nennst du ihn immer beim Vornamen?«
    Vera lächelte. »Weil er mein Cousin ist.« Das ließ Goodenough gegenüber Mr. Lapline unerwähnt. Ja, er modifizierte sogar Dr. Osberts Veröffentlichungsliste. Mr. Lapline ging es schon schlecht genug, ohne daß er sich damit beschäftigen mußte, ob Dr. Crippen unschuldig war und was geschah, als Mrs. Thompson gehängt wurde. Er hatte ausreichend Probleme mit seinen eigenen Eingeweiden. »Ich kann wirklich nicht behaupten, daß mir irgendeiner von denen auch nur ansatzweise gefällt«, sagte er, »und was diesen Burschen in Grimsby angeht ...«
    »Sie meinen, für Porterhouse ist er nicht der Richtige?« Mr. Lapline brachte seine Ansicht zum Ausdruck, daß der Mann für nirgends der Richtige sei, außer für die Hölle. Goodenough verschwand, um den nächsten Schritt zu tun. Nachdem er Lady Marys Notizen über die leitenden Fellows gelesen hatte – ohne eine auch nur ansatzweise wohlwollende Bemerkung zu finden –, hielt er es für das beste, die Einrichtung eines neuen Stipendiums nicht mit dem Schatzmeister zu besprechen. Der Dekan (ihre Kommentare über den Dekan waren gehässig) und der Obertutor, »ein rundum unintelligenter Mensch, dessen Interesse für den Rudersport auf ein zwanghaft pubertäres Interesse« schließen lasse, wie sie es formulierte, mißtrauten offensichtlich dem Schatzmeister, der sich »aus finanziellen Erwägungen auf Godbers Seite geschlagen hat«. Unabhängige Belege für diese Antipathie lieferten die Berichte zweier Privatdetektive, die Lady Mary beauftragt hatte, den Tod ihres Mannes zu untersuchen. Ein Bericht – verfaßt von einem bedauernswerten Lauscher, der zwei höllische Monate als Tellerwäscher in den Collegeküchen zugebracht und sich dort von den Scheuerpulvern und Waschmitteln, die er hatte benutzen müssen, eine höchst unangenehme Hautkrankheit zugezogen hatte – schilderte den Dekan als die eigentliche Autorität in Porterhouse und den Obertutor als seinen Stellvertreter.
    »Ich habe beschlossen, das Angebot durch den Obertutor vorbringen zu lassen«, teilte Goodenough Vera mit. »Wenn ich mit der Idee zum Schatzmeister ginge, würde der Dekan sie glatt abschmettern. Er würde Ärger wittern. Hat einen Riecher für so was. Wie auch immer, nach allem, was ich höre, ist der Schatzmeister so verzweifelt auf der Suche nach Geldquellen, daß er uns ohnehin unterstützen muß. Es macht einen besseren Eindruck, wenn es vom Tutor kommt.«
    Dabei war diese List unnötig. Der Dekan schmiedete bereits Pläne, Porterhouse für einige Zeit zu verlassen. Er wollte einen reichen Nachfolger für Skullion suchen, vorzugsweise einen ehemaligen Porterhäusler, einen Alten Herrn. Er hatte Skullion immer gemocht, doch angesichts der angespannten finanziellen Lage in Porterhouse schien es unabdingbar, einen neuen Rektor zu finden – einen mit Beziehungen in die Finanzwelt und beträchtlichem Privatvermögen. Wenigstens war der Dekan dieser Meinung. So hatten sie auch dem finanziellen Debakel abgeholfen, in das Lord Fitzherbert das College gestürzt hatte. Fitzherbert war selbst ein recht wohlhabender Mann gewesen, und man hatte ihn – nicht ahnend, welche Katastrophe man damit heraufbeschwören würde – zum Rektor ernannt. Diese Methode war in Porterhouse immer besonders gern angewandt worden, und der Dekan wollte sich ihrer erneut bedienen. Die Hauptschwierigkeit bestand darin, Skullion loszuwerden. Niemand hatte vermutet, daß er nach seinem Schlaganfall noch so lange leben würde, und nun konnte der Dekan nur hoffen, daß er nach einem opulenten Abendessen leise dahinscheiden würde. Dem Dekan schwebte da das exquisite Entenessen vor. Skullion hatte immer eine Vorliebe für Canards pressés à la Porterhouse gehegt. Für alle Fälle hatte der Dekan den Collegearzt aufgesucht, in der Hoffnung, eine ungünstige Prognose für den Rektor gestellt zu bekommen, doch Dr. MacKendly war eher um den Dekan besorgt. »Was haben wir denn diesmal?« fragte er. »Macht Ihnen die olle Prostata wieder Ärger?« »Wohl kaum«, sagte der Dekan, »da sie mir bisher noch nie auch nur den geringsten Ärger bereitet hat.« »Tja,

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